Panikmache: Wer vor einer Inflation warnt, will nur das Sparwut-Dogma konservieren

Geschrieben von: am 24. Mai 2010 um 19:00

Bei meinem Blog-Freund (R)Einhard J. Wagner (Das kleine Nachtbüchlein) fand ich vorhin einen Beitrag zum Thema Inflation. Der BDI-Chef Keitel warnt ja vor einer solchen. Meiner Meinung nach soll damit das Volk einmal mehr eingelullt und in Angststarre versetzt werden, damit die ohnehin schon latent vorhandene Zustimmung zu sinnloser Sparerei weiter aufrecht erhalten werden kann.

Ich habe das an Pfingsten im Bekanntenkreis auch wieder erlebt. Wohin mit dem Geld, hieß es da bei denen, die noch welches über haben. Es wird doch eine Inflation kommen und dadurch der Wert des Vermögens negativ beeinflusst?

Da kann man sich doch nur an den Kopf fassen. Woher soll denn eine Inflation kommen, wenn die Massenkaufkraft defacto nicht mehr vorhanden ist und die Vermögenden schon wieder so viel Kohle über haben, dass sie nicht mehr wissen, wohin mit der Asche. Vielleicht im Vulkan verbrennen, dachte ich so bei mir. Das wäre doch mal originell.

Derzeit ist sehr viel Geld da, das ist richtig, aber nicht in der realen Wirtschaft, und das ist der springende Punkt. Das Kapital lungert schon wieder unproduktiv an den Finanzmärkten herum und beschert der Deutschen Bank z.B. erneut Rekordgewinne. In dieser Situation entsteht keine Inflation, sondern Deflation und Depression. Vor allem, wenn die deutsche Sparwut in ganz Europa eingeführt werden soll. Ohne Nachfrage, gibt’s kein Wachstum und vor allem keine Konjunktur, die überhitzen könnte, wie das so schön heißt. Wer das noch immer nicht begriffen hat, ist echt zu dämlich.

Woher soll also eine Inflation kommen? Nur weil der Euro als Währung durch Spekulanten angegriffen wird? Gerade deswegen flüchten ja viele Investoren aus dem Euro und bunkern lieber Gold in der irrigen Annahme, dass der steigende Kurs des glänzenden Edelmetals nicht Blasen induziert sein könne, wie zum Beispiel die faulen Kreditpapiere vom amerikanischen Immobilienmarkt. Da macht sich der Geldadel und die ihm nachlaufenden Lehman-Zertifikate Geschädigten wohl erneut etwas vor. Aber sei es drum. Der Herdentrieb siegt bekanntlich immer über die Vernunft.

Und die Politik schaut zu bzw. betet in ihrer Dummheit oder, was wahrscheinlicher ist, in ihrer Betrugsabsicht die falschen Dogmen wieder und wieder herunter. So wird zum Beispiel von der Kanzlerin der Eindruck erweckt, als seien die Konjunkturmaßnahmen ursächlich dafür, dass die Staatsverschuldung so hoch sei und der Euro unter Druck. In einer etwas zurückliegenden Pressekonferenz vom April gab Merkel Folgendes zu Protokoll.

Quelle: Merkel Homepage

„Als wir die Bankenkrise und die internationale Finanzmarktkrise hatten und mit den Konjunkturprogrammen geantwortet haben, ist klar gewesen, dass wir auf der einen Seiten einen wichtigen Schritt tun, um das Einbrechen der Weltwirtschaft einzudämmen, dass aber daraus auch neue Schwächen entstehen, die dann wiederum auch vernünftig behandelt werden müssen. Die Tatsache, dass wir als Ergebnis der Konjunkturprogramme hohe Staatsdefizite haben, ist mir nicht erst vor drei Monaten bewusst geworden, sondern diese haben wir damals schon diskutiert, als die Konjunkturprogramme aufgelegt werden mussten. Ich will nur noch einmal darauf hinweisen, dass ich damals schon überlegt habe, wie wir das auf das Notwendige beschränken, weil natürlich die Folgen erkennbar sind.“

In einer Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der internationalen Finanzmarktkonferenz im Bundesfinanzministerium am 20. Mai klingt der Text fast gleich:

„Das, was wir in den letzten drei Jahren erlebt haben, ist eine Folge von Krisen: zuerst ein Zusammenbruch der Banken, der staatliches Eingreifen erforderlich gemacht hat; anschließend ein Einbruch der Weltwirtschaft, der wiederum staatliches Eingreifen in Form von Konjunkturprogrammen erforderlich gemacht hat; schließlich eine Verschuldung der Staaten – diese war nicht unabsehbar, sondern schon erkennbar, als wir die Banken gerettet und die Konjunkturprogramme aufgelegt haben – und nunmehr eine kritische Reaktion der Märkte auf diese Schwäche, weil zu hohe Defizite der Staaten natürlich auch eine Schwachstelle für eine zukünftig ausbalancierte Entwicklung sind.“

Man muss das noch einmal deutlich sagen, um die Täuschungsabsicht der Bundeskanzlerin und ihrer Mietmäuler deutlich zu machen. Im deutschen Konjunkturprogramm II steckt ein Investitionsanteil des Bundes von läppischen 14 Mrd. Euro. Darum hat man monatelang gestritten. Um die Bankenrettung wurde nie ernsthaft gestritten, sondern binnen einer Woche 480 Mrd. dem SoFFin zu freien Verfügung gestellt, ohne dass das Parlament je entscheiden durfte, was mit dem Geld geschieht. Wie wir heute wissen, mussten im Jahr 2009 bereits über vier Milliarden abgeschrieben werden. Das ist ein realer Verlust für den bürgenden Steuerzahler. Trotzdem wollen einige uns immer noch erzählen, das vom Steuerzahler verbürgte Kredite, die nunmehr schon an Staaten gehen, also an viele Gläubigerbanken und nicht mehr nur an einzelne Institute, angeblich nix kosten.

Da werden Milliarden und inzwischen schon Billionen an Schecks verteilt, die überhaupt nicht in die Konjunktur fließen, sondern im Rahmen einer gigantischen Umverteilung auf den Sparbüchern der aktuellen Goldkäufer landen, während den Ökonomien und den Menschen durch Sparzwang die Existenzgrundlage entrissen wird. Wie soll da bitteschön eine Inflation entstehen? Das einzige was entsteht und elendig zu Grunde geht, sind wieder nur Blasen an allen Ecken und Enden. Hätte man genauso viel Geld in die Hand genommen wie für die Banken und in ein Konjunkturprogramm gepackt, man müsste sich gar nicht über Schulden unterhalten. Dafür vielleicht über eine Inflation, die finanzpolitisch aber beherrschbar wäre. Im Gegensatz zu einer Deflation bzw. Depression, die bereits begonnen hat…

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Mai 24, 2010

    Inflation wird durch den Staatbund gemacht, um deren eigene Schuldendienste bedienen zu können. Früher konnten die einzelnen Staaten deren Währung abwerten. Auf Kosten der Bevölkerung wie bei der Inflation. Aber jetzt ist das in Europa nicht mehr möglich.

    Bitte einfach mal die letzten 25 Jahre brasilianische Wirtschaft anschauen. Das zeigt, wie man seine Schulden erfolgreich dezimiert. Und wenn dann die Bevölkerung verelendet, dann isses der Politikerkaste total egal. Hauptsache ist, der Staat hat keine Schulden mehr. Und mit ihm freilich jene 20% der Bevölkerung, die 80% des Landeskapitals halten …

    Ein interessantes Buch hierzu (http://www.amazon.de/gp/reader/0691142165/ref=sib_dp_pt#reader-link), welches zeigt, was generell in der Geschichte passierte, nachdem sich Staaten überschuldet haben. Es zeigt, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt. Dass die Leute jetzt in einem Goldrausch verfallen, ist dabei nichts ungewöhnliches. Denn es wird ja jetzt als das Allheilmittel (antibiotika) gegenüber den Bakterien der Wirtschaft angepriesen. Mancher Bauer hatte nach dem 2. Weltkrieg locker Gold mit Agrarprodukten verdient, als die Goldbesitzer bemerkten, dass man Gold nicht verdauen kann.

    Ein Faktor ist doch ganz klar, dass die Banken das freie Kapital brauchen. Umverteilung wird als Motor der eigenen Geschäfte und Rendite benötigt. Geldverleihen ist deren ureigenste Kapitalquelle. Sie brauchten das angesparte Geld von den Amerikanern (denen dann auf dem Papier als billig dargestellte Kredite für Immobilien untergejubelt wurden), sie brauchen es von uns. Momentan geht wieder fleißig der Rasenmäher, der das Gras stutzt. Durch diese hausgemachten „Krisen“ werden per Mausklick riesige Mengen Geld geschaffen. Die EZB geriert sich momentan wie die FED und schafft dadurch Verhältnisse, die den Kunstdünger für die Inflation darstellen. Es ist so einfach, das Mittel der Inflation anzuwenden. Und sie werden es anwenden. Oder sollte denen plötzlich eine soziale Ader für finanzschwache Bevölkerungsgruppen wachsen? Wir sind die Zahler, der Banken- und Finanzkrisen.
    Nebenbei, ab dem 1. Juli tritt ein neues Bankengesetz in Deutschland in Kraft. Das soll verhindern, dass Banken einfach die Konten von Schuldner kündigen können. Als Reaktion erhöhen die Banken solchen Schuldnern einfach mal die Kontogebühren. Von den Hilflosen kann man es ja nehmen. Ausgequetscht wie eine Zitrone ist ja schon fast euphemistisch ausgedrückt … :(

    • adtstar  Mai 24, 2010

      Geld steht theoretisch unbegrenzt zur Verfügung. Man muss es nur drucken. Die Zentralbanken tun das im Augenblick. Sogar die EZB hat damit begonnen, als man verkündete, Staatsanleihen anzukaufen. Nur bedeutet viel Geld nun nicht automatisch Inflation. Denn es landet ja nicht in der realen Wirtschaft.

      Es gibt keine Inflationsgefahr, sondern die viel schlimmere von der Schuldendeflation, weil gerade jene inflationsrelevanten Triebmittel wie Löhne und Beschäftigung abgebaut werden und die Wirtschaft überhaupt nicht ausgelastet ist. Es werden Vermögen gerettet und nicht vernichtet. ;)

      Nichts aber auch gar nichts spricht für eine Preisspirale nach oben. Das Gegenteil ist Realität. Im Übrigen warnen die sog. Finanzexperten schon seit Ausbruch der Krise vor einer Inflation. Ich erinnere nur an Steinbrück 2008/2009, der die Debatte um Konjunkturprogramme so führte:

      Erst Ablehnung, weil Strohfeuer. Dann Zustimmung, weil alternativlos. Und dann Besorgnis über Inflation, weil massig Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt worden sei. Im Ergebnis ist die reale Wirtschaft im Jahr 2009 um fünf Prozent in den Keller gerauscht und die Preise gleich mit. Hier wird nur Angst verbreitet und sonst nichts.

      Und warum sollte ein Staat, der von Politikern gelenkt wird, die in Abhängigkeit von Kapitalinteressen stehen, seine Schulden mittels Inflation abbauen wollen? Das ist unlogisch. Die Kapitalseite hat kein Interesse an sinkenden Schulden, sondern an hohen und beständigen Zinszahlungen auf gegebene Kredite, an Privatisierungen und einer weiteren Umverteilung von unten nach oben.

      Im Übrigen ist der deutsche Schuldenstand im internationalen Vergleich überhaupt nicht hoch. Der Fehler, der immer wieder und zum Teil bewusst gemacht wird, ist, Auslandsschulden mit Staatsschulden zu verwechseln. Deutschland hat aber keine Auslandsschulden, wie wir alle wissen, sondern ist Nettogläubiger. D.h. Deutschland nahm durch seine Exporterfolge immer mehr ein als es ausgab, lebte also nicht über, sondern unter seinen Verhältnissen. Das Geld landete eben nur nicht bei den Menschen oder in der Wirtschaft, wie die stagnierenden Investitionsquoten zeigen, sondern auf dem Kapitalmarkt und damit in den Spekulationsobjekten.

      Anzunehmen, dass nun eine Inflation vor der Tür stünde, ist demzufolge nicht haltbar. Das Gegenteil ist richtig bzw. längst Realität geworden. Solange der Staat noch auspressbar ist, und das ist er in aller Regel, schließlich haben wir viele Jahre sozialer Marktwirtschaft hinter uns, die nicht nur Fortschritt und Entwicklung brachte, sondern auch Frieden und Wohlstand, ist Umverteilung möglich.

      Und das ist auch angekündigt. Es steht uns die brutalstmögliche Umverteilung bevor. Bevor alles zusammenbricht, kommt der Rollback ins 19. Jahrhundert, in die Zeit des ungezähmten Kapitals. Und an der Spitze eine machtversessene Zonenwachtel und eine hohle Gestalt, die von sich glaubt, ein Abbild der Freiheitsstatue zu sein.

      • Careca  Mai 25, 2010

        Es ist immer die Frage, wie „Inflation“ definiert wird. Selbst in Brasilien zur Zeiten der Hyperinflation gab es die Schönrechner, die lediglich von „gesteigerter Inflation“ sprachen, während bestimmte Bevölkerungsschichten verzweifelt versuchten, ihr Geld am Monatsanfang direkt in reale, wert beständigere Dingen zu konvertieren (wie beispielsweise Reis oder Milchpulver).

        Momentan haben wir de facto noch keine Inflation sondern eher eine Deflation aufgrund der vorherrschenden Rezession. Das ist klar. Die Inflationsszenarien sind also nicht direkt „vor der Tür“ sondern mittelfristig zu sehen. Denn für eine Inflation spielt auch der Währungskurs Euro zum Dollar seine erhebliche Rolle. Momentan ist nicht allein nur die Rezession inopportun sondern auch der Kurs nicht passend genug, um überhaupt eine Inflation anzustoßen.

        Natürlich dürfen Auslandsschulden und Staatsschulden nicht direkt über einen Kamm geschoren werden. Es sind aber immer Verbindlichkeiten. Abwertung und Inflation sind beides Instrumentarien, diese Verbindlichkeiten zu verringern (zu Lasten derer, die nichts bis wenig haben). Solange sich das Kapital keinen Ruheort ausgesucht hat, solange ist mit einer staatlich verordneten Inflation nicht zu rechnen. Und solange wir die Rezession (bitte nicht vergessen: alle Immobilienblasen weltweit und deren Kredite sind längst noch nicht alle geplatzt; eine weitere platzte gerade letztes Wochenende in Spanien) haben, solange sucht das Kapital noch seinen Heimathafen. Die Warnungen vor der Inflation sind momentan wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde („Leute, denkt dran eure Schäfchen ins Trockene zu bringen, weil wir irgendwann anfangen müssen, zu fluten“).

        Das Kapital hasst nichts mehr außer einen Staat, der keine ausreichende Handlungsfähigkeit mehr besitzt. Und ein Staat mit hohen Verbindlichkeiten ist ein Klotz am Bein für weitere Planungen. Dass später die Geister schlecht zu bändigen sein werden, die man selber rief, diese Erkenntnis erfordert langfristige Erkenntnis und Planung. Die habe ich bislang nicht sehen können und ich wette, dass es sie nicht geben wird.

        Die Politiker haben einen Selbsterhaltungstrieb, der einem Kastenwesen nicht unähnlich ist. Sie liefern dem Kapital die Steilvorlagen, welche nur noch verwandelt (umgemünzt) werden müssen. Befürchten müssen die Eigentümer des Kapitals wenig. Selbst die Ersteller der „Lügenkredite“ in den USA und Wegbereitern der Finanzkrise 2007/2008 müssen nichts befürchten (ganz im Gegensatz zu denjenigen, die diesen Lügenkreditgebern auf dem Leim gegangen sind).

        Der Finanzmarkt hat sich zu einem rechtsfreien Raum entwickelt. Zu einem Somalia der Finanzindustrie. Deren Kraft im vernichten von Leben kann der destruktiven Kraft von terroristen gleich gestellt werden.
        Der Entwicklung von Großbanken mit der Bewertung „too big to fail“ (kein Gütesiegel sondern ein Fluch) wird nicht entgegen gewirkt. So stellt jede Bank mit dem Siegel „systemisch“ eine automatischen Bedrohung der Wirtschaftssysteme an sich dar. Jede „systemische“ Bank müsste konseuqenterweise sofort aufgeteilt werden, statt ihr mit Milliarden deren vernichtende Existenz zu pudern. Oder wer (außer Westerwelle) meint, dass man Taliban-Terroristen mit Geld zu Gutmenschen machen könne (vom „Saulus“ zum „Paulus“ sozusagen; mit der systemischen Eigenschaft, dass aus dem römischen Judengegner „Saulus“ nachher ein christlicher Judengegner namens „Paulus“ wurde). Wäre eine Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank verhindert worden, die größere Commerzbank hätte keinen „Rettungsschirm“ für deren eigenen Base-Jump benötigt.
        Je nachdem welcher Wirtschaftsphilosophie man anhängt (Monetarismus, Keynesianismus, Österreichische Schule etc.) werden immer andere Vorgehensweisen an eine Wirtschaftskrise vorgeschlagen. Mit Logik hat das wenig zu tun. Eher mit Glauben. Gänzlich unabhängig zu diesen -ismen stehen entsprechende historische Abläufe bei solchen Krisen. Allen Abläufen gemein war das Ziel, die oberen Einkommensschichten zu schützen und aus den unteren Einkommensschichten jedes Vermögen abzuschöpfen (dafür, dass Marx es niederschrieb, wird er noch heute gehasst). Kurz vor den Wahlen gibt es dann immer eine Zeit lang „Brot und Spiele“, um sich die Wähler gesonnen zu machen und dann wurden die Daumenschrauben wieder angezogen. Und zu diesen Folterinstrumenten gehört auch das Instrument der „Inflation“. Und es wird wieder angewandt.

        Du hast recht, wenn du schreibst, dass das Schlagwort der „Inflation“ zur Rechtfertigung von „Sparmaßnahmen“ dient. Aber es wird nicht bei dem Zeigen der Folterinstrumente bleiben. Es wird angewendet werden. Es hat etwas von self-fulfilling prophecy.

        Gäbe es die Chance einen Staat von Grund auf aufzubauen, so müsste die erste Prämisse der Schutz der einkommensschwachen Bevölkerung sein, sollte es zu Krisen kommen. Derzeit ist es genau anders herum. Wer genug auf der Kante hat, der wird geschützt, gehegt und gepflegt.

        Das Lumpenproletariat ist zwar kein erklärtes Ziel der derzeitigen laufenden Vermögensumverteilung („Rezession“ genannt). Keiner will es wirklich und alle sind dagegen, weil das dafür sein, moralisch verwerflich ist. Aber wenn es dazu kommen muss, dann wird es halt in Kauf genommen. Denn „Leistungsgerechtigkeit“ ist ja das große Glaubensbekenntnis der Wirtschaft dieser Jahre. Volkstümlich abgewandelt heißt es „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied“. Zur Übersetzung gebracht: „Wer arm ist, hat selber Schuld dran“.

        Westerwelle und Merkel sind lediglich die 5. Kolonne der Kapitalinteressen (oder wie Geissler damals die Anhänger der Friedensbewegung nannte „nützliche Idioten“).