Ein zweifelhafter Sieg in Frankreich

Geschrieben von: am 06. Mai 2012 um 19:43

Mit der Wahl Francois Hollandes werden sehr viele Hoffnungen verknüpft. Der europäische Fiskalpakt und das deutsche Spardiktat könnten nun vor der Aufkündigung stehen. Doch soweit ist es noch lange nicht und auch die offene Anbiederung von Sigmar Gabriel an Hollande zeigt, dass hier keine neue Politik im Entstehen ist, sondern es darum geht, aus der Wahl in Frankreich innenpolitisches Kapital zu schlagen. Aus Sicht der SPD reicht es ja schon, wenn Hollande die “handwerklichen Fehler” Merkels beim Namen nennt und etwas Kosmetik an der neoliberalen Agenda betreibt, die ansonsten von der SPD voll mitgetragen wird.

Der Sieg Hollandes ist aber auch deshalb von zweifelhafter Natur, weil er mit den Stimmen der Rechtsextremen erkauft worden ist und somit von kurzer Dauer sein wird. Hollande ist wohlmöglich nur ein Übergangspräsident, weil Marine Le Pen vom Front National mit dem Abgang von Sarkozy auf einen Zerfall der bürgerlichen Rechten setzt. Geht ihre Strategie auf, könnte sie in fünf Jahren die große Gewinnerin sein. Vorausgesetzt in Europa ändert sich nichts bis auf die kosmetischen Korrekturen, die von machtlosen Linken und geschäftstüchtigen wie karrieregeilen Sozialdemokraten unter großem Getöse durchgesetzt werden.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Mai 7, 2012

    Erstaunlich für deutsche Verhältnisse: 81% Wahlbeteiligung (auch in FR rückläufig) … nebenbei: hast du Infos, wie hoch die in Griechenland war?

    • adtstar  Mai 7, 2012

      Es wird nur berichtet, dass die Wahlbeteiligung sehr hoch gewesen sein soll, was auch nicht verwundert. Im Vorfeld wurde die Wahl ja als Entscheidung zwischen Pest und Cholera bezeichnet, weil beide Regierungsparteien (Konservative und Scheinsozialisten) für den Sparkurs eintreten. Das war aber eine verkürzte Darstellung wie man jetzt am Erstarken der politischen Ränder sehr deutlich sieht.

      • Careca  Mai 7, 2012

        Gerade auf den Seiten des Griechischen Innenministeriums die zahlen gefunden:
        2012:65.09%
        2009: 70.95 %
        2007: 74.15 %

        Die Wahlberichtserstatter hatten recht. Die Wahlbeteiligung war im Vergleich zu Schleswig-Holstein überraschend hoch …

        Nebenbei, das Endspiel Klein-Napoleon gegen den Ex-Profi-Bürgermeister lockte im Rückspiel 2% mehr an. Aber immerhin 4% weniger als beim letzten französischen Politikendspiel.

  2. Ormuz  Mai 7, 2012

    Hollandes wäre wirklich gut beraten Rückgrat zu zeigen und nicht vor der Kanzlerin einzuknicken.