Nachtrag zur Lebenserwartung

Geschrieben von: am 20. Dez 2011 um 7:59

Ich habe gerade festgestellt, dass ich der Rechnung der Linken, wonach die Lebenserwartung von Geringverdienern abnehme, auch auf den Leim gegangen bin. Der Demografie-Blog beweist mit viel mathematischen Hintergrundwissen das Gegenteil. Allerdings heißt es auch dort, dass es für den Zeitraum nach 2006 keine genauen Berechnungen gebe. Die These, wonach die Armen früher sterben, müsste also noch statistisch belegt werden. Gewiss bleibt aber, dass sich eine “Deutschland geht es gut” Politik, die die Augen vor dem Auseinandergehen der Schere zwischen arm und reich im Zuge der sog. “Reformen” verschließt, es sich natürlich nicht leisten kann, wenn das Elend auch durch ein früheres Ableben der Betroffenen dramatisch messbar würde.

Jedenfalls ist die Diskussion sehr bezeichnend. Die zunehmende Lebenserwartung als Bestätigung für die asoziale Politik der letzten Jahre zu deuten, ist genauso unangebracht und verlogen, wie der Versuch der Linken, aus einem Teil der vorliegenden Zahlen ein politisch passendes, aber objektiv falsches Bild herauszulesen.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Arnold  Dezember 21, 2011

    Ich habe mir die Seite auf dem Demographieblog angesehen. Das einzig was man da herauslesen kann ist, dass statistische Daten einer genaueren Betrachtung bedürfen um richtig interpretiert zu werden. Die Zahlen, die der Demographieblog dort nennt, widerlegen allerdings die Interpretation der Linkspartei nicht; auch nicht bis 2006. Auf der dort gezeigten Graphik, kann man lediglich sehen, dass das was die Statistiker als Lebenserwartung bezeichnen, zwischen 2001 und 2006 in allen Dezilen angestiegen ist. In dieser Statistik sind jedoch auch die Todesfälle von jüngeren Männern, die vorwiegend durch Unfälle ums Leben kommen enthalten. Außerdem spricht gegen die Interpretation des Demographieblogs, dass Geburtenstarke Jahrgänge für den Rückgang der Rentenbezugsdauer verantwortlich seien, dass dieser effekt bei besser Verdienern nicht auftaucht.

    • Arnold  Dezember 21, 2011

      Ich muss mich korrigieren,
      die aufgeführte Statistik im Demographiblock bezieht sich nur auf die über 65-Jährigen. Das hatte ich übersehen. Insofern wird die Interpretation der Linkspartei tatsächlich widerlegt.
      Meinen restlichen Einwand hatte auf dem DemographieBlog auch „veblen“ in einem Beitrag vom 20.12.
      Im Demographieblog wird dieser Einwand beantwortet.

  2. Susan  Dezember 21, 2011

    Das hat nichts mit den Linken zu tun. Schon vor vielleicht so ungefähr 2 Jahren, können auch 3 sein – ich weiß das nicht mehr – gab es so eine Untersuchung, die aufgezeigt hat, dass z.B. das Arztehepaar eine steigende Lebenserwartung geben über einem Armen hat. Das ist keine neue Erkenntnis. Irgendein Soziologieinstitut hatte diese Forschung unternommen. Mir war das nichts Neues, was kürzlich gesagt wurde. Sicherlich, haben wir – ich übertreibe mal – seit dem ausgehenden 19. Jhd. alle eine steigende Lebenserwartung, nur eben unterschiedlich.