Verschleuderung von Steuergeld

Geschrieben von: am 01. Mrz 2009 um 11:22

Können sie sich noch an den Finanzwissenschaftler Friedrich Thießen von der Technischen Universität Chemnitz erinnern? Der hatte im letzten Herbst zusammen mit seinem Kollegen Diplom-Kaufmann Christian Fischer ein Gutachten zu den Hartz IV Regelsätzen erstellt. Darin kamen der Professor und sein Mitarbeiter zu dem Ergebnis, dass 132 Euro im Monat ausreichen würden, die physische Existenz zu sichern. 

Was ich bisher nicht wusste, ist die Tatsache, dass Professor Thießen Inhaber des ersten Lehrstuhls für Investmentbanking ist, welcher durch die Commerzbank finanziert wird, wie ich in einem aktuellen Kommentar von Maria Kniesburges, Chefredakteurin der ver.di PUBLIK, lese. Das ist ja sehr interessant. Damit dieser Professor und seine Geldgeber weiter etwas verdienen können, nachdem sie sich höchst selbst in die Krise manövriert haben, scheint es nur logisch, pseudo-wissenschaftliche Tipps zu geben, wo sich bei anderen noch etwas einsparen ließe.

Im Augenblick sehen wir ja, wo Steuergelder dringend gebraucht werden! Eben nicht bei den Empfängern von Arbeitslosengeld II, sondern bei unseren so genannten Leistungsträgern, wie Professor Thießen und den Finanzfachleuten bei der Commerzbank. Dort hat der Staat bereits 18,2 Milliarden Euro hinübergereicht und somit rund sechsmal soviel bezahlt, wie die Bank eigentlich noch wert war. Dennoch begnügt sich der Staat mit einem Anteil von nur 25 Prozent plus einer Aktie sowie der Feststellung, stillzuhalten, damit die Finanzjongleure sowie ihre wissenschaftlichen Mietmäuler, siehe Professor Thießen, munter weiter machen können wie bisher.

Lesen sie dazu mal die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken im Bundestag zu der Einflussnahme des Bundes auf die Geschäftspolitik der Commerzbank AG. Sie werden erschrecken. Denn die Bundesregierung gibt ganz offen zu, keinen Einfluss zu haben, da sie keine Mitglieder im Aufsichtsrat stellt. Wie will man da eigentlich kontrollieren, was mit dem Steuergeld des Staates passiert? Um mal eine Gegengröße in die Runde zu werfen. Die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze um nur 100 Euro würde den Staat lediglich sieben Milliarden Euro kosten und zudem dafür sorgen, dass die Kaufkraft derer zunimmt, die nach Auffassung des Professor Thießen angeblich mit 132 Euro pro Monat auskommen können sollen. Wo wird hier eigentlich Geld verschleudert und wer schmarotzt hier ganz unkontrolliert?

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. adtstar  März 1, 2009

    Wie ich gerade bei Spiegel Online lese, will Commerzbank-Chef Blessing die Annahme von weiteren Staatshilfen nicht ausschließen.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610564,00.html#ref=rss

    Lesen sie mal die wirklich sehr komischen Gedanken des Managers. Er kann es verstehen, dass sich Mitarbeiter der Commerzbank darüber ärgern, keine Boni zu bekommen, wie die Kollegen bei der übernommenen Dresdner.

    Diese Bank macht Blessing im Übrigen zu schaffen. Hat doch die ehemalige Mutter Allianz einen Verlust von 6,4 Milliarden Euro für die Dresdner ausgewiesen, die nun die Commerzbank zu schultern habe.

    In diesem Zusammenhang ist es interessant zu lesen, wie sich Herr Blessing zu einer Beteiligungsdauer des Miteigentümers Staat äußert. So als ob er gerne sagen möchte, dass der Staat mit viel Geld und wenig Beteiligung so lange erwünscht ist, wie die Verluste, die durch die Übernahme der Dresdner Bank mit entstanden sind, abgetragen seien.

  2. uboot  März 1, 2009

    Die geplanten Staatshilfen mögen zwar vom Staat kommen, sind aber keine Steuergelder, sondern „neues Geld“-mehr nicht.. Die permanente Verknüpfung des aktuellen Wahnsinns mit Methoden aus normalen Zeiten (eben über den Begriff „Steuergeld“) ist aktuell falsch.

    • adtstar  März 1, 2009

      Und was wäre dann die richtige Verknüpfung? Auch „neues Geld“ kommt nicht von einem Goldesel, den man bei Steinbrück im Büro vermuten könnte.

      Die Protagonisten machen ja auch keinen Hehl daraus, dass die „Geldgeschenke“ von heute – gemeint ist dabei nur das läppische Konjunkturprogramm -, die Ausgabenkürzungen von morgen sein werden. Und das heißt im Grunde, nach der Bundestagswahl im Herbst haben Kürzungsprogramme Konjunktur.

      Bei den Milliarden für die Banken wird es keine Kürzungen geben und es wird auch keinen Rückfluss des eingesetzten Geldes geben. Das konnte man am Beispiel IKB sehr schön studieren. Steinbrück gab über 10 Mrd. in einer Nacht, zurück bekam er 38 Prozent von 100 Millionen beim Verkauf an Lonestar.

      38 Prozent deshalb, weil sich plötzlich die mehrheitlich privaten Eigner der Bank, die sich bei der Stützungsaktion zuvor noch mit der Begründung zurückgehalten haben, es handele sich doch um eine öffentliche Bank (38 Prozent KfW-Anteil), dann doch ihren Anteil beim Verkauf einstreichen wollten.

      So ist das Geschäft. Und wer soll nun Steinbrücks Bankengeldesel bezahlen? Deshalb ja auch die prophylaktischen Überlegungen des oben genannten Professors aus Chemnitz. Den Zusammenhang wollte ich deutlich machen.