Ethik-Regeln für Ökonomen

Geschrieben von: am 24. Jan 2012 um 10:29

Auf NDR-Info lief heute Morgen ein Beitrag von Christoph Rasch über Ökonomen, die eng mit der Wirtschaft verbandelt sind. Dieser Beitrag sollte nicht nur dem Norden, sondern auch dem Rest der Republik zur Kenntnis gegeben werden.

Die bekannten und gern zitierten Ökonomen Bernd Raffelhüschen (Uni Freiburg)  und Thomas Straubhaar vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) werden gleich zu Beginn genannt und zu ihren Verbindungen in die Wirtschaft befragt. Beide rechtfertigen sich und führen an, dass gerade sie für Transparenz sorgen würden, weil sie ihre Mandate im Internet offenlegen.

Außerdem sinniert Straubhaar ganz abenteuerlich über einen angeblich falsch verstandenen Begriff des unabhängigen Experten. Dabei versucht er die Interessenabhängigkeit herunterzuspielen, indem er behauptet, dass jeder irgendwie parteiisch sei. Vom Anspruch einer objektiven Wissenschaft keine Spur.

Die gefragten Experten geben an, ihre “Abhängigkeiten” im Web öffentlich gemacht zu haben und spielen den Ball durchaus berechtigt zu den Medien zurück, die das bisher nicht zur Kenntnis nehmen wollten.  Die Frage, wie das Zusammenspiel zwischen PR-Ökonomen und den Medien funktioniert, bleibt daher auch unbeantwortet.

Immerhin wird die Kritik gehört und redaktionell aufgegriffen. Der preisgekrönte Film “The inside Job” (Trailer mit deutschen Untertiteln hier) aus den USA wird als Auslöser und Beispiel genannt. Bis zum Herbst will nun die Ökonomenvereinigung in Deutschland schärfere Transparenzregeln erarbeiten.

Ich schlage aber schon jetzt vor, einfach die NachDenkSeiten zu lesen, die immer wieder auf die Verbindungen zwischen scheinbar unabhängigen Experten und der Wirtschaft hinweisen.

Der Beitrag von NDR-Info ist in der Mediathek des NDR unter folgendem Link abrufbar:

http://www.ndr.de/flash/mediathek/mediathek.html?media=audio100807

2

Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
  Verwandte Beiträge

Kommentare

  1. Ormuz  Januar 24, 2012

    Dem Normalbürger werden die Verflechtungen wohl immer undurchsichtig bleiben, die Ergebnisse dessen leider nicht, die spüren wir alle mit voller Wucht.

  2. VWLStudent  Januar 24, 2012

    Ich will hier mal für Herrn Straubhaar eine Lanze brechen:

    Er hat erstens mit seiner Ansicht Recht, dass jeder Mensch nun mal seine Vorstellungen und Werte hat (z.B. was Gerechtigkeit ist etc.) und diese nicht ablegen kann/muss/will. Dementsprechend handelt und „verbündet“ man sich natürlich mit Gleichgesinnten – das passiert nicht nur bei Ökonomen, das passiert im Sportverein, in der Schule, überall und ist menschlich.

    Er geht damit äußerst offen und vorbildlich um und mahnt uns immer wieder in den Vorlesungen:

    „Schaut hinter die Kulissen, traut niemanden, der euch etwas als die vollkommene,endgültige Wahrheit/Lösung verkaufen will, sondern schaut, wer wirklich davon profitiert – auch bei mir.“

    Er FÖRDERT Kritik und Meinungsbildung und zwingt niemandem seine auf und lässt auch andere Meinungen (Wortmeldungen) zu und respektiert sie (insofern sie nicht logisch falsch sind).

    Ich halte das persönlich für vorbildlich.