Überraschung! Im Winter ist es kalt

Geschrieben von: am 22. Dez 2009 um 12:46

Haben sie auch die Meldungen vom Wochenende verfolgt? Wegen Eis- und Schneechaos brach der Verkehr in Halbeuropa punktuell zusammen. Zahlreiche Reisende hingen auf Straßen, Schienen und Flughäfen fest. Aber lag das nun am Wetter?

Die Frage ist durchaus ernst gemeint. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es im Dezember kalt werden könnte, ist recht hoch, trotz des Klimawandels. Man muss doch mal darüber nachdenken, wie es denn sein kann, dass im Eurotunnel gleich mehrere Züge stundenlang herumstehen, ohne dass die Betreiber eine zügige Lösung anbieten können? Und während Claudia Schiffer mit einer persönlich organisierten Rettungsaktion vorzeitig aus einem der Züge aussteigen durfte, mussten die restlichen Passagiere die Horrorreise bis zum bitteren Ende mitmachen.

Auf den Flughäfen ein ähnliches Bild. Die Passagiere bleiben sich selbst überlassen und müssen in den Terminals übernachten. Vor allem mangelt es an Informationen und an Betreuung durch geschultes Servicepersonal. Im Grunde fehlt es an übergreifenden Strategien, um wetterbedingte Ausfälle für die Betroffenen erträglicher zu machen. Es liegt also nicht am Wetter, wenn tausende Menschen irgendwo feststecken, sondern vielmehr an den Unternehmen, die mit Verkehrsausfgaben betraut sind. Kann es so gesehen nicht vielleicht auch sein, dass privatwirtschaftliche Renditeinteressen unter schwierigeren Wetterbedingung einen dramatischen Nebeneffekt produzieren?

Nehmen sie nur das Beispiel Deutsche Bahn. Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer sagte dazu heute früh im Deutschlandfunk:

„Hier in Berlin haben wir ja ein Chaos gehabt, wie wir es im Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben. Ich sage immer, was Bomben und Granaten im Zweiten Weltkrieg nicht geschafft haben, hat die Renditeorientierung der Deutschen Bahn bewirkt. Die haben die Unterhaltung extrem gekürzt, sie haben das Personal eingespart und sobald eine unvorhergesehene Maßnahme kommt, stehen sie da und wissen nicht weiter. Das geht alles zu Lasten der Fahrgäste, das muss sich ändern.“

Kälte sollte im Winter keine Überraschung sein. Nur scheinen einige Unternehmen – betriebswirtschaftlich gesehen – damit nicht zu rechnen.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Krematorium  Dezember 22, 2009

    „Der Winter kam, wie immer, unerwartet“ könnte eine Anekdote sein.

  2. Hen  Dezember 22, 2009

    Es darf nie, nie, niemals in diesem Land eine wirklich große
    Katastrophe geben. Die Verantwortlichen könnten sie nicht bewältigen. Und der weitverbreitete neoliberale Egoismus würde ganz schnell für Tote sorgen.
    Ich denke mittlerweile, das jede Familie Lebensmittelvorräte
    (möglichst unabhängig von Energie zu verzehren) für mehrere Wochen bunkern sollte. Das ist keine Panikmache, sondern ganz kühl kalkuliert.

  3. Teja552  Dezember 22, 2009

    Im Winter ist es kalt na so was aber auch, hätte man gar nicht denken können oder!

    Das wird wohl alles an ungenügende Vorbereitung und zu wenig Personal liegen, naja wenn man Prominent ist, scheint das ja kein Hindernis zu sein und man kann sicher sein es wird einen geholfen.

  4. Careca  Dezember 22, 2009

    Es gibt in München bei jedem ersten Kälteeinbruch ein Phänomen, worüber inzwischen keine Zeitung mehr berichtet:
    Verkehrschaos auf der Straße bei den Autofahrern.
    S-Bahnchaos aufgrund liegengebliebenen Zügen oder weil deren Türen nicht mehr funktionieren.
    Aber Promis fahren in München ÖPNV auch nur im Notfall. Da gibt es halt nichts großartiges zu berichten.

  5. Anonymous  Dezember 22, 2009

    „dass privatwirtschaftliche Renditeinteressen unter schwierigeren Wetterbedingung einen dramatischen Nebeneffekt produzieren?“ Genau das ist es !