Schneeschipper Westerwelle

Geschrieben von: am 21. Feb 2010 um 14:55

Dr. Guido Westerwelle stellt auch am Wochenende seine geistigen Fähigkeiten unter Beweis. Sie haben es vielleicht gehört, die Geschichte mit dem Schneeschippen (siehe SpOn). Toll. Da freut sich am Montag der Stammtisch wieder. Ich will den Schwachsinn gar nicht weiter kommentieren. Ich habe das ja bereits mit Verweis auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Falle Pinkwart getan (siehe hier im Blog). Auch Westerwelle ruft dazu auf, die höchst richterliche Entscheidung zu den sozialen Hilfeleistungen des Staates mit Füßen zu treten und die Verfassung abermals zu brechen. Westerwelle rechnet wohl damit, dass es wieder fünf Jahre dauern wird, bis das Bundesverfassungsgericht eine im liberalen Sinne durchgesetzte Neuregelung der Hartz-Gesetze für grundgesetzwidrig erklärt.

Nachdem also Westerwelle und seine liberalen Ministerkollegen neue Jobs für Gleichgesindel, äh Gleichgesinnte, geschaffen haben und diese nun ihre Ärsche als zusätzliche Staatssekretäre und Referatsleiter plattsitzen dürfen, will Westerwelle auch in anderen Bereichen für Vollbeschäftigung sorgen. Wenn schon das Straßenfegerpersonal und der Winterdienst in Berlin weggespart wurden oder unter dem Diktat liberaler Unternehmenslogik leiden, wonach Kostenfaktoren immer vor dem Auftrag, Versorgungs- und Verkehrssicherheit zu gewährleisten, stehen, muss nun das arbeitslose Faulenzerherr ran und gefälligst Schippen gehen, damit auch der verbliebene Rest ordentlich bezahlter öffentlicher Arbeit betriebswirtschaftlich abgewickelt werden kann.

Findet sich bei den Liberalen eigentlich kein beschäftigungsloser Minderleister, der den geistigen Sondermüll des Vorsitzenden wegschippen könnte? Die haben in der Truppe doch alle keine Erfahrung mit praktischer Arbeit, sondern sind meist aus der Uni gleich in den Parteiapparat gewechselt. Da besteht doch Nachholbedarf oder nicht? Man könnte doch einiges lernen, wenn man unter dem Abfall scheinliberaler Worthampelei die Straße ins Verderben wiedererkennen könnte. Aber so wie es aussieht, nehmen die liberalen Freigeister doch eher rechtzeitig jene, für den öffentlichen Durchgangsverkehr gesperrte, frisch asphaltierte Ausfahrt nach Eldorado, die im Prozess der Arbeitsteilung vom angeblich so neidischen Straßenpöbel fertiggestellt und zudem vom selbigen auch bezahlt wurde.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Februar 21, 2010

    Westerwelle hat wohl diesen Fall im Hinterkopf (http://www.sueddeutsche.de/politik/622/503841/text/), als er diesen Schmarrn forderte. Hätten die Hartz-4’ler Schnee geschippt, hätte der Präsident der Hamburger Bürgerschaft nicht arbeitslos gemacht werden müssen … oder so …

    • adtstar  Februar 21, 2010

      Ach du meine Nase. Das nenne ich aber konsequent. Da kann sich der Herr Wulff aus Niedersachsen aber eine Scheibe von abschneiden. Berndt Röder sah jetzt keinen persönlichen Vorteil und trat dennoch zurück. Wulff hingegen gibt den persönlichen Vorteil im Amt zu und bleibt trotzdem als Ministerpräsident auf seinem Sessel.

      :>>

  2. Careca  Februar 21, 2010

    Langsam wird mir klar, warum Westerwilli auch gegen Hartz-IV wettert. Er hat nicht nur als Stoßrichtung deren Empfänger im Visier, sondern ebenfalls die SPD.
    Westerwilli zitiert in der FAZ von heute:

    Bei ihm seien inzwischen „zigtausend Zuschriften“ von Bürgern eingegangen, die weitaus größte Zahl davon sei zustimmend gewesen. Darunter seien auch „SPD-Mitglieder, die ihre Partei nicht mehr verstehen“.

    Abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass er „zigtausend Zuschriften“ erhalten haben soll, die ihn unterstützen, taucht dann im weiteren Verlauf des Artikels stärker werdende Kritik aus der CDU-Ecke auf.
    Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E6E89CAE2F63F48FEBBD4AA2870E2C63C~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell
    Es stinkt verdächtig nach parteipolitischem Ränkespiel, dass der Westerwilli auf den Rücken der Armen und Wehrlosen austrägt, um der SPD Schaden zu zufügen, indem er sie in eine sozialistische Ecke drängen will. Irgendwann kommt später (so nach zwei Jahren) Westerwilli und wirft der SPD vor ihr Klientel vernachlässigt zu haben.
    Unabhängig davon, was von der SPD zu halten sein mag, solch eine Strategie auf Kosten der Wehrlosen zu führen, ist billig. Und neoliberal. FDP halt. :(

    • Careca  Februar 21, 2010

      Ach ja, wegen den „zigtausend Zuschriften“:
      Fordert da Westerwilli zu Online-Demonstrationen in seinem Email-Postfach auf? Es sollte kein Problem darstellen, dass er „zigtausend Zuschriften“ erhält, die ihm ganz klar sagen, dass das, was er sagt, Müll, kalkulierte DesinformationLüge, Lüge bis hin zur Volksverhetzung ist.