Die Gesellschaft der erfolgreichen Minderleister

Geschrieben von: am 16. Feb 2011 um 17:17

Was soll man dazu noch sagen?

Nachdem bekannt geworden war, dass Frau Familienministerin Schröders Doktorarbeit kaum durch eigene Geistesanstrengung besticht, sondern weitgehend von der Zuarbeit ihrer Mitarbeiter lebt, die eine dusselige Umfrage unter CDU-Mitgliedern angefertigt hatten, was der Doktorvater Prof. „Parteienforscher“ Falter auch für unproblematisch hält, ist nun herausgekommen, dass auch der Unantastbare, Karl-Theodor zu Guttenberg, bei seiner Promotion nicht ganz sauber gearbeitet hat. Copy und Paste lautet dabei das Stichwort.

Die Reaktion von Guttenberg ist natürlich souverän:

„Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“

Über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten und eine Neuauflage betont der Minister Halbgott. Angeber, habe ich da nur gedacht. Selbst wenn er ertappt wurde, hält er sich und seine Minderleistung noch für wichtig.

Nach und nach stellt sich das schwarz-gelbe Kabinett als einzige aufgeblasene Luft- und Lachnummer heraus. Der einzige, der keinen akademischen Nachweis seiner Unfähigkeit braucht, ist Rainer Brüderle. Das erledigt der Suffkopp aus der Pfalz bei jeder Pressekonferenz zur wirtschaftlichen Lage und zuletzt mit dem Satz, einen Konjunkturblumenstrauß voller Blüten vor seinem geistigen Auge erblickt zu haben.

Zu den übrigen FDP-Schnöseln will ich mich aus gesundheitlichen Gründen lieber nicht äußern.

Im Prinzip hat nur die Kanzlerin einen unerschütterlichen Beleg für ihre akademische Leistung und ihren Erfolg vorzuweisen. Leider vermeidet sie es in der Öffentlichkeit zu erwähnen, dass sie als DDR-Studentin nach Moskau reisen und dort lernen durfte. Dieses Privileg wurde nur ganz wenigen und besonders systemtreuen Mitstreitern der sozialistischen Weltanschauung zu Teil.

Stellen sie sich doch nur einmal vor, ein „linker“ Professor für Physik würde herausfinden, dass die Diplomarbeit von Frau Merkel mit dem etwas sperrigen Titel „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“ gar nichts mit Physik zu tun hätte, sondern in Wirklichkeit ein Versuch gewesen sei, schon damals die Sprache als Mittel zur Verwirrung der Menschen einzusetzen.

Im Übrigen finde ich die Plagiatsvorwürfe, die der Jura-Professor gegen zu Guttenberg erhebt, aus meiner Sicht gar nicht so interessant. Viel besser finde ich ja dessen Bewertung der Guttenbergschen Doktorarbeit.

Doch während der im linken Spektrum aktive Jurist bei der fachlichen Bewertung in einer Rezension für die Fachzeitschrift „Kritische Justiz“ zum Schluss kommt, die Bestnote sei „mehr als schmeichelhaft“ angesichts von „Politsprech“ und der „Nacherzählung rechtspolitischer Diskussionen“,…

Quelle: FAZ

Diese trockene Feststellung wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die akademischen Prüfer, die bei der Bewertung solcher Arbeiten nicht nur von Objektivität und Fachkompetenz geleitet werden, sondern wohmöglich auch durch andere Umstände.

Übrigens hat ein Lehrer des designierten Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann dessen Berufung in das Amt scharf kritisiert.

Roland Vaubel, Ex-Professor des designierten Bundesbank-Chefs Jens Weidmann, hält die Berufung seines ehemaligen Schülers für eine Fehlentscheidung.„Weidmann ist der Aufgabe nicht gewachsen“, sagte der Wirtschaftsprofessor von der Universität Mannheim „Welt Online“.

„Er ist ein guter Ökonometriker, aber ein farbloser Technokrat. Es liegt ihm nicht wirtschaftspolitisch zu argumentieren, das heißt zu begründen, mit welchen wirtschaftspolitischen Instrumenten die Ziele am besten erreicht werden können“, so Vaubel.

Quelle: Welt Online

Mit anderen Worten: Nüchtern betrachtet sei Weidmann ein klassischer Minderleister, weil er die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge einfach nicht kapiert. Witzig dabei ist, wie Angela Merkel ihren nunmehr ehemaligen Wirtschaftsberater in den Himmel lobt und betont, der Mann sei unabhängig und habe einen eigenen Kopf, den er aber nicht zu benutzen brauche, weil er ohnehin nur das zu vertreten habe, was die Regierung in ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Borniertheit, unter der Chiffre „Stabilitätskultur“ zusammengefasst, aus Berlin vorgibt.

„Jeder, der Jens Weidmann kennt, weiß, dass er über höchste Sachkompetenz verfügt, dass er einen brillanten Intellekt hat, dass er ein unabhängiger Kopf ist“, betonte die Kanzlerin und sprach von einem „guten Personalpaket“.

Sie sei überzeugt, dass Weidmann ein ausgezeichneter Bundesbank-Präsident sein werde und im Kreis der Europäischen Zentralbank (EZB) seine Stimme für die deutsche Stabilitätskultur erheben werde.

Quelle: Welt Online

Wir können wirklich stolz sein, auf so viel Qualität innerhalb unserer Führungselite. Ich glaube Sarah Wagenknecht war es, die im Zusammenhang mit der Personalpolitik der Kanzlerin von Inzest gesprochen hat. Ein wahrlich treffender Vergleich.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Februar 16, 2011

    Zu den Entdeckungen über die Dr-Arbeit von zu Guttenberg, passt eigentlich ganz gut der erste Teil von „Deutschland unter Druck“
    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6481802
    (ja, die ARD-Mediathek ist bescheiden)
    Schaut man sich die dort auftauchenden „Elite“-Schüler an und überlegt, was auf denen lastet und sich zu Guttenbergs Werdegang als Schreibender einer Doktorarbeit anschaut (er als Sohn eines reichen Raubrittergeschlechts, als Sohn der Top-10-reichen-Familien D-Lands) da war der zu Guttenberg beim Schreiben wohl gar nicht so geradeaus und kompromisslos, wie er sich als Minister bislang gerierte.
    Es bestätigt sich einem der Verdacht, dass das Angebot guter Bildung nur oberen Schichten vorbehalten bleiben soll, ganz gleich, ob die darin lebenden strunzdoof sind oder halbwegs helle sind.
    Schröder und zu Guttenberg stehen für die Entwertung eines Bildungsgedanken und für den Keil, der zur Unterscheidung von „unbedeutender Mensch“ und „bedeutend qua Geburt“ in die Gesellschaft getrieben wird.

    Was ich noch interessant fand: Ein Vergleich der Medien zeigt bislang, dass allein die BILD noch nicht auf den Zug der Berichterstattung aufgesprungen ist, sondern immer wieder auf die der BILD unliebige SZ verweist. Noch ist der Fahrstuhlknopf nach ganz unten nicht endgültig gedrückt. Wie lange wird’s dauern?

  2. Manfred Corte  Februar 16, 2011

    … also rein rechnerisch sind bei Karl-Theodors Doktorarbeit 2 bis 2 Zitate auf jeder Seite enthalten … Ist das dann noch eine Doktorarbeit – oder nur eine Zitatensammlung?

    • adtstar  Februar 17, 2011

      Das Zitieren gehört unumstößlich zu den Basics einer jeden wissenschaftlichen Arbeit. Allein schon deshalb, um dem Leser einen Überblick über den Forschungsstand zu geben.

      Allerdings müssen Zitate zwingend gekennzeichnet werden. In der akademischen Welt gibt es ganz klare Zitiervorschriften. Die Form ist dabei unbedingt einzuhalten. Mal eben eine Fußnote vergessen oder falsch setzen, geht im Prinzip gar nicht.

      Bei Guttenberg ist es noch schlimmer. Er hat ja nicht einmal den Text, den er kopiert und eingefügt hat, als Zitat gekennzeichnet. Das ist schon eine grobe Unsportlichkeit bzw. strenggenommen eine Straftat.

      Aber ganz unabhängig vom richtigen Zitieren ist die Tatsache evident, dass zu Guttenbergs Arbeit offensichtlich keinen wissenschaftlichen Beitrag leistet. Und überflüssige Arbeiten, die dann auch noch in epischer Breite daherkommen, sind meiner Meinung nach noch viel schlimmer, weil sie die Öffentlichkeit mit Scheindiskussionen quälen und den Fortschritt beim Denken und Wissen nur unnötig behindern.

      • Careca  Februar 17, 2011

        Straftat? Die läge vor, wenn ihm Vorsatz nachzuweisen wäre oder wenn er seine wissenschaftliche Arbeit als Auftragsarbeit an andere outgesourct hätte (so wie es die Regierung bei Gesetzesvorlagen immer wieder macht und die nachher als die ihre verkauft; wie es zu Guttenberg bereits einmal als Minister gemacht hat). Es wird ihm niemand „Vorsatz“ nachweisen können, denn zu Guttenber sagt ja bereits, es könne sein, dass er was vergessen hätte, was er dann noch ergänzen müsse.
        Auf alle Fälle aber wird die Höhe seiner Befähigung wissenschaftlich arbeiten zu können, mit jeder aufgefundenen Plagiatstelle (s.a. http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki) immer flacher. Seine Arbeit wird von der Doktorarbeit zu einer schlechten Studienarbeit. Noch verteidigt der Doktorvater seinen ehemaligen Doktoranten, denn die Entdeckungen beschädigen ihn ebenso wie die Uni Bayreuth. Und die Uni wird vorsichtig sein, dem Guttenberg seinen Doktorhut wegzunehmen und zu zerknüllen. Denn dann wird sich die CSU über die finanziellen Mittel an die Uni rächen (Streichung oder Verzögerung von Anträgen auf Fördermittel; Drittfördermittel werden spärlicher fließen) und diese Uni wird in Ihrer Bedeutung verlieren.

        • Careca  Februar 17, 2011

          Wenn zu Guttenberg sein Doktortitel aberkannt bekommt, dann wird auch der Doktorvater von der Uni fliegen (oder dort kalt gestellt werden), denn die Uni kann es sich nicht leisten, Gelder zu verlieren.

  3. madFox  Februar 20, 2011

    Undenkbar!

    Selbst bei meiner Diplomarbeit hätte ich mir solche Patzer nicht erlauben können. Die Kontrolle war umfassend.

    Alles Gute

    • jackjens  Februar 22, 2011

      hallo medfox…

      wooooo lebst denn duuuu ???
      w e r macht denn sowas allein ???
      glaubst du doch selbst nicht…. hahha

      kannte den sumpf seit 1970 dann 10 jahre an maßgebender stelle in einem min….

      und titel-einkauf….??
      was möchtest du denn ?? wieviel geld hast du ???
      denke
      ich würde meine mir damals bekannten damaligen und anbietenden händler oder ihre nachfolger im amt bestimmt noch aufspüren können..

      und : hast doch internet ??? oder ??
      rufe mal auf : „“ www. hilfe bei dissertationen „“…
      und
      ntv – der fs-sender erklärte vor 2 tagen etwa soooo

      „“ von der boomenden insustrie der mitschreibenden oder
      auch nur alleinschreiben industrie …usw… „“

      nichts für ungut
      gruß von der ostsee