TV-Auftritte von wahlkämpfenden Politikern

Geschrieben von: am 07. Mai 2009 um 15:17

Solche Auftritte unmittelbar vor einer Wahl sind eigentlich nicht erwünscht. Zumindest hat der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) einer internen Richtline folgend, wonach Mitarbeiter und Schauspieler, die an einem Wahlkampf beteiligt sind, sechs Wochen vor der Wahl nicht am Mikrofon oder auf dem Bildschirm auftreten dürfen, dies als Begründung für die Verbannung des Schauspielers Peter Sodann aus der Serie „Schloss Einstein“ des Kinderkanals Ki.Ka angeführt. Seine Auftritte als Schuldirektor seien bis zur Bundespräsidentenwahl unerwünscht, bestätigte die zuständige Saxonia Filmproduktion. MDR-Sprecher Stefan Mugrauer sagte, auch die “Tatort”-Folgen in denen Sodann als Kommissar Ehrlicher auftritt, würden bis zur Wahl nicht wiederholt.

Umso erstaunlicher ist nun die Meldung, dass der Mitteldeutsche Rundfunk offenbar nix dagegen hat, wenn der Thüringer CDU-Landtagsfraktionschef Mike Mohring wenige Wochen vor der Kommunalwahl in einer Nebenrolle derselben Kinderserie einen ärztlichen Retter mimen darf.

Toll finde ich auch die Begründung von Jörg Schönenborn (WDR-Chefredakteur) zur Ausladung von Gesine Schwan.

„Wir berichten über Wahlkämpfe, analysieren Programme und Wählerentscheidungen. Die Bundespräsidentenwahl ist allerdings keine allgemeine Wahl und rechtfertigt deshalb auch nicht eine spezielle Berichterstattung im Vorfeld.“

Quelle: Rheinische Post

Da können sie jetzt mal vergleichen. Dem MDR ist die Bundespräsidentenwahl, an der der gemeine Zuschauer gar nicht aktiv teilnehmen kann, unheimlich wichtig und der Kandidat der Linken Peter Sodann fliegt aus dem Programm. Ein Kommunalpolitiker der CDU hingegen, der sich den Wählern in Thüringen ganz real zur Wahl stellt, darf aber im Fernsehen auftreten. Herr Schönenborn findet, die Bundespräsidentenwahl ist nicht so wichtig. Ein Auftritt der SPD-Bewerberin Gesine Schwan im Programm der ARD sei gegenüber den Zuschauern aus diesem Grund wohl nicht zu verantworten. Dafür sehen wir beinahe täglich den Bundeshorst, wie er Preise verleiht, Reden hält und fröhlich in die Kameras grinst.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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