Zu Neues aus der Anstalt – Folge 36

Geschrieben von: am 09. Jun 2010 um 11:53

Das prägende Bild der Sendung: Georg Schramm alias Lothar Dombrowki steht vor einem Eichenfass und hält eine flammende Rede gegen das widerliche Selbstbild der Oberschicht, die er als Bundespräsident auch ins Schloss Bellevue einladen würde. Aber nicht, weil er wie Köhler mit ihnen feiern wollte, sondern weil er sie mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit konfrontiert hätte, die kaum gegensätzlicher sein könnte. Zum Beispiel hätte er die Oberschicht zu der Kriegserklärung ihrer Wunschregierung befragt, die an die große Mehrheit des Volkes gerichtet sei, obwohl das über gar kein Vermögen mehr verfügt. Und im Hintergrund, ja eigentlich im Vordergrund blickt Karl Marx auf Dombrowski.

Schramm und Marx

Ich gebe zu, dass ich die Szene mit dem Eichenfass nicht kapiert habe. Könnte es vielleicht sein, dass es sich dabei um eine Anspielung auf den Maler Johann Peter Hasenclever handelte? Einem Maler des Vormärz, der danach strebte, „die großen und kleinen Schwächen des bürgerlichen Lebens der Biedermeierzeit offenzulegen“ (Quelle: Wikipedia)? Und der später von Karl Marx in einem Artikel für die New-York Daily Tribune vom 12. August 1853 für sein Bild Arbeiter und Stadtrath gelobt wurde?

Hasenclever: Arbeiter und Stadtrath
Quelle: Wikipedia

Doch jetzt kommt’s. In der damaligen Zeit wurde Hasenclever abschätzig als „Hofmaler des Weins, der Urbanität und des Humors“ bzw. als „weinseliger Humorist“ bezeichnet. Unter anderem wegen seinem Bild „Die Weinprobe“ von 1843:

Die Weinprobe
Quelle: artnet

Das Eichenfass könnte natürlich auch was anderes bedeuten, doch inhaltlich ging es Dombrowski darum, seinen Abschied aus der Anstalt mit einem Aufbruch zu verbinden. Er wolle nach draußen und die Massen, die sich bereits in vorrevolutionärer Wartestellung befänden, unterstützen und tatkräftig an der Beseitigung der noch zu stürzenden Verwaltungsvolontäre (O-Ton: Pelzig) aktiv mitwirken. Doch Priol bremste seinen Kompagnon in dessen Bestreben mit der Bemerkung, dass draussen kein Platz für ihn sei. Da würde auch niemand auf ihn warten, der mit ihm gemeinsam die Bastille erstürmen würde. Selbst der Malmsheimer wollte nicht und Monika Gruber meinte diesbezüglich etwas später, dass der Deutsche wahrscheinlich erst dann auf die Straße gehen würde, wenn Tennissocken in Adiletten verboten würden.

Nein, innerhalb der Anstalt müsse die Stellung gehalten werden, bis die letzte noch verbliebene Unperson, die einsame Bache, die Staatsratsvorsitzende Angela Merkel endlich zur Strecke gebracht sei. Und dann fliege auch Urban Priol in der Jack Nicholsen Rolle des Randall Patrick McMurphy über das Kuckucksnest und Angela Merkel wäre als Schwester Mildred Ratched eine tolle Besetzung, wie Malmsheimer fand. Priol hätte dann immerhin die Gelegenheit, Angela Merkel, äh Schwester Ratched, zu erwürgen und zu vollenden, was Nicholsen im Film misslang. :>>

Aber den besten Satz der Sendung hat meiner Meinung nach nicht Georg Schramm gesprochen, sondern Erwin Pelzig:

„Warum sich schon heute aufhängen, wenn es nächstes Jahr viel bessere Gründe gibt?“

Das ist doch mal eine Aussage. So kann man natürlich dem unausweichlichen Absturz auch begegnen. Bis zum Aufschlag reicht ja das Bier. Da werden uns Wulff oder Gauck schon den entsprechenden Mut machen. :>>

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Die Sendung gibt es wie immer in der ZDF-Mediathek zum Nachschauen.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1063472/Neues-aus-der-Anstalt—Folge-36?setTime=0#/beitrag/video/1063472/Neues-aus-der-Anstalt—Folge-36

PS: Falls es kurzfristig zum Rücktritt der Kanzlerin kommt, hat Priol eine Sondersendung Neues aus der Anstalt angekündigt. Ansonsten gilt abschließend die Strategie:

„Getrennt marschieren, vereint schlagen.“

Auch wenn es Priol andersherum lieber gewesen wäre.

Danke Georg Schramm!

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Ingrid Friedmann  Juni 9, 2010

    Die Massen, die Georg Schramm unterstützen will, findet er doch eher im ZDF als auf kleinen Bühnen. Ich werde ihn jedenfalls so schnell nicht wieder sehen können. Schade.