Operation Regenbogen

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Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Was die Bundesregierung mit Blick auf die Pandemie tut, könnte das Parlament auch mit Blick auf diese hilflose Bundesregierung tun. Und zwar, indem die Abgeordneten der Bundeskanzlerin nach Artikel 67 des Grundgesetzes das Misstrauen aussprechen und einen Nachfolger wählen. Kandidieren müsste der Fraktionschef der SPD, Rolf Mützenich, der im Plenum hoch anerkannt und vor allem glaubwürdig ist. Es folgen Gründe für ein zugegebenermaßen derzeit vollkommen abwegiges Szenario. Es ist ein Gedankenexperiment.

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Natürlich kann die Schuldenbremse umgangen werden

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Wer für eine höhere Kreditaufnahme des Bundes und der Länder plädiert, wird häufig mit dem Verweis auf die Schuldenbremse kritisiert, die schließlich in der Verfassung verankert sei und der Politik quasi vorschreibe, weiterhin sparsam zu sein und ausgeglichene Haushalte samt Schwarzer Null aufzustellen. Es wäre daher irgendwie illegal, diese Regel zu umgehen, mit Ausnahme des Eintritts einer Naturkatastrophe. Das ist leider grundfalsch, weil diese Behauptung erstens voraussetzt, dass die Schuldenbremse das einzige sei, was im Grundgesetz irgendwie von Bedeutung wäre und zweitens es keinerlei Hintertüren gebe, die eine Regierung nutzen könnte.

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Minderheitsregierung: Mehr Fantasie wagen

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Die lange Nacht, in der nichts geschah, beflügelt nun die Fantasie einiger Autoren. Wenn Jamaika nicht zustande kommt, könnte Merkel ja eine Minderheitsregierung in Erwägung ziehen, heißt es. Ja, das könnte sie, wenn es ihr gelänge im dritten Wahlgang mehr Ja- als Nein-Stimmen auf sich zu vereinigen (vgl. Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages WD 3 – 3000 – 188/13). Doch warum sollte das Merkel gelingen? Andere hätten wohl genauso gute oder sogar noch bessere Chancen. Ich fantasiere das mal zusammen.

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Das Grundrecht ist im Weg

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160422 de MaizièreDer Bundesinnenminister, der ja mal Verteidigungsminister war, hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum BKA-Gesetz in dieser Woche kritisiert. Es sei nicht Aufgabe der Richter, „ständig dem Gesetzgeber in den Arm zu fallen“, wird der Minister im Spiegel zitiert.

Die Entscheidung des Gerichts erschwere seiner Meinung nach den Kampf gegen den Terrorismus. Mit anderen Worten: Die Grundrechte sind im Weg. Denn über nichts anderes, als deren Wahrung befindet das Bundesverfassungsgericht, wenn es um die Prüfung von Gesetzen angerufen wird.

Das scheint der Minister, wie übrigens auch einer seiner Amtsvorgänger, Wolfgang Schäuble, noch immer nicht begriffen zu haben. Schäuble führte seinerzeit sogar ein Streitgespräch mit dem ehemaligen und inzwischen verstorbenen Verfassungsrichter Winfried Hassemer. weiterlesen

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Kurz notiert: Typisch CSU

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Die CSU will verpflichtende Deutsch- und sogenannte „Grundwertekurse“ für Flüchtlinge durchsetzen. Darüber hinaus fordern die bayerischen Vorzeigedemokraten die bedingungslose Integration und das uneingeschränkte Bekenntnis zum Grundgesetz. Allerdings hat ausgerechnet die CSU einst mit viel Tamtam gegen die Bonner Verfassung gestimmt. Und wie damals kommt es auch heute auf Bayern und die Meinung der Christsozialen, denen Grundrechte weitestgehend egal sind, nicht an. Mehr zu den eigentlichen „Integrationsverweigerern“ hier.

Außerdem:

Antwort: Die zahlen ein Leben lang Maut.

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Weiterer Tiefpunkt in der ARD

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Quelle: ARD Bericht aus Berlin, 04.10.2015

Quelle: ARD Bericht aus Berlin, 04.10.2015

Ein absoluter Tiefpunkt: Was gestern im ARD Bericht aus Berlin gezeigt worden ist, war richtig schlecht. Moderator Rainald Becker sorgt sich mal wieder um deutsche Werte, die er offenbar durch Flüchtlinge bedroht sieht. Einen Bericht von Michael Stempfle (SWR) leitet Becker mit den Worten ein, wie wir wohl darauf reagieren, wenn Flüchtlinge Probleme haben mit der Gleichstellung, mit Frauenrechten und mit der Presse- und Meinungsfreiheit. Auf diese Fragen gebe es noch keine Antworten, was zum Schüren von Ängsten führe. Und Becker schürte gleich mal mit. Denn im Hintergrund war eine Bildmontage zu sehen mit Minarretten im Berliner Regierungsviertel und einer Kanzlerin im Tschador.

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Verfassungsrechtlicher Analphabetismus

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Generalbundesanwalt Harald Range hat die Unabhängigkeit der Justiz instrumentalisiert, um seine Haltung in der Causa #Landesverrat zu rechtfertigen. Die Unabhängigkeit gilt explizit aber nur für Richter, sagt der ehemalige Bundesrichter Wolfgang Neskovic im Interview mit dem Deutschlandradio Kultur. Sie gilt nach den Buchstaben des Grundgesetzes ausdrücklich nicht für Staatsanwälte, also für die Ermittlungsbehörden. Diese Herren und Damen sind an Weisungen gebunden, unterstehen also der Exekutive. Übrigens ist das auch auf der Seite des Generalbundesanwalts nachzulesen, wie Stephan Hebel in der Frankfurter Rundschau bemerkt.

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Merkel bringt Regierungserklärung über Deutschlands Zukunft als kostenpflichtiges Buch heraus

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Normalerweise bringen Regierungschefs eigene Bücher erst nach Beendigung ihrer Amtszeit heraus, um ihre Erfahrungen mit dem Umgang der Macht einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Da ein Ende der Regierungszeit Merkels in den nächsten 50 Jahren unwahrscheinlich ist, kommt am Dienstag, dem 3. Juli das Ergebnis ihres “Zukunftsdialoges” gebunden und mit Schutzumschlag auf den Markt. Nicht weniger als über Deutschlands Zukunft will Merkel in dem Buch informieren. Dabei gehören solche Erkenntnisse, die aus einem Dialog mit Bürgern und Experten gewonnen werden, meiner Meinung nach in eine Regierungserklärung und nicht in ein Buch, dass der Bürger für üppige 20 Euro kaufen soll.

Das ist viel Geld für die Niederschrift eines durch und durch gescheiterten Projektes der Bundesregierung, an dem nun ein Verlag und wohlmöglich die Herausgeberin selbst noch etwas verdienen will.

In enger Abstimmung mit der Kanzlerin habe der von ebendieser beauftragte “Journalist” Christoph Schlegel Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Gesprächen mit Bürgern sowie Beratungen mit Experten festgehalten. Wer könnte daran ein Interesse haben, zumal gerade eben Bundesfinanzminister Schäuble die Zukunft Deutschlands mit einem Referendum über eine neue Verfassung, verbunden mit einer weiteren Abgabe nationaler Souveränität auf neu zu schaffende europäische Institutionen klar umrissen hat.

Aus seiner Sicht seien die Grenzen des Grundgesetzes erreicht. Das darf einer sagen, der natürlich nicht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht, aber als Mitglied der Bundesregierung sicherlich der Richtlinienkompetenz der Kanzlerin zu folgen hat. Wenn die nun aber ein Jahr lang einen Dialog mit den Bürgern des Landes über die Zukunft Deutschlands führt, um dann wohlmöglich die Umsetzung von Ideen europäischen Institutionen zu überlassen, stellt sich unweigerlich die Frage nach der Betrugsabsicht.

Es kommt viel zusammen. Der Euro-Spielplan sieht es bereits vor: Am Donnerstag Halbfinale mit deutscher Beteiligung und Start des EU-Gipfels in Brüssel, am Freitag Verabschiedung des Fiskalpaktes mit 2/3 Mehrheit (plus ESM) im Bundestag und Bundesrat. Anschließend wird beim EU-Gipfel über Schäubles Zukunftspläne zur Beseitigung der Ordnung beraten. Da der Bundes-Gauck die Gesetze zum Fiskalpakt und ESM nicht so zügig, wie vom Verfassungsorgan “Merkel” gefordert, unterzeichnen wird, findet das Inkrafttreten am 1. Juli, dem Tag des Endspiels um die Europameisterschaft, vorerst nicht statt.

Falls noch jemand Zweifel an der Zukunftsplanung unserer Bundesregierung (mit möglichst wenig Bürgerbeteiligung) hat, braucht nur Wolfgang Schäuble zitieren, ein lupenreiner Demokrat mit hehren Absichten.

Zur verstärkten EU-Integration gibt es aus Sicht Schäubles keine Alternative. Bei einem Auseinanderbrechen des Euro – wovon er nicht ausgehe – bestehe die Gefahr, dass Vieles infrage gestellt werde, vom EU-Binnenmarkt bis zur Reisefreiheit. Ein Auseinanderbrechen der EU in einer Zeit, in der die Welt enger zusammenrücke, wäre absurd: „Das kann, darf und wird nicht sein.“

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Das Grundgesetz ist nicht links

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In seiner Kolumne “Das Grundgesetz ist links” schreibt Jakob Augstein auf S.P.O.N. über die Verfassungsschutzdebatte und hält den Befürwortern einer Beobachtung der Linkspartei den Spiegel vor. 

“Hermann Gröhe fasste es ganz knapp zusammen: Die Linkspartei sei eine „Gefahr für unsere Demokratie“. Das sagt der Generalsekretär der CDU, die einen Präsidenten stellt, für den die Wahrheit eine disponible Größe ist, eine Kanzlerin, die einem Plagiator die Stange halten wollte, und eine Bundesregierung, der das Parlament seine Rechte vor dem Verfassungsgericht abtrotzen muss.

[…]

Sigmar Gabriel wird vermutlich nur deshalb nicht vom Verfassungsschutz bespitzelt, weil allgemein bekannt ist, dass die SPD ihr eigenes Programm nicht so furchtbar ernst nimmt.”

Das ist fein herausgearbeitet, allerdings ist die Feststellung, das Grundgesetz sei links mal wieder ein Ausdruck verschreckter Scheinbürgerlichkeit (“durchgeknallte Fundis aus den Westgliederungen”). Zu Recht weist Augstein auf zentrale Artikel in Grundgesetz und Landesverfassungen hin, die, wenn man sie ernst nähme, zu anderen als den gegenwärtig vorherrschenden Verhältnissen führen müssten.    

“Das Grundgesetz ist großartig. Es lohnt unbedingt, dieses Gesetz zu schützen. Man sollte es allerdings vorher mal lesen. Artikel 14, Eigentum verpflichtet, oder Artikel 15, Produktionsmittel können vergesellschaftet werden – wer das zur Richtschnur seines politischen Handelns machen wollte, wäre in Deutschland ein Revolutionär. Und damit ein Fall für die Bespitzelung durch den Verfassungsschutz.”

Augstein begeht nun aber den Fehler, die aktuelle gesellschaftspolitische Realität als quasi entwicklungslos zu präsentieren. Nur so ist es ihm möglich, das Grundgesetz als “visionär” und “in Wahrheit viel linker, als es der Bundesinnenminister gerne zugeben würde”, zu bezeichnen. Nur haben die sog. Gründungsväter der Bundesrepublik keine linke Vision vor Augen gehabt, sondern die Konsequenz aus der Katastrophe des 20. Jahrhunderts gezogen.

So wie heute eine breite politische Mehrheit die Beobachtung der Linkspartei für richtig erachtet, weil sie das System (nicht das Grundgesetz) nicht für alternativlos hält, war nach 1945 eine ebenso breite politische Mehrheit davon überzeugt, dass der Kapitalismus gescheitert sei und an dessen Stelle etwas Neues treten müsse.

Viel wichtiger als dem Grundgesetz oder jenen, die es für bahre Münze nehmen, eine linke Gesinnung anzudichten, wäre es doch, jene politischen Kräfte genauer unter die Lupe zu nehmen, die ihre asozialen politischen Vorstellungen  mit dem entleerten Begriff der “Sozialen Marktwirtschaft” bloß tarnen oder auch nicht, wie das Geschwätz von “Neuer Sozialer Marktwirtschaft” (Erfindung der Arbeitgeber, INSM) und einer “Marktkonformen Demokratie” (Erfindung einer Physikerin im Auftrag eines Bankers) beweist.

Wenn sich die etablierten Parteien so gesehen, geschlossen und reaktionär von der Verfassung nach rechts bewegt haben, ist es zwar verständlich, jene, die das kritisieren, als davon links stehend zu bezeichnen. In Wirklichkeit ist diese simplifizierende Sicht der Dinge aber nicht mehr, als ein Ausdruck verzerrter Wahrnehmung und mangelnder Fähigkeit zur Selbstreflexion.

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