In die Irre geführt

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Der Gag des Morgens:
Sozialdemokraten warnen vor einer Blockadepolitik der EU-Staats- und Regierungschefs nach der Europawahl und kündigen selbst eine Blockade für den Fall an, dass es zu einem Kuhhandel komme und keiner der Spitzenkandidaten zum EU-Kommissionschef ernannt werden sollte.

„Wir werden jeden Kandidaten durchfallen lassen, der sich nicht als Spitzenkandidat zur Wahl gestellt hat. Notfalls sind wir entschlossen, einen institutionellen Machtkampf mit dem Europäischen Rat auszutragen. Das sind wir unseren Wählerinnen und Wählern schuldig, die auf eine transparente EU setzen. […] Wer das Spitzenkandidatenprinzip nicht ernst nimmt, begeht Betrug an den Wählerinnen und Wählern.“

SPD-Europapolitiker Jens Geier

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Kurz notiert: Wahlkampf über Bande

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Im Mai sind Europawahlen. Das Werben um die Stimmen der Bürger nimmt dabei immer absurderer Züge an. Dass die SPD mal wieder ein soziales Profil vortäuscht, an das sie sich hinterher nicht mehr erinnern kann, ist längst bekannt und angesichts der sich abzeichnenden Wahlniederlage auch nicht weiter von Belang. Doch nun kommt auch die CDU mit einem obskuren Wahlkampfmanöver zum Thema Uploadfilter um die Ecke.

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Kanzlerin Merkel ist halt auch nur ein Papagei: Zur Falschaussage über Stuttgart 21

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Die Grünen Abgeordnete im Europaparlament Heide Rühle hat auf ihrer Internetseite einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel veröffentlicht, in dem sie Frau Merkel der Falschaussage bezichtigt. Merkel hatte in einer Rede auf dem Landesparteitag der rheinland-pfälzischen CDU am 25. September 2010 behauptet, dass die Europäische Union und auch das Europäische Parlament den Umbau des Bahnhofs in Stuttgart beschlossen hätten.

„Wir bedauern, dass Sie diesen Grundsatz europäischer Kooperation in Ihrer Rede am vergangenen Samstag nicht beherzigt haben, indem Sie fälschlicherweise behaupteten, die Europäische Union und speziell das Europäische Parlament hätten einem Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in einen unterirdischen Bahnhof zugestimmt.

Dabei stehen die Fakten seit mehren Jahren unmissverständlich fest: Auch wenn es zutreffend ist, dass sich vom Gemeinderat bis zum Bundestag die Mehrheit der gewählten Abgeordneten für Stuttgart 21 aussprach, so entspricht es auch der Wahrheit, dass das Europäische Parlament – anders als Sie behaupten – zu keinem Zeitpunkt über den Bahnhofsumbau abgestimmt hat.

Offensichtlich haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, die Falschaussagen Ihrer beiden Parteifreunde, des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus und des Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Schuster, wiederholt.“

An diesem Vorgang werden gleich zwei Dinge deutlich. Merkel plappert einfach nur nach, was der Parteiapparat und das Zentralkomitee der CDU in Baden-Württemberg sich aus den Fingern saugen. Das ist jetzt nicht besonders hervorhebenswert für jemanden, der in der FDJ Erfahrungen auf dem Gebiet Agitation sammeln durfte. Nein, viel interessanter ist doch die Strategie, die hier einmal mehr zum Tragen kommen sollte. Man wollte es so aussehen lassen, als sei man selbst gar nicht verantwortlich. Schließlich habe man das auf europäischer Ebene so beschlossen und als gute Europäer und Demokraten halten wir uns an diese Vereinbarungen.

Der protestierende Bürger könne sich ja dann in Brüssel oder Straßburg beschweren, so wohl das Kalkül der Kanzlerin, aber nicht beim deutschen Obermichel. Nun wird aus diesem Täuschungsmanöver aber nix, wie auch aus der perfiden Strategie, den Demonstranten in Stuttgart die Schuld am Amoklauf in Lörrach in die Schuhe schieben zu wollen, weil die Sicherheitskräfte wegen der Dauerdemo am Bahnhof zu beschäftigt waren.

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EU-Parlament kippt das Swift-Abkommen

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Mal eine gute Nachricht aus Straßburg. Das Europäische Parlament stoppt das bereits in Kraft getretene Abkommen mit den USA über den Zugriff auf Millionen Bankdaten unter dem Aspekt der Terrorabwehr. Sie erinnern sich. Deutschland hatte sich bei der Abstimmung im Ministerrat in Brüssel enthalten und somit den Weg für Swift erst freigemacht. Die FDP konnte sich mit ihrer ablehnenden Haltung nicht gegen CDU-Innennminister de Maizière durchsetzen und brach einmal mehr eines ihrer Wahlversprechen. Nun jubeln die Liberalen, dass das Europäische Parlament gegen das Abkommen stimmte. Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments und Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament, Silvana Koch-Mehrin, verkündet stolz:

„Ich bin hoch erfreut darüber, dass das Europäische Parlament weder vor den USA noch vor der EU-Kommission kuscht. Das SWIFT-Abkommen war nicht tragbar und wurde völlig zu recht abgelehnt.
Ausdrücklich danke ich den Abgeordneten von CDU und CSU im Europäischen Parlament, die sich anders als die Union in Deutschland gegen das SWIFT-Abkommen gestemmt haben. Sie haben sich dem massiven Druck der Konservativen in Berlin nicht gebeugt, sind nicht umgefallen und haben damit geholfen, einen Angriff auf die Freiheit der Bürger Europas abzuwehren.
Jetzt geht es darum, ein neues, gutes Abkommen zwischen der EU und den USA auszuhandeln, das die Persönlichkeitsrechte respektiert und wirksamen Schutz vor Datenmissbrauch bietet.“

Quelle: pressrelations

Dass sich aber die Berliner FDP dem Druck beugen musste, unterschlägt Frau „Nichtanwesend“, die trotzdem gerne abkassiert, natürlich wissentlich. Übrigens wollten die deutschen Christdemokraten ursprünglich doch zustimmen, um nicht in der „Neinsagerecke“ stehen zu müssen.

„Wir wollen nicht in der Neinsager-Ecke stehen. Wenn jetzt Bewegung in die Sache kommt, kann die Zustimmung erfolgen“, sagte der stellvertretende Fraktionschef der Konservativen im Europäischen Parlament, Manfred Weber.

Quelle: FTD

Ein Antrag der konservativ-christdemokratische EVP-Fraktion (Europäische Volkspartei), wonach die Abstimmung über das Swift-Abkommen bis März verschoben werden sollte, um in einem weiteren Arbeitskreis „offene“ Fragen zu klären, fand ebenfalls keine Mehrheit. Richtig so. Solche manipulativen Hinhaltespielchen funktionieren vielleich in Deutschland, aber offenbar nicht auf parlamentarischer EU-Ebene. Wollen wir mal hoffen, dass die scheinbare Unbestechlichkeit des EU-Parlaments noch eine Weile anhält. Dann hätte der umstrittene EU-Vertrag doch noch etwas Gutes bewirkt.

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