Die Gesellschaft der erfolgreichen Minderleister

Geschrieben von: am 16. Feb. 2011 um 17:17

Was soll man dazu noch sagen?

Nachdem bekannt geworden war, dass Frau Familienministerin Schröders Doktorarbeit kaum durch eigene Geistesanstrengung besticht, sondern weitgehend von der Zuarbeit ihrer Mitarbeiter lebt, die eine dusselige Umfrage unter CDU-Mitgliedern angefertigt hatten, was der Doktorvater Prof. „Parteienforscher“ Falter auch für unproblematisch hält, ist nun herausgekommen, dass auch der Unantastbare, Karl-Theodor zu Guttenberg, bei seiner Promotion nicht ganz sauber gearbeitet hat. Copy und Paste lautet dabei das Stichwort.

Die Reaktion von Guttenberg ist natürlich souverän:

„Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“

Über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten und eine Neuauflage betont der Minister Halbgott. Angeber, habe ich da nur gedacht. Selbst wenn er ertappt wurde, hält er sich und seine Minderleistung noch für wichtig.

Nach und nach stellt sich das schwarz-gelbe Kabinett als einzige aufgeblasene Luft- und Lachnummer heraus. Der einzige, der keinen akademischen Nachweis seiner Unfähigkeit braucht, ist Rainer Brüderle. Das erledigt der Suffkopp aus der Pfalz bei jeder Pressekonferenz zur wirtschaftlichen Lage und zuletzt mit dem Satz, einen Konjunkturblumenstrauß voller Blüten vor seinem geistigen Auge erblickt zu haben.

Zu den übrigen FDP-Schnöseln will ich mich aus gesundheitlichen Gründen lieber nicht äußern.

Im Prinzip hat nur die Kanzlerin einen unerschütterlichen Beleg für ihre akademische Leistung und ihren Erfolg vorzuweisen. Leider vermeidet sie es in der Öffentlichkeit zu erwähnen, dass sie als DDR-Studentin nach Moskau reisen und dort lernen durfte. Dieses Privileg wurde nur ganz wenigen und besonders systemtreuen Mitstreitern der sozialistischen Weltanschauung zu Teil.

Stellen sie sich doch nur einmal vor, ein „linker“ Professor für Physik würde herausfinden, dass die Diplomarbeit von Frau Merkel mit dem etwas sperrigen Titel „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“ gar nichts mit Physik zu tun hätte, sondern in Wirklichkeit ein Versuch gewesen sei, schon damals die Sprache als Mittel zur Verwirrung der Menschen einzusetzen.

Im Übrigen finde ich die Plagiatsvorwürfe, die der Jura-Professor gegen zu Guttenberg erhebt, aus meiner Sicht gar nicht so interessant. Viel besser finde ich ja dessen Bewertung der Guttenbergschen Doktorarbeit.

Doch während der im linken Spektrum aktive Jurist bei der fachlichen Bewertung in einer Rezension für die Fachzeitschrift „Kritische Justiz“ zum Schluss kommt, die Bestnote sei „mehr als schmeichelhaft“ angesichts von „Politsprech“ und der „Nacherzählung rechtspolitischer Diskussionen“,…

Quelle: FAZ

Diese trockene Feststellung wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die akademischen Prüfer, die bei der Bewertung solcher Arbeiten nicht nur von Objektivität und Fachkompetenz geleitet werden, sondern wohmöglich auch durch andere Umstände.

Übrigens hat ein Lehrer des designierten Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann dessen Berufung in das Amt scharf kritisiert.

Roland Vaubel, Ex-Professor des designierten Bundesbank-Chefs Jens Weidmann, hält die Berufung seines ehemaligen Schülers für eine Fehlentscheidung.„Weidmann ist der Aufgabe nicht gewachsen“, sagte der Wirtschaftsprofessor von der Universität Mannheim „Welt Online“.

„Er ist ein guter Ökonometriker, aber ein farbloser Technokrat. Es liegt ihm nicht wirtschaftspolitisch zu argumentieren, das heißt zu begründen, mit welchen wirtschaftspolitischen Instrumenten die Ziele am besten erreicht werden können“, so Vaubel.

Quelle: Welt Online

Mit anderen Worten: Nüchtern betrachtet sei Weidmann ein klassischer Minderleister, weil er die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge einfach nicht kapiert. Witzig dabei ist, wie Angela Merkel ihren nunmehr ehemaligen Wirtschaftsberater in den Himmel lobt und betont, der Mann sei unabhängig und habe einen eigenen Kopf, den er aber nicht zu benutzen brauche, weil er ohnehin nur das zu vertreten habe, was die Regierung in ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Borniertheit, unter der Chiffre „Stabilitätskultur“ zusammengefasst, aus Berlin vorgibt.

„Jeder, der Jens Weidmann kennt, weiß, dass er über höchste Sachkompetenz verfügt, dass er einen brillanten Intellekt hat, dass er ein unabhängiger Kopf ist“, betonte die Kanzlerin und sprach von einem „guten Personalpaket“.

Sie sei überzeugt, dass Weidmann ein ausgezeichneter Bundesbank-Präsident sein werde und im Kreis der Europäischen Zentralbank (EZB) seine Stimme für die deutsche Stabilitätskultur erheben werde.

Quelle: Welt Online

Wir können wirklich stolz sein, auf so viel Qualität innerhalb unserer Führungselite. Ich glaube Sarah Wagenknecht war es, die im Zusammenhang mit der Personalpolitik der Kanzlerin von Inzest gesprochen hat. Ein wahrlich treffender Vergleich.

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Volker Pispers über die vollgeschissene Hartz-IV Windel

Geschrieben von: am 15. Feb. 2011 um 19:15

Das Merkmal einer politischen Einigung liegt in dem Durchbruch begründet, ein Gesetzespaket geschnürt zu haben, in das man dann nicht hineinschauen darf, damit sich die vielen kleinen Einzelheiten und Details, über die Wochen und Monate lang verhandelt wurde, nicht in das auflösen, was sie sind – viel heiße Luft.

Inzwischen hat sich die Verhandlungsrunde auf ein Dreigestirn aus Beck, Böhmer und Seehofer reduziert. Dem Vernehmen nach sollen die drei Weisen aus dem Abendland einen Korridor für weitere Gespräche ausloten. Da könnte man verrückt werden und sich verwundert fragen, in welchen gesetzgeberischen Blinddarm sich die Verhandlungsführer im Vermittlungsausschuss in den letzten Wochen wohl verirrt haben mögen.

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Wirtschaft auf Talfahrt

Geschrieben von: am 15. Feb. 2011 um 17:00

Wie das statistische Bundesamt heute mitteilte, ist die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2010 um lediglich 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen.

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Wenn man keine Ahnung hat und auch sonst glaubt, dass die Menschen sich für blöd verkaufen lassen, kann man dieses Ergebnis auch als positive Nachricht verkünden. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, immer noch im liberalen Regierungscabrio auf der Schnellstraße zur Vollbeschäftigung unterwegs, lässt propagandistisch verkünden, dass das Wachstum dem Winter trotzt.

„Die deutsche Wirtschaft hat im vierten Quartal ihren klaren Wachstumskurs fortgesetzt und trotzt damit dem strengen Wintereinbruch. Die Wachstumseinschätzung unserer Jahresprojektion vom Januar wird durch die amtlichen Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufwärtsdynamik der deutschen Wirtschaft nach wie vor ungebrochen ist. Die Wachstumslokomotive Deutschland fährt weiter mit viel Kraft voraus.“

Quelle: BMWi

Das Dumme ist nur, dass der Minister in seinem Suff das Glatteis unter seinen Rädern nicht bemerkt. Vor einer Woche behauptete er noch, der Aufschwung stünde fest auf zwei Beinen, obwohl sein Ministerium zuvor noch kleinlaut zugeben musste, dass die Auftragseingänge in der Industrie im Dezember 2010 zurückgegangen waren und der Umfang der Großaufträge gar „unterdurchschnittlich“ ausgefallen sei.

Trotzdem verkündete der Brüderle blumig:

„Die deutsche Wirtschaft hat sich schneller als andere Länder von der Wirtschaftskrise erholt und steht fast schon in voller Blüte. Dass aus winzigen Knospen ein prächtiger Konjunkturstrauß werden konnte, haben wir auch der Flexibilität und der Wettbewerbsfähigkeit unserer Exportwirtschaft zu verdanken. Die Warenausfuhren für das Gesamtjahr 2010 reichen schon fast wieder an die alten Rekordmarken heran. Die Einfuhren erholten sich im vergangenen Jahr sogar noch schneller. Unser Aufschwung steht fest auf zwei Beinen: dem Außenhandel und der Binnennachfrage. Das sind gute Voraussetzungen für eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr.“

Das Bein der Binnennachfrage ist in Wirklichkeit durch die schwarz-gelbe Finanz- und Wirtschaftspolitik bereits endgültig abgeschlagen worden. Untermauert wird diese Tatsache vor allem auch dadurch, dass die Städte und Kommunen das angebliche XXL-Aufschwungsjahr 2010 mit einem Rekorddefizit (knapp 10 Mrd. Euro) in ihren Hauhalten abgeschlossen haben und nun bereits ankündigen, Gebühren und Steuern kräftig erhöhen zu wollen/müssen.

Die Bürger müssen sich auf weitere Erhöhungen bei kommunalen Gebühren und Einschnitte bei städtischen Leistungen einstellen. „Die Sparmaßnahmen verschärfen sich“, kündigte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, in Berlin.

Quelle: Focus Online

Vor allem die Sozialausgaben würden den Kommunen zu schaffen machen.

Die Sozialausgaben stiegen 2010 um 2 Milliarden auf einen Spitzenwert von mehr als 42,2 Milliarden Euro. 2011 werde ein Plus auf 43,1 Milliarden Euro erwartet.

Das ist schon komisch, wenn man sich vorstellt, dass Herr Brüderle, scheinbar standfest auf zwei Beinen stehend, der Öffentlichkeit weismachen will, einen prächtigen Konjunkturstrauß vor seinem geistigen Auge erblickt zu haben. Da kommen zum regelmäßigen Alkoholkonsum wohl auch noch harte Drogen hinzu. Die mangelnde Qualität unserer Führungspersönlichkeiten ist wirklich beschämend.

Warum und wofür sollte sich die Jugend eigentlich noch anstrengen?

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Lachen über Norbert Röttgen

Geschrieben von: am 15. Feb. 2011 um 15:58

Haben sie das gestern in Hitzacker auch gesehen. Da wurde der Bundesumweltminister nicht nur ausgepfiffen, sondern auch angerempelt und beschimpft. Zu Recht, wenn ich das mal sagen darf. Aber darum soll es jetzt nicht gehen. Herr Röttgen soll angeblich auf die Gegner des Atommüllendlagers in Gorleben zugegangen sein. Es fänden keine Enteignungen statt, soll er gesagt haben. Das ist richtig. Nur im zweiten Satz sagte er, das keine Enteignungen stattfänden, solange er Bundesumweltminister sei. Da habe ich mal wieder laut gelacht und mich gefragt, ob Herr Röttgen schon weiß, wann es in Nordrhein-Westfalen Neuwahlen gibt, zu denen er als Spitzenkandidat der CDU ja antreten würde.

Er scheint auf einen frühen Zeitpunkt, noch in diesem Jahr zu spekulieren. Jedenfalls ist die Enteignung per Gesetz nach wie vor möglich, weil Herr Röttgen das Moratorium für die Erkundung des Salzstocks in Gorleben zuletzt mit der Begründung aufgehoben hatte, dies sei notwendig, um den Standort einer „ergebnisoffenen Prüfung“ unterziehen zu können. Dabei ist Gorleben so ziemlich der einzige Standort, der in diesem Land auf Endlagertauglichkeit geprüft wird. Einen Vergleich mit anderen Standorten, beispielsweise in Süddeutschland, scheut der Minister wie der Teufel das Weihwasser.

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Wie man aus Sicht der Union auf das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer reagieren sollte

Geschrieben von: am 15. Feb. 2011 um 15:09

Heute morgen habe ich in den Nachrichten gehört, wie die Union das Problem der Flüchtlinge angehen will, die zu Tausenden aus Tunesien über das Mittelmeer nach Italien kommen.

Die EU müsse endlich zu einer besser abgestimmten Flüchtlingspolitik kommen, sagte der innenpolitische Experte der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), der „Passauer Neuen Presse“ vom Dienstag. Deutschland müsse unter anderem darauf hinwirken, die Befugnisse der Grenzschutzagentur Frontex im Küstenschutz zu erweitern. Diese brauche auch mehr Personal, „um Flüchtlingsströme wie im Mittelmeerraum abwehren zu können“.

Quelle: Stern

Da habe ich mich Fünf Uhr morgens gefragt, was sich der Vollblutdemokrat Hans-Peter Uhl, den sie vielleicht noch als Vorsitzenden des Visa-Untersuchungsausschusses gegen Joschka Fischer kennen, unter Abwehrmaßnahmen so vorstellt. Den Schießbefehl? Oder entsprechende Hilfe beim Kentern der überfüllten Flüchtlingsboote? Also manchmal frage ich mich, wie die christlich-soziale Auslese unter Bayerns Leistungsträgern eigentlich funktioniert. Da geht’s anscheinend nur danach, wer am meisten saufen und uneheliche Kinder mit unterschiedlichen Frauen zeugen kann. Intelligenz scheint hingegen kein Kriterium zu sein.

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Nachtrag zu Wolfgang Liebs "Triumfeminat"

Geschrieben von: am 13. Feb. 2011 um 19:01

Vor etwa zwei Wochen schrieb Wolfgang Lieb auf den NachDenkSeiten einen Artikel über das Triumfeminat Angela Merkel, Friede Springer und Liz Mohn. Darin deutete Lieb einmal mehr an, dass das vor allem in den Springer-Medien betriebene Herunterschreiben von Karl-Theodor zu Guttenberg infolge der zahlreichen Bundeswehraffären ein Ergebnis konspirativen Handelns der oben genannten einflussreichen Damen gewesen sein könnte. Lieb schrieb unter anderem:

„Wie ist diese (wohl kurzfristige) Attacke der Bild-Zeitung auf Deutschlands „Liebling“ zu erklären? Warum wollte man ihm einen kleinen Kratzer im Lack verpassen?

Könnte da vielleicht Angela Merkel im (natürlich) gepflegten Plausch mit Friede Springer dezent die Frage angedeutet haben, was die Blätter ihres Verlags eigentlich für ein Ziel damit verfolgten, wenn sie ihr, der Kanzlerin, einen lästigen Konkurrenten hochschreiben? Und könnte vielleicht Friede Springer, aufgeschreckt von ihrer Freundin Angela Merkel, gegenüber ihrem Consigliere Mathias Döpfner, ihrem treuen Diener im Konzern eine zarte Andeutung in diese Richtung gemacht haben? Und könnte dann möglicherweise der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG bei einer Tasse Kaffee mit den Chefredakteuren von Bild und Bild am Sonntag so ganz nebenbei eine Bemerkung fallen gelassen haben, dass die Vorfälle bei der Bundeswehr doch nicht so ganz koscher seien und zu Guttenberg schon mal eine bessere Figur abgegeben habe?

Nein, so lief das natürlich nicht ab. Das könnte ja nur der wirren Phantasie eines Verschwörungstheoretikers entsprungen sein. Aber eines ist jedenfalls sicher, das Triumfeminat hält – jedenfalls noch – zusammen.“

Ein paar Tage zuvor hatte Lieb das Thema noch anders, in meinen Augen sehr viel treffender und klarer, kommentiert.

„Zuerst schreiben die Medien einen Politiker, der ihre Vermarktungsbedürfnisse befriedigt, bis in den Himmel hoch, um ihn dann, wenn er zum Medienstar gemacht worden ist, wieder herunter zu schreiben – um aus dem selbst geschaffenen Aufmerksamkeitswert wieder Auflage zu machen.“

Ich will in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass der Chef des Springerkonzerns Döpfner selbst öffentlich bekundet hat, wie das Geschäft der Bild-Zeitung funktioniert. Gefunden habe ich diesen Beleg auf BILDblog. Das Zitat fiel demnach schon im Jahr 2006.

Für die „Bild“-Zeitung gilt das Prinzip: Wer mit ihr im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.

Es ist also tatsächlich sinnvoller, mit Blick auf Medienkampagnen weniger von einem konspirativen Charakter auszugehen, der immer anfällig für den Vorwurf ist, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, als vielmehr von der Tatsache der Geschäftemacherei aus niederen Beweggründen. Damit würden auch die NachDenkSeiten einfach besser fahren.

Unbestritten ist sicherlich die Tatsache, möglichst billig zu produzieren und teuer zu verkaufen. Das sieht man zum Beispiel an Sarrazins Buch, das durch Bertelsmann (also Liz Mohn) verlegt und in Bild vorab mit Auszügen veröffentlicht wurde. Wirtschaftlich ein Bombengeschäft. Sarrazin hat seine Statistiken frei erfunden und durch den Einsatz öffentlicher Meinungsmache dennoch sehr viele Exemplare verkaufen können. Billiger geht’s nun wirklich nicht.

Dieser Wirkungszusammenhang lässt sich nun auch auf die Politik übertragen. Die Politik hat natürlich ein Interesse daran, das Volk in die Irre zu führen, weil man schließlich Klientelpolitik betreiben möchte, die den einzelnen Politikern später durch den Drehtüreffekt persönliche Vorteile verschafft. Dazu gibt es zahlreiche Beispiele angefangen bei Helmut Kohl und einzelnen Ministern bis hin zum rot-grünen Kabinett, aus dem fast alle Führungsfiguren in lukrative Jobs in der Wirtschaft gewechselt sind.

Die Politik hat also ebenfalls aus niederen Beweggründen der persönlichen Bereicherung heraus ein Interesse daran, dass das Volk eher dumm bleibt und das entsprechende Kreuzchen an der richtigen Stelle macht. Ein Verlagshaus wie Springer und die Politik verbindet nicht die Verschwörung, sondern die Aussicht auf ein gutes Geschäft, frei nach Priols Motto: „Halt‘ du sie dumm, ich mach‘ sie arm.“ Oder wie Georg Schramm einmal zu sagen pflegte: „Wir brauchen Idioten, sonst frisst keiner das Gammelfleisch.“

Es geht immer nur ums Geschäft. Eine Kaffee-Kränzchen-Verschwörung im Kanzleramt braucht es dazu einfach nicht. Das würde nämlich bedeuten, dass die konservativen Besitzstandswahrer nicht wüssten, wie sie ihre Geschäfte zu erledigen hätten.

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Das ZDF weiterhin im Visier von CDU/CSU

Geschrieben von: am 13. Feb. 2011 um 15:54

Im Prinzip halte ich nicht viel davon, für das ZDF Partei zu ergreifen. Zu schlecht sind meiner Meinung nach viele Sendungen, die es dort in die Programmierung schaffen und den Tatbestand der Volksverdummung erfüllen wie Aufstand der Alten und Jungen. Wer glaubt, dass das zweite deutsche Fernsehen so etwas wie ein unabhängiges öffentlich-rechtliches Gebilde sei, ist auf dem Holzweg. Das einzige, was mir persönlich am ZDF gefällt, ist die Mediathek – den Rest des Internetangebots können sie vergessen, da zum Teil total unübersichtlich – und natürlich „Neues aus der Anstalt“.

Komischerweise lässt sich sagen, dass das ZDF in Sachen Kabarett gegenüber der ARD die Nase weit vorne hat, wohingegen das Erste bei den politischen Magazinen unschlagbar ist und beim Kabarett hingegen total unterirdisch. Dennoch hat auch das ZDF mit Frontal 21 ein politisches Magazin, das durchaus das Prädikat wertvoll verdient. Nicht so aus der Sicht der organisierten Verfassungskriminalität. Gemeint sind die Parteien CDU und CSU, deren Vertreter im Programmausschuss der Chefredaktion des Senders eine Mehrheit haben und diese in letzter Zeit dazu missbrauchten, um die Redaktion von Frontal 21 der tendenziösen Berichterstattung zu bezichtigen bzw. in letzter Konsequenz auch abzumahnen.

Nach Meinung der Unionspolitiker hatte die Redaktion nicht ausgewogen über Schulpolitik berichtet. Damit eskaliert ein Streit zwischen Union und Magazin. Nach SPIEGEL-Informationen waren „Frontal 21“-Redakteure in den vergangenen Monaten mehrmals vor den Chefredaktionsausschuss zitiert und von Christdemokraten scharf attackiert worden. In dem Gremium sitzen mehrheitlich Politiker der Union, unter ihnen die Generalsekretäre Alexander Dobrindt und Hermann Gröhe, sowie Ex-Verteidigungsminister Franz Josef Jung. An einem kritischen Bericht über die Atompolitik der Bundesregierung etwa bemängelten die Politiker die angeblich tendenziöse Bildsprache, berichten Teilnehmer der Sitzung.

Quelle: Spiegel Online

Gerade Herr Ex-Verteidigungs- und Arbeitsminister Franz Josef Jung sollte sich noch einmal über seine eigene Sprache Gedanken machen. Nein, nicht über seinen hessischen Dialekt, sondern über seinen robusten Kampfeinsatz, der inzwischen unter Ölscheich zu Guttenberg zum gefühlten und umgangssprachlichen Krieg geworden ist. Was war denn am 4. September 2009 los in der Bundesregierung? Die Kanzlerin hat den ehemaligen Minister vor dem Untersuchungsausschuss zur Kunduz-Affäre kürzlich jedenfalls belastet.

Und obwohl entsprechende Informationen schon Stunden später Berlin erreichten, blieb der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bei der Version, dass man einen Schlag gegen Terroristen geführt habe. Merkel missbilligte das. „Ich sagte ihm, dass seine Formulierungen wohl nicht den gesamten Informationsstand wiedergeben“, erklärt Merkel nun vorm Ausschuss. Sie habe ihn gebeten, das zu korrigieren. In Wirklichkeit war es wohl mehr als ein freundlicher Hinweis. Aber davon will Merkel nun nichts wissen.

Ihr selbst jedenfalls sei bereits am auf den Angriff folgenden Wochenende hinreichend klar gewesen, „dass zivile Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit zu beklagen waren“.

Quelle: Spiegel Online

Hier könnte man einmal sehr schön die tendenziöse Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung thematisieren. Denn Fakt ist, dass die Öffentlichkeit bis zur Bundestagswahl am 27. Oktober eben nicht korrekt über den von einem deutschen Oberst befohlenen Bombenangriff auf zwei Tanklastzüge und die zahlreich zu beklagenden zivilen Opfer informiert wurde. Dass so einer wie Jung überhaupt noch eine Funktion inne hat, die ihm erlaubt, über die Objektivität eines Berichts Dritter zu urteilen, ist für sich genommen schon ein abscheulicher Skandal.

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TV-Tipp: Pelzig hält sich

Geschrieben von: am 13. Feb. 2011 um 11:15

Am kommenden Dienstag ist es soweit. Frank-Markus Barwasser startet in seiner Rolle als Erwin Pelzig seine bereits aus der ARD bekannte Talkshow unter dem neuen Namen „Pelzig hält sich“ nun im ZDF um 22:15 Uhr.

Investigativ, ironisch, idyllisch und oft unberechenbar. Kabarettist und Gastgeber Frank-Markus Barwassser zeigt als Erwin Pelzig in „Pelzig hält sich“, wie man Haltung in einer Unterhaltung wahrt.

Hier spricht ein Kabarettist nicht über Menschen, er spricht mit ihnen.

Quelle: ZDF

Zu Gast sind Rezzo Schlauch (Politiker der Grünen und Rechtsanwalt und nebenbei bemerkt Lobbyist bei der EnBW), Christiane Stenger (Gedächtnisweltmeisterin und Autorin) und Prof. Dr. Moll und Prof. Dr. Dawirs (Hirnforscher im Einsatz für Kinder und Familien)

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Noch einmal zu Axel Weber

Geschrieben von: am 12. Feb. 2011 um 12:21

Dem Spiegel hat Axel Weber die Begründung für seinen Rücktritt genannt. Dabei hat er gar nicht über seine Position als Bundesbankchef geredet, sondern darüber, warum er nicht EZB-Präsident werden wolle. D.h., Weber begründet seinen Rücktritt als Bundesbankchef damit, dass er einen anderen Job nicht antreten wolle, der ihm bis jetzt aber keinesfalls sicher war. Allein das ist schon ein Ausdruck purer Anmaßung und Arroganz. Aber es kommt noch besser:

Dem Präsidenten komme eine Sonderstellung zu, sagte er dem SPIEGEL. „Wenn er jedoch zu wichtigen Fragen eine Minderheitsmeinung vertritt, leidet die Glaubwürdigkeit dieses Amts.“ Er habe bei einigen wichtigen Entscheidungen in den vergangenen zwölf Monaten klare Positionen bezogen. „Die Positionen mögen für die Akzeptanz meiner Person bei einigen Regierungen nicht immer förderlich gewesen sein“, so Weber. Seither sei seine Überzeugung gereift, dass er das Amt des EZB-Präsidenten nicht anstrebe.

Quelle: Spiegel Online

Das er mit seiner Minderheitsmeinung vielleicht deshalb vollkommen alleine dasteht, weil sie grundsätzlich falsch ist, kommt dem selbsternannten Währungshüter und notorischen Inflationsbekämpfer, in dessen Amtszeit gerade die größte Finanzkrise mit sich abzeichnender Deflationsspirale fällt, natürlich nicht in den Sinn. Den Medien im übrigen auch nicht. Sie feiern Axel Weber als einen kompetenten Finanzmarktkenner und bedauern den Verlust eines standhaften Experten sowie wichtigen Beraters der Kanzlerin.

Viele Journalisten haben noch immer Tomaten auf den Augen und die Ursache sowie das Ausmaß der Finanzkrise noch immer nicht verstanden. Eine schöne Zusammenfassung der Weberschen Fehlleistungen im Amt des Bundesbankpräsidenten finden sie beispielsweise auf den NachDenkSeiten:

  • Weber ist mitverantwortlich für die miserable Makropolitik Deutschlands, die Vernachlässigung der Binnennachfrage und das Auseinanderlaufen der Leistungsbilanzen und der Wettbewerbsfähigkeit der Euro Länder.
  • Weber hat die Finanz- und die Bankenkrise verschlafen. Die Bundesbank hätte viel früher und öffentlich Alarm schlagen sollen. Sie ist mitverantwortlich für die unseriösen Geschäfte im Finanzcasino. Sie hat nicht gewarnt vor der Umwandlung des Deutschen Finanzmarktes unter der Parole Stärkung des Finanzplatzes Deutschland.
  • Er hat den Banken in die Taschen gearbeitet und uns trotz sonstigen Spar-Getöses nicht vor dem unendlich teuren Bankenrettungsschirm bewahrt. Wenn er bei der Deutschen Bank unterkommt, dann hat er das mit Sicherheit verdient. Denn: Er hat zulasten der deutschen Steuerzahler die Deutsche Bank und die deutschen Banken begünstigt. Er ist ein Hüter ihrer Interessen und nicht ein Währungshüter.
  • Schon die Nominierung und Ernennung Webers zum Bundesbankpräsidenten war ein Zeichen der miserablen Kür für wichtige Funktionen in Deutschland. Schröder wollte 2004 eigentlich Professor Bofinger zum Bundesbankpräsidenten machen, der damalige Finanzminister Eichel legte sich – vermutlich auf Betreiben seines damaligen Mitarbeiters Jörg Asmussen – quer und präsentierte Weber als Kandidaten.

Axel Weber tritt also nicht deshalb ab, weil er keine Chance für die Durchsetzung seiner Weisheiten sieht, sondern weil er auf ganzer Linie versagt hat. Weber ist ein klassischer neoliberaler Verpisser, den man natürlich nie als Hinschmeißer bezeichnen und sein Weglaufen aus der Verantwortung vorhalten würde. Im Gegenteil. Wenn er behauptet, noch keine Pläne hinsichtlich zukünftiger Beschäftigung zu haben, dann ist es wahrscheinlich genau umgekehrt.

Würde er aber zugeben, einen lukrativen Job bei einer privaten Geschäftsbank in Aussicht zu haben, dann stünde sein Rücktritt natürlich unter einem ganz anderen Licht. Denn als Bundesbanker war es ja seine Aufgabe, die private Kreditwirtschaft zu überwachen und zu prüfen, ob die Bilanzen der Banken in Ordnung sind. Die Sicherung der Stabilität des Finanzsystems war sein Job. Die Finanzkrise und das finanzpolitische Umgehen mit ihr sprechen klar für ein Versagen Webers. Axel Weber saß immer mit am Tisch im Kanzleramt oder bei den Krisensitzungen zusammen mit Vertretern von den Privatbanken.

Deren Anteil an den Kosten der Krise fiel dementsprechend gering aus, wohingegen der Staat die Hauptlast der Verluste in den Instituten, entweder über direkte Hilfen, Garantien oder der Einrichtung von Bad Banks, übernehmen musste. Dafür hat nicht nur Ackermann gesorgt, sondern Axel Weber auch nicht widersprochen. Wenn er also zur Deutschen Bank wechseln und die Nachfolge von Ackermann antreten sollte, der schon wieder Rekordgewinne und traumhafte Renditeaussichten jüngst vermeldet hat – also als Profiteur der Finanzkrise in Erscheinung tritt – dann wäre das wieder einmal ein Beispiel für nachgelagerte Korruption.

Umgekehrt funktioniert die Kungelei natürlich auch. Wenn sie danach fragen, wer auf dem Stuhl vom scheidenden Bundesbankpräsidenten Platz nehmen soll, hören sie schon wieder den Namen eines ehemaligen Studenten von Weber – Jens Weidmann. Der wiederum ist bereits wirtschafts- und finanzpolitischer Berater der Kanzlerin und würde die Geschichte mit der Drehtür und den Seilschaften auch in diese Richtung weiter fortschreiben. Besonders beruhigend ist diese Aussicht aber nicht.

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Mubarak tritt zurück – Volksfest in Ägypten und ein Blick auf uns

Geschrieben von: am 11. Feb. 2011 um 17:47

Ein Glück, dass die Ägypter nicht auf die hängenden Mundwinkel der Deutschen Demokratischen Verdummungskanzlerin gehört haben, die nach eigenem Bekunden vorzeigbare Erfahrungen im Umgang mit Revolutionen und Umbrüchen gahabt haben will, und den Ägyptern empfahl, auf dem Teppich – nicht Platz – zu bleiben und ihren Diktator, der lieben Stabilität willen, noch eine Weile lang lieb zu haben. Nein, die Ägypter sind trotzig weiter auf ihren Platz der Freiheit gegangen und haben ihn sogar gefegt und sauber gehalten, weil es zu ihrem Stückchen Erde geworden ist, friedlich wohlgemerkt. Moslems haben zusammen mit Christen gebetet und sich gegenseitig beschützt.

Das gemeinsame Ziel, die Ablösung des Mubarak-Systems friedlich herbeizuführen, hat zu einem von Dynamik und Euphorie getragenen Protest geführt, bei dem den Ägyptern immer klarer wurde, dass sie etwas verändern können.

In Deutschland hat man davon lange Zeit nichts erfahren. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stand zunächst einmal die Ignoranz und später die Sorge um die Stabilität in der Region, weil man gerade den arabischen Völkern aus eurozentristischer Sicht heraus die Demokratiefähigkeit einfach absprach. Deshalb wurde vor allem auch über die Gewalt und die Opfer berichtet und weniger über das, was sich im Innern des Landes verändert hat und was die volle Unterstützung gerade derer verdient hätte, die sich als demokratische Musterschüler und Weltenlenker verstehen.

Jetzt bleibt eigentlich nur die Frage zu klären, wer morgen mitkommt, um auf dem Berliner Platz der Republik für die Ablösung des Systems Merkel zu demonstrieren. Wahrscheinlich niemand, weil sich das deutsche Volk in diesen Zeiten lieber mit den Bonusprogrammen seiner Krankenversicherung beschäftigt und sich darüber freut, wenn es am Jahresende neun Stempel bei diversen Aktivitäten zur Erhaltung seiner Gesundheit erschwitzt hat, um dann eine Geldprämie zu erhalten.

Das ist wirklich so. Da ärgern sich die Deutschen kein Stück über das korrupte und von der Politik an die Lobbygruppen vollständig ausgelieferte Gesundheitssystem, in dem Jahr für Jahr immer mehr Milliarden einfach so verschwinden, ohne dass am Ende auch ein Mehr an Gesundheit herauskäme, sondern freuen sich darüber, dass sie für’s Stempeln Geld kriegen. Na ja, das ist halt so, würde Urban Priol an dieser Stelle seinen typischen Deutschen vielleicht sagen lassen.

Aber wenigstens ist Axel Weber zurückgetreten. Der Bundesbankpräsident, der nur deshalb den Posten inne hatte, weil sich Eichel von seinem Staatssekretär Jörg Asmussen – der übrigens auch Staatssekretär von Steinbrück war und von Schäuble immer noch ist – diese Personalie aufschwatzen ließ. Schließlich hat Asmussen bei Weber Ökonomie studiert. Da wäscht eine Hand die andere. Nur ins Gefängnis wird der zum Teil sträflich ahnungslose Weber natürlich nicht gehen, sondern seinen verdienten Posten bei der Deutschen Bank einnehmen. Das wäre dann die Drehtür deluxe nach dem Motto, eigenes Geld vermehrt und die Finanzen der Volkswirtschaft ruiniert. Bravo Deutschland.

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