Professor (Un)Sinns Logik

Geschrieben von: am 13. Dez 2008 um 17:41

Da sieht der erste Wirtschaftsforscher im Münchner ifo-Institut die schärfste Krise der Nachkriegszeit voraus, eine deutlich schrumpfende Wirtschaftsleistung von -2,2 Prozent, ein neuerliches Heer von vier Millionen Arbeitslosen, die jetzt auch real gezählt werden müssen, weil sie aus ihren schlecht bezahlten Mini- und Midi-Jobs, aus der Leiharbeit und ihren befristeten Verträgen entlassen werden, und dennoch springt Hans-Werner Sinn der untätigen Kanzlerin bei und mahnt zur Zurückhaltung.

Im Moment viel Geld auszugeben sei verfrüht. Ja warum eigentlich? Weil es nur Strohfeuer wären. Aha. Das ist die fachliche Erklärung des nach Bild-Zeitung besten Ökonomen Deutschlands. Ich bin beeindruckt. Und dann kommt der Oberbrüller.

„Mit Konsumgutscheinen kann man Exporte nicht stützen“

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Herr (Un)Sinn redet mal wieder an dem Problem vorbei. Noch immer begreift er die Wirtschaft als einen Kartoffelmarkt, wonach der Preis nur niedrig genug sein muss, um das Angebot zu räumen. Er denkt nur eindimensional an den Export, deshalb kann er mit Konjunkturprogrammen, die auf den Binnenmarkt zielen wenig anfangen und fordert stattdessen erstmal Steuersenkungen und die Abschaffung des Solis. Lieber geht er in eine lange Rezession, als von seinem Dogma der Angebotslehre abzuweichen. So nach dem Motto: Wenn die Leute kein Geld haben, sollen sie es halt auch nicht ausgeben, bis sie irgendwann mal wieder etwas haben oder der Preis so niedrig ist, dass man sich etwas leisten kann.

Waren es nicht die Herren Sinn und Steinbrück, die den Bürgern geraten haben, auf einen Urlaub oder ein neues Auto zu verzichten, kürzer zu treten, sparsamer zu sein, nicht über die Verhältnisse zu leben. Ich kann mich noch gut erinnern. Und jetzt sind diese Dampfplauderer Gefangene ihres eigenen Denkens. Sie müssen nur irgendwie die Kurve zu einem Programm finden, dass sich mit dem Binnenmarkt beschäftigt. Sinn nimmt wie alle anderen auch Infrastrukturmaßnahmen ins Visier und verrechnet sich dabei auch noch.

„Im Moment geht es der Bauwirtschaft noch gut. Nächstes Jahr sollten die Programme laufen“

Ein 25-Milliarden-Euro-Programm könnte das Inlandsprodukt um gut ein Prozent steigern. Bei 2,2 Prozent Miesen ist das aber nicht genug Herr Sinn, oder? :>>

Na ja, für den Rest sorgt dann die Invisible Hand des Prof. H.-W. (Un)Sinn, denn die von Adam Smith kann es ja nicht sein. Der hat nämlich im 18. Jh. erkannt, dass der Mensch von seiner Arbeit leben können müsse. H.-W. Sinn hält das ja bekanntlich für den dümmsten Spruch des Jahres (Vgl. Hans-Werner Sinn, ‚Außenansicht‘ zum Mindestlohn, Süddeutsche Zeitung v. 28. 12. 2007).

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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