„Yes, we can!“, schallte es heute aus Radios, Fersehgeräten und sonstigen GEZ-pflichtigen Rundfunkempfängern. Barack Obama wird neuer US-Präsident. Bis zum Abend war die Meldung überall die eins. Die Neue Presse hat gestern etwas früh andrucken müssen und sich nicht getraut, einen Schuss ins Blaue zu wagen.
Ein deutlicher Sieg. Ich bin schon gegen drei Uhr morgens mit dem sicheren Gefühl eingeschlafen, dass in den sog. „Swingstates“ nichts mehr anbrennen würde. Ich war auch etwas irritiert über die Verteilung der Wahlmännerstimmen. Jeder Sender hatte während der Auszählungswellen andere Zahlen oben links eingeblendet. Aber egal. Am Ende überwog der Jubel.
Alle scheinen nun irgendwie erleichtert zu sein. Man rechnet mit einem grundlegenden Wandel in allem. Jetzt wird alles besser, sensibler, friedlicher und kooperativer, schreibt Harald John, Chefredakteur der Neuen Presse morgen auf Seite eins. „Yes, we can!“. Ist schon irgendwie komisch. Da fragt der kommende US-Präsident im Gegensatz zu seinem Vorgänger höflich nach mehr Truppen für die zu teuer werdenden Kriege und schon sind wir berauscht. Also wenn der Obama höflich darum bittet, dann können wir nicht nein sagen. Das wird den Bush jetzt aber nachträglich ärgern. Mit etwas mehr Charme wäre er wohl nicht der dümmste Präsident aller Zeiten geworden.
Die Europäer sind aber auch ein bissel blöde. Gut, die Russen nicht. Die haben sich vom warmen Wind of Change aus dem Westen nicht anstecken lassen, die sind durchweg Kälteres gewohnt. Flink hat man angekündigt, ein paar Kurzstreckenraketen in Kaliningrad zu stationieren. Unser Kanzlerinnen-Vize und SPD-Spitzenkandidat für vier weitere Jahre als Vize, Außenminister Frank-Walter Steinmeier war ganz überrascht und appellierte heute an die russische Führung, die Wahl Obamas doch zum Anlass zu nehmen, um einen neuen Dialog zu beginnen. „Yes, we can!“.
Da hat der Russe nur kalt gelächelt und sich gedacht, „We also can do it!“ Und als die Russen gelesen haben, dass Dabbeljuh den Neuen während der kommenden 76 Tage vollständig über wichtige Entscheidungen informieren werde, da haben im Kreml die Alarmglocken geschrillt. Wer weiß, was da noch kommt…
NOV
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.