Die Sprache der Taliban

Geschrieben von: am 15. Apr 2010 um 15:48

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag nicht öffentlich schreiben, weil mir meine Aussage selbst etwas zu heikel ist. Trotzdem.

Der heutige Angriff auf die Bundeswehr, bei dem vier Soldaten getötet wurden, ist schlimm. Die Situation ist aber dennoch seltsam. Denn offensichtlich saßen die Soldaten in einem gepanzerten Fahrzeug des Typs Eagle IV. Und da ist nun das Timing der Taliban erstaunlich. Denn im Zuge der abstrusen Ausrüstungsdebatte, die als Reaktion auf die verschärfte Sicherheitslage hierzulande losgebrochen ist, hat der geölte Geistesblitz zu Guttenberg die spontane Idee gehabt, genau 60 Stück dieses Militärfahrzeug bei der Schweizer Rüstungsfirma MOWAG, die zum US-Rüstungskonzern General Dynamics gehört, zu bestellen. Guttenberg und die Bundesregierung wollen also den Eindruck erwecken, dass sich die Sicherheitlage durch mehr militärisches Gerät verbessern ließe.

Nun sieht es aber so aus, als wollten die Taliban der deutschen Öffentlichkeit und insbes. dem Herrn Verteidigungsminister, der ja zum Zeitpunkt des Angriffs in der Region unterwegs war, zeigen, dass er sich das mit dem neuen militärischen Gerät sparen kann. Mehr Sicherheit wird es durch diesen sinnlosen und kriegsverlängernden Aktionismus nicht geben. Vielleicht sollte man sich mit der Sprache der Taliban auseinandersetzen und endlich begreifen, dass man es nicht mit verwirrten und zurückgebliebenen Barbaren zu tun hat, sondern mit einem Feind, der up to date ist.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. KKlaus  April 15, 2010

    Laut Medien war ObFriz (Oberbefehlshaber in Friedenszeiten) bereits auf den Weg zurück zum kriegslüsternden Souverän.
    Als er die Meldung bekommen hat, soll er zurück in den „Umgangssprachlichen Krieg“ geflogen sein.

    Die ARD war auch total froh, dass sie einen „Journalisten“ bei Merkel hatte, der dann berichten durfte was ObKriz (Oberbefehlshaber in Kriegszeiten) zum Zeitpunkt der Meldung gemacht hat. Im Kindergarten Bücher vorlesen war es offensichtlich nicht…

    • adtstar  April 15, 2010

      Bei der ARD war es der Deppendorf, der ganz nah an der Kanzlerin dran ist und sich wohl ein paar schöne Tage machen wollte. Wahrscheinlich war der nur mit, um von der Merkel ein Statement zum 60. der ARD zu bekommen. Da haben die Taliban ihm aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.

      Die blöde Show 60 Jahre ARD im feinsten Ultimativen-RTL-Oliver-Geißen-Look lief dann trotzdem nach dem Brennpunkt. Die aufgezeichnete gute Laune von Beckmann, Gottschalk und Jauch war da schon sehr peinlich.

      Danach läuft übrigens Panorama mit einem kritischen Bericht über Reinhold Robbe, der zuvor im Brennpunkt noch für die Fortführung des Krieges plädierte. Nicht verpassen.

  2. Einhard  April 15, 2010

    Tja, dann vielleicht doch die – geländeuntauglichen – Leo II ..? :>