Kein Ende der Konsum-Propaganda

Geschrieben von: am 19. Dez 2010 um 13:44

Und täglich grüßt das Murmeltier. Es ist vierter Advent und wie immer zu dieser Zeit erreicht der Konsumrausch vor Weihnachten seinen angeblichen Höhepunkt. Der Einzelhandelsverband und dumme Nachplapperer in den Medien rühren die Propaganda-Trommel. Doch wenn man glaubt, harte Zahlen präsentiert zu bekommen, die die Behauptung eines Kaufrausches untermauern würden, mauern die Verantwortlichen. Gerade gestern wieder verkündete Tom Buhrow in den Tagesthemen, dass der Einzelhandel an diesem Wochenende Rekordumsätze machen würde. Dabei stützt die Nachrichtenredaktion diese Behauptung auf die Tatsache, dass russische Straßenmusikanten vor einer Karstadt-Filliale in Köln spielen würden.

Anmoderation Buhrow:

„Den untrüglichsten Hinweis für Rekordumsätze, den beobachtete heute unser Kollege Norbert Hahn. Vor den Türen einer Kaufhauskette, die vor kurzem noch fast pleite war, stellen sich jetzt diejenigen auf, die garantiert nur dort ihre Stimme erheben, wo sie die größte Laufkundschaft vermuten.“

Im Bericht dann erstmal der Hinweis, dass das Straßenmusikgeschäft doch nicht so viel abwirft, dafür würde es aber in der Karstadt-Filliale besser laufen. Bei den Musikern hat die Kamera wenigstens das Geld im Instrumentenkoffer gezeigt, über die tatsächlichen Umsätze des Kaufhauses erfährt man hingegen gar nichts. Statt dessen ein Geschäftsführer der sagt, dass er die Kaufstimmung bei den Kunden förmlich spüren könne. Da würde etwas kribbeln, meint er. Ganz toll.


Quelle: Tagesthemen 18.12.2010

Die unsägliche Kaufrauschkampagne geht also weiter, ganz unabhängig von den katastrophalen Umsatzzahlen, die jeden Monat gemessen und verkündet werden. Positive Stimmung verbreiten, dass ist Aufgabe dieses Beitrages ohne Nachrichtengehalt. Sogar die Behauptung, dass das Portemonnaie so locker sitzen würde wie seit langem nicht mehr, darf nicht fehlen. Dafür gibt es aber auch keine Zahlen, die das belegen könnten, sondern nur die Vermutung des Einzelhandels bzw. der GfK, dass die Menschen in diesem Jahr durchschnittlich 300 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben wollen.

Aus anderen Berichten erfährt man dann noch, dass es bereits wieder Schnäppchen gebe, sowie die Hoffnung auf Spätkäufer. Anfang der Woche sei das Geschäft ja eher mau gewesen, weil Schnee und Eis vom Shopping abgehalten hätten. Daher fordere der Einzelhandelsverband Städte und Kommunen auf, Straßen und Fußwege zu räumen, damit die Leute barrierefrei einkaufen gehen könnten. Darüber kann man eigentlich nur noch lachen.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Ormuz  Dezember 19, 2010

    mit oder ohne geräumte Wege ich kann eh keine 300,- ausgeben, auch bei Karstatt nicht .