Kurzarbeit steigt spürbar an

Geschrieben von: am 13. Nov 2012 um 23:23

In Niedersachsen nehme die Kurzarbeit wieder zu. Gemeint ist natürlich eine Zunahme der Nichtarbeit, die weder kurz noch lang ist. Das will NDR1 herausgefunden haben und nennt als Quelle die Arbeitsagentur für Niedersachsen und Bremen. Demnach hätten im Oktober 175 niedersächsische Betriebe angekündigt, Kurzarbeit zu planen. Rund 2.700 Mitarbeiter wären dann betroffen. Laut Aussage der Arbeitsagentur seien damit die Anzeigen für Kurzarbeit zum ersten Mal in diesem Jahr spürbar gestiegen.

Betroffen ist vor allem die Automobilindustrie, deren Zulieferer und die Bau-Branche, in der sich eine schwächere Nachfrage abzeichne. Nun wissen wir, dass solche Meldungen am Rande erscheinen und immer einen beruhigenden Hinweis enthalten. In Kurzarbeit steckt das ja schon drin. Man kennt aber auch Formulierungen wie, das Beschäftigungswachstum nimmt ab (gemeint ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit) oder einen kräftigen Anstieg bei der Beschäftigung, der immer dem leichten Rückgang vorausgehe. In diesem Fall wird gesagt, dass die Lage längst nicht so schlimm sei wie 2009, als zeitweise mehr als 20.000 Menschen in Niedersachsen wegen Kurzarbeit mangels Aufträgen in den Büchern ihrer Arbeitgeber eben nicht arbeiteten.

Man kann die Zeichen richtig deuten und angesichts der starken Einbrüche auf den Gütermärkten von einer Rezession sprechen oder aber weiterhin so tun, als sei das Ganze nur eine vorübergehende Schwächephase im Winterhalbjahr, die der private Konsum schon ausgleichen werde, obwohl gleichzeitig die Einführung eines Mindestlohns weiterhin verweigert wird.

„Mit Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt warnt der Sachverständigenrat ausdrücklich davor, das Rad zurückzudrehen. Forderungen nach Mindestlöhnen sieht er als kontraproduktiv an.“

Stattdessen erhöht die Bundesregierung die Minijob-Verdienstgrenze auf 450 Euro und steigert damit weiter die Attraktivität des Niedriglohnbereichs. Hoppla, da ist sie ja wieder, die positive Umschreibung eines an sich katastrophalen Zustands.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  November 14, 2012

    Kurzarbeit wg. weniger Umsätze, weil in den südlichen Staaten weniger gekauft wird, die Leute weniger Geld zum Ausgeben übrig haben, weil staatlicherseits europäisch verordnet gespart wird, weil sich vorher wenige am Staat bedient haben (Firmen und Privatpersonen), weil zwar Geben seeliger als Nehmen ist, aber nur Nehmen Besitzstandswahrung gewährleistet.
    Die Automobilindustrie hat nach 2009 nicht nur von Abwrackprämien in Deutschland und Frankreich profitiert, sondern auch von einem starken asiatischen Käufermarkt. Nu bricht sogar dieser Markt weg (siehe Berichte über die Stimmung der chinesischen Staatsmachtclique) und schon wird das Elend sichtbar. Unterdessen verdienen die OEMs an deren Lieferanten gut (Auftragsvergabe u.a. mit der Bedingung der 10%igen jährlichen Preissenkung des gelieferten Produktes), versuchen die Automobilzulieferer die Schmerzen der OEM-Preisdaumenschrauben umzuverteilen und/oder zu verkraften und die Lohnkosten zu halten oder zu drücken.

    März/April beginnen wieder die Verhandlungen der IGM. Und diese wird dazu aufgerufen, Maß zu halten, während die Shareholder an den Börsen und Märkten ihre jährliche Gehaltsforderungssteigerung nicht nur fordern sondern auch widerstandslos einführen können (weil wg. gestiegener Kosten für alles mögliche, was der normale Bürger ja auch erfährt und zahlt …). Merkelchen hatte ja bereits schon drauf gedrungen, dass diese Verhandlungen bitte schön deutlich vor der Bundestagswahl beendet sein sollten, damit das ganze aus den Wahlkampf (Bund und Bayern) herausgehalten wird.