Nachtrag zu Sarrazin

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In meinem Beitrag über Sarrazins Buch schrieb ich:

Der Stammtisch jubelt mal wieder über Thilo Sarrazin. Fast 90 Prozent der Bild-Leser würden dem Bundesbanker mit seinem Faible für Rassenfragen zustimmen. Ich wette aber, dass kaum einer der 90 Prozent die 22,99 EUR, die das Buch kostet, auch bezahlen würden. Das hat Bild natürlich nicht gefragt. Der Preis ist auch ein bissel hoch für angebliche Wahrheiten, die die große Mehrheit des deutschen Volkes der schlauen Bild-Leser teilt. Der Titel ist ja auch blöd gewählt.

Mir ist durchaus bewusst, dass das Buch auf Platz 1 der Bestsellerlisten geschossen ist. Offiziell ist bereits die dritte Auflage in Druck. Die Bild-Zeitung schreibt von 70.000 Exemplaren. Mir ging es jetzt aber nicht um die Bestsellerliste, sondern vielmehr um die klassische Bild-Leserschaft. Der Sarrazin zustimmende 90-Prozent-Stammtisch, den die Bild-Zeitung mit ihrer Umfrage abbildet, wird sich das Buch nicht kaufen, sondern weiterhin die dumpfen Parolen aufnehmen und weitergrölen. Landen wird das Buch in den Regalen jener bildungsnahen Schichten, die sich von Natur aus für etwas Besseres halten und sich vom scheinwissenschaftlichen Titel täuschen lassen. Da wird der Mist dann auch wieder versauern oder auf Flohmärkten neben Dieter Bohlens “Nichts als die Wahrheit” feilgeboten, wenn sich die Aufregung wieder gelegt hat.

Das Buch ist einerseits auf kurzfristigen finanziellen Erfolg ausgelegt, Sarrazin erhält immerhin 160.000 Euro für den Verkauf einer bestimmten Stückzahl, und andererseits auf eine Wirkung, bei der die “dumme” Masse mit einfachen Parolen, unterstützt durch die Bild-Zeitung, bei Laune gehalten werden soll. Von den tatsächlichen Problemen in diesem Land wird einmal mehr gehörig abgelenkt.

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Sicherheitsverwahrung für Thilo Sarrazin?

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Viel kriegt man ja nicht mit. An den Bild-Themen aber kommt man nicht vorbei. Der Stammtisch jubelt mal wieder über Thilo Sarrazin. Fast 90 Prozent der Bild-Leser würden dem Bundesbanker mit seinem Faible für Rassenfragen zustimmen. Ich wette aber, dass kaum einer der 90 Prozent die 22,99 EUR, die das Buch kostet, auch bezahlen würden. Das hat Bild natürlich nicht gefragt. Der Preis ist auch ein bissel hoch für angebliche Wahrheiten, die die große Mehrheit des deutschen Volkes der schlauen Bild-Leser teilt. Der Titel ist ja auch blöd gewählt.

„Deutschland schafft sich ab – Wie wir unser Land aufs Spiel setzen.“

Welcher Bild-Konsument will denn sowas lesen? Viel zu unpersönlich, verwirrend und eigentlich auch kein Titel, sondern eher der Versuch, eine absurde These in eine Überschrift zu packen. Hier soll eine journalistische oder wissenschaftliche Arbeit vorgetäuscht werden. Okay mit vorgetäuschtem Journalismus kennt sich der klassische Bildleser aus, jedoch kommt es trotzdem auf die Überschrift an. Schließlich ist sie verkaufsentscheidend. Da mag man es einfach und plakativ. Ein echter Titel, wie „Thilo Sarrazin: Mein Kampf“, hätte mit Blick auf die Zielgruppe wohl noch mehr ins Braune Schwarze getroffen.

Interessant finde ich ja nun die Reaktion der Bundesbank. Eine Anhörung soll es geben. Da habe ich gelacht, weil ich mich daran erinnerte, was vor fast einem Jahr geschah (siehe hier im Blog). Damals hat der feine Herr Sarrazin offenbar schon für sein Buch recherchiert und jene Thesen verbal von sich gegeben, die er nun auch zu Papier gebracht hat. Eine starke Leistung. Damals entzog die Bundesbank dem Vorstand als Strafe die Verantwortung für den Bereich Bargeld. Welchen Aufgabenbereich muss er wohl diesmal abgeben? Immerhin hat er ja noch ein paar Verantwortlichkeiten (Informationstechnologie, Risiko-Controlling und Revision). Übrigens hat Sarrazin nach dem Wegfall seiner Zuständigkeit für den Bereich Bargeld im Oktober 2009 mit der Abteilung Revision im Mai 2010 wieder ein drittes Aufgabenfeld dazubekommen (siehe Bundesbank). Wieso eigentlich? Damals sprach man doch von Entmachtung und davon, dass die Zahl seiner Aufgabenfelder über seine Position innerhalb der Bank entscheide (siehe n-tv).

Offensichtlich distanziert sich der Rest der Bundesbank nur zum Schein von seinem durchkeknallten Vorstandsmitglied. Denn auch heute wollen die anderen Kollegen Herrn Sarrazin nicht an den Kragen. Das können sie ja auch nicht direkt. Das kann nur der Bundespräsident (siehe SZ). Aber beantragen könnten sie die Entlassung Sarrazins schon. Doch sie tun es nicht. Der Ethik-Beauftragte sieht wohl keinen Verstoß gegen den bankinternen Ethik-Kodex *lach*.

Und so geht alles seinen üblichen Gang. Die Bundebank distanziert sich wie gehabt und erteilt eine Rüge (siehe Focus) und Spiegel-Online schreibt sogar von Sarrazins letzter Chance. Da fragt man sich entsetzt, was eigentlich noch passieren muss, damit dieser Schwachkopf im Nadelstreifenanzug endlich fachgerecht entsorgt wird. Wenn ich dabei die SPD sehe, wie sie nun wieder seltsam kraftlos mit einem Parteiausschlussverfahren droht, könnte ich mich kaputtlachen. Wahrscheinlich gibt es eher einen von der SPD mitgetragenen Kompromiss zur Sicherheitsverwahrung als einen Rausschmiss Sarrazins aus der SPD.

Eine Sicherheitsverwahrung für aktive Bundesbanker wäre andererseits eine feine Sache.

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Nach dem Spiel

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Der erste Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika war ein riesen Erfolg. Ein tolles Spiel. Das bisher beste der noch jungen WM. Gestern konnte man sehr schön die Weiterentwicklung der Klinsmannschen Idee vom Offensivfußball sehen. Es gilt nämlich nicht nur das Prinzip des nach vorne Spielens, sondern vor allem das Prinzip der Dominanz. Zwischenzeitlich wies die Statistik über den Ballbesitz ein Verhältnis von 60:40 aus. Das heißt, während der Ball in den eigenen Reihen hin und her lief, lief der Gegner vor allem hinterher. Aber nicht nur der Gegner lief hinterher, auch die sog. „Experten“ des Fußballs, die allesamt überrascht waren, ob der Stärke der noch jungen deutschen Mannschaft.

In der Erklärungsnot wurden dann nicht nur allerhand deutschtümelnde Reliquien reaktiviert, sondern auch die Spieler mit einem Migrationshintergrund angeführt, die eine angeblich uns Deutschen fremde Fußballkultur in die Nationalmannschaft getragen hätten. Dieser Blödsinn gipfelte schließlich in der Halbzeit-Aussage von Frau Müller-Hohenstein, wonach Miroslav Klose einen „inneren Reichsparteitag“ erlebt haben müsse bei seinem erlösenden Kopfballtor zum 2:0. (Blogfreund Einhard machte mich darauf aufmerksam)

Es wird wohl wieder an uns Bloggern liegen, ob Frau Müller-Hohenstein nun Probleme beim ZDF bekommt oder nicht. Ein Rücktritt wäre fällig.

Aber was ist nun dran an dem Schmarrn der Fußballkulturen. Natürlich nichts, weil das Spiel der Deutschen eine Handschrift trägt und zwar die eines Trainerteams mit einer klaren Vorstellung, wie der moderne Fußball auszusehen hat. Im Interview mit Michael Steinbrecher deutete der Bundestrainer das auch an, als er beschrieb, wie er seine Mannschaft auf den Gegner Australien einstellte und welche Vorgaben umgesetzt werden sollten. Es geht dabei also weniger darum, dem Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen, wie das in der Vergangenheit immer wieder martialisch formuliert wurde, sondern darum, die Spielweise des Gegners genau zu studieren, um das eigene Spiel entsprechend anpassen zu können.

Und dafür braucht es keine anderen Fußballkulturen oder Spieler mit Migrationshintergrund, in deren Körpern ein noch unentdecktes Fußballergen verborgen liege, sondern Spieler, die verstehen, was das Trainerteam taktisch von ihnen verlangt. Erst mit Jürgen Klinsmann, der vor sechs Jahren die Mannschaft übernahm, gelang es, ein modernes Spielverständnis in Deutschland einzuführen, welches der allerorten verinnerlichten Grundüberzeugung von der Notwendigkeit deutscher Tugenden wie Rennen und Kämpfen zutiefst widersprach. Der von Klinsmann angestoßene Lernprozess scheint durch Joachim Löw eine neue Stufe erreicht zu haben.

Die Spieler sind wieder auf den Punkt fit (dank der einst so belächelten amerikanischen Fitnesscoaches) und die Sicherheit im Spiel ist deutlich spürbarer als noch bei den letzten Turnieren. Insgesamt wirkte die Mannschaft sehr eingespielt, obwohl die „Experten“ sich fast sicher waren, dass der Ausfall von Ballack und Westermann eine unübersehbare Lücke reißen würde, die ihre Zeit bräuchte, um geschlossen zu werden. Da es nun aber anders kam, verfiel man wieder in alte Muster und dumme Sprüche.

Abschließend nur zur Erinnerung. Mesut Özil und Sami Khedira sind in Deutschland geboren und aufgewachsen und haben hier auch das Fußballspielen gelernt. Es ist also totaler Blödsinn von Migranten zu faseln, die etwas Besonderes in sich tragen würden, das die deutschen Tugenden ergänze. Dieser ecklige Rassismus von deutschen „Experten“ ist nach wie vor zum Kotzen und verdirbt jeden Spaß am Zuschauen. Deshalb können aus meiner Sicht die Vuvuzelas gar nicht laut genug sein.

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Bundesbank zieht angeblich Konsequenzen aus Sarrazin-Äußerungen

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Als Konsequenz aus den Äußerungen Sarrazins, zieht die Bundesbank angeblich Konsequenzen (siehe n-tv). Ihr Skandal-Vorstand darf künftig nicht mehr mit Bargeld spielen. Super Entscheidung. Rausschmeißen stand wohl nicht auf der Sanktionsliste. Wahrscheinlich zu kompetent der Mann.

Da sieht man mal wieder, welche Schutzfunktionen eine ordentliche Ständeordnung in diesem Land zu leisten vermag. Die hässliche Sekretärin wird wegen des Verzehrs eines ihr nicht gehörenden Brötchens des Diebstahls bezichtigt und rausgeschmissen, damit eine junge und hübschere, dem Stand des Gechäftsführers entsprechende, Kraft auf den nun freien Posten befördert werden kann.

Und bei der Bundesbank dürfen hässsliche Vögel wie der Sarrazin fern ihres Aufgabenbereichs Hetzinterviews geben und das elitäre Selbstbewusstsein stolz dem Pöbel vor die Füße werfen. Und zur Strafe für das schäbige, aber offensichtlich nicht unwürdige Verhalten, entzieht man dem Vordenker in Rassenfragen einfach die Verfügungsgewalt über’s Geld.

Welcher Logik folgt das nun? Dem Spruch, Geld verdirbt den Charakter? Dann aber hätte es eine deutliche Reduzierung der Bezüge geben müssen, damit Herr Sarrazin bei einer Dose Ravioli vor dem Fernseher und einem Wollkragenpulover in der kalten Wohnung mal über sich und die Welt da draußen hätte nachdenken können.

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