Im Einzelhandel kommt der "Aufschwung" nicht an

Geschrieben von: am 30. Jul 2010 um 17:14

Vor ein paar Tagen meldete sich die Gesellschaft für Konsumforschung über alle Medien mit der Kracherbotschaft, dass die Verbraucherstimmung wieder zugenommen habe. Die GfK verkündete, dass die Menschen in die Geschäfte strömen werden, um einzukaufen, weil sie so einen Spaß am Fußball und dem tollen Sommerwetter hatten, sowie die freudige Erwartung hegen, bald wieder höhere Einkommen zu erhalten. Es sei ja schließlich Aufschwung.

Heute nun, meldete das statistische Bundesamt harte Zahlen zu den Umsätzen im Einzelhandel im Monat Juni 2010. Und? Keine Sau interessierts. Zwar lagen die Umsätze real um 3,1 Prozent höher als im Krisenmonat Juni 2009, jedoch waren die Umsätze im ersten Halbjahr 2009 bereits um real 2,1 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 eingebrochen (siehe destatis vom 03.08.2009).

Im ersten Habljahr 2010, das angeblich ein „Jobwunder“ erlebte und beste Kauflaune verzeichnet, melden die Statistiker nun, ich zitiere:

Im ersten Halbjahr 2010 setzte der deutsche Einzelhandel nominal 0,5% mehr, real aber 0,4% weniger um als im ersten Halbjahr 2009.

Es ist also noch einmal schlechter als im offiziellen Krisenjahr 2009. Aber wir haben ja noch ein Halbjahr, um das Ruder herumzureißen. Da müssen sie dem Herrn Brüderle von der FDP schon vertrauen. Der ist ja als Bundeswirtschaftsminister quasi der oberste Fachökonom in diesem Land. Der hat noch eine eigene Meinung. Was andere Ökonomen sagen, schert ihn nicht. Besonders seine Botschaft an die Rentner war grandios. Mit seiner Forderung, die Rentengarantie wieder abzuschaffen, werden jetzt bestimmt alle älteren Mitbürger losstürmen und die Regale in den Geschäften plündern, weil es im nächsten Jahr vielleicht weniger Geld gibt. Brüderle-Logik, FDP-Logik.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. winston1  Juli 30, 2010

    Was versteht ihr denn heute noch unter EINZELHANDEL ?

    ALDI :::LIDL::: ENO:::: USW: ????

    die anderen ruhend doch bereits in frieden

    meint winston

  2. Manfred Corte  Juli 30, 2010

    … Brüderle, dümmerle geht’s nimmerle …. Das bezieht sich auch auf die Idee, Facharbeiter verstärkt durch ein „Begrüßungsgeld“ nach Deutschland zu locken – statt in die Bildung und Ausbildung im eigenen Land zu investieren, und so den qualifizierten Nachwuchs nachzuziehen, der offensichtlich gebraucht wird. Stattdessen werden Studiengebühren verlangt und die Ausbildungsförderung gekürzt. Deswegen, nochmal: Brüderle, dümmerle geht’s nimmerle

  3. Einhard  Juli 30, 2010

    Na, Brüderle ist nicht allein, Westerwelle tutet fleissig in das gleiche Horn:

    http://www.open-report.de/artikel/Westerwelle%3A+Wachstumsbeschleunigungsgesetz+war+%ABgoldrichtig%BB/70298.html

  4. Ormuz  Juli 30, 2010

    Mich beschleicht immer öfter das Gefühl, daß die „Experten“ irgendwelche Drogen nehmen müßen, anders lassen sich die Halluzination nicht erklären, die die immer wieder verkünden.

  5. Anonymous  Juli 30, 2010

    „Es komme natürlich auf die Definition des Begriffs an, aber bei der gängigen Annahme, dass bei einer Arbeitslosenquote von vier Prozent Vollbeschäftigung herrsche, halte er das in der Perspektive schon für machbar, so Brüderle im ZDF. Und schließlich erklärte er Mitte der Woche: „Ich glaube, dass wir nachhaltig die Arbeitslosigkeit abbauen können und dieses Jahr noch unter drei Millionen kommen.““

    Wie recht er doch hat, die Arbeitslosenquote ist vor allem eine Definitionssache. Gut, dass man nicht die über 7 Millionen Bedürftigen angeben muss…