Jens Berger: "Die FDP ist Meister auf dem Gebiet der fleischgewordenen Realsatire"

Geschrieben von: am 27. Okt 2010 um 13:16

Seit Montag wissen wir vom Kabarettisten Urban Priol, dass Guido Westerwelle die „Puffmutter der Wirtschaftsnutten“ ist, die mit einem von den Steuerzahlern prall gefüllten Geschenkkorb durch die Lande zieht, aus dem sich ihre Klientel, die Vermögenden, die Finanz- und Versicherungskonzerne, die Arzneimittelhersteller, die Schwerindustrie und die Hotelbesitzer nach Lust und Laune bedienen können.

Bei den Liberalen gilt inzwischen nicht mehr der Grundsatz vom einfachen und gerechten Steuersystem, welches darauf basierte, die vorhandenen Einnahmen des Staates an die oben beschriebene Klientel einfach durchzuleiten bzw. umzuverteilen. Nein, seit der freudigen Verkündigung, die Tabaksteuer zu erhöhen, um die bestehende Steuerbefreiung der Schwerindustrie beizubehalten, haben die Liberalen gezeigt, dass die bisherigen Steuereinnahmen nicht mehr ausreichen, um die Wünsche der eigenen Großspender zu befriedigen.

Gestern hieß es noch Rauchen für die Schlote, heute heißt es schon Saufen für die Luftfahrt. Denn die Luftverkehrsbranche ist der einzige Wirtschaftszweig, der von den Liberalen noch nicht aus den Klauen des Sparpakets, das unter dem Schlagwort „Fairer Ausgleich zwischen sozialen Kürzungen und Belastungen für die Wirtschaft“ firmiert, befreit wurde. Die Luftverkehrsabgabe soll nach derzeitigem Stand noch erhoben werden. Um diese Belastung der Wirtschaft abzumildern, haben sich die lustigen gelben Schwachköpfe etwas neues ausgedacht. Eine Alkoholsteuer, die sich nach dem Alkoholanteil im jeweiligen Getränk bemisst.

Jens Berger (Spiegelfechter) hat sich darüber einmal Gedanken gemacht und fragt sich zum Schluss, warum es eigentlich noch keine Sexsteuer für’s horizontale Gewerbe gibt, zumal doch der Umbau der Bundeswehr durch Freigeist zu Guttenberg sicherlich zu einer Belastung der deutschen Rünstungsindustrie führen würde. „Ficken für den Weltfrieden“, das müsste doch aus der Perspektive der Liberalen ein verlockender Gedanke sein.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Megahoschi  Oktober 27, 2010

    Schönen guten Abend

    Ich hoffe Herr Berger bringt die FDP da nicht auf gewisse Ideen :)

    Mal sehen ob es wirklich die nächsten 3 Jahre so weiter geht, oder ob man dazu über geht einfach bei den verschiedenen Lobbygruppen nachzufragen was Sie wollen und die Gesetze gleich danach zu beschließen. Damit würden die lästigen Scheinkämpfe weg fallen und die Regierung könnte Geschlossenheit demonstrieren.

  2. Anonymous  Oktober 27, 2010

    Wollte schon immer einmal vorschlagen, die Parlamente abzuschaffen. Abgesehen von den Einsparungen können die einschlägigen Lobby-Kreise die Gesetze wahrscheinlich sogar wasserdicht und Karlsruhesicher machen.
    Alternativ könnte man doch Gesetzgebungen im Ausland einkaufen. Manche Parlamente sind wesentlich kleiner, kosten also pro Paragraph mit Sicherheit weniger. Von den eingesparten Kosten könnte man dann die nun arbeitslos (nicht dasselbe wie beschäftigungslos, oder) gewordenen Abgeordneten direkt auf Spesen weiter wurschteln lassen.