Durchschaubare Propaganda: Bachelor komme angeblich auf dem Arbeitsmarkt an

Geschrieben von: am 03. Mai 2011 um 14:56

Soeben hörte ich die Meldung im Radio, dass der tolle Hochschulabschluss Bachelor auf dem Arbeitsmarkt gut ankomme. Einer Studie zufolge hätten Bachelor-Absolventen gute Jobaussichten.

Auf dem Arbeitsmarkt kommt der Bachelor laut einer Studie offenbar gut an. Die Studie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft attestiert den Bachelor-Absolventen gute Jobaussichten.

Quelle: Focus Online

Wenn sie so etwas hören oder lesen, müssen sie misstrauisch werden. Stellen sie sich vor, sie bekommen eine Studie über den Arbeitsmarkt aus der Hans-Böckler-Stiftung präsentiert. Dann kriegen sie immer den Zusatz gewerkschaftsnah mitgeliefert. Bei der Stiftung für die Deutsche Wissenschaft wird auf eine nähere Beschreibung der Aufgabe und Tätigkeit dieses Verbandes verzichtet. Wahrscheinlich weil der Name so schön unverdächtig klingt. Bei der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft lief das ähnlich. Da schaut man nicht so genau hin. Die Botschaft ist schließlich positiv.

Dabei ist der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft eine Lobbyinitiative der Arbeitgeber.

Der Stifterverband wurde 1920 gegründet und hat seinen Sitz in Essen und Berlin. Präsident ist seit 1998 der Berliner Unternehmer Dr. Arend Oetker. Seit Februar 2005 amtiert Prof. Dr. jur. Andreas Schlüter als Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Der Stifterverband ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus den Spenden seiner rund 3.000 Mitglieder finanziert; zu seinen Hauptförderern gehören eine Reihe großer Konzerne wie die Deutsche Bank, Daimler und Bosch, aber auch Mittelständler und Privatpersonen. 2006 investierte der Stifterverband 20 Millionen Euro in seine Förderprogramme, davon allein 9,7 Millionen Euro in Stiftungsprofessuren an Universitäten und Fachhochschulen. Die von ihm betreuten Stiftungen unterstützten insbesondere die Wissenschaft mit insgesamt 104 Millionen Euro.

Quelle: Wikipedia

Die Interessenlage scheint doch klar. Die eifrigen Förderer der Hochschulreform und des Bologna-Prozesses stehen vor einem Scherbenhaufen. Der Bachelor ist der Abschluss eines total verschulten Turbostudiums, an dessen Ende eben keine passgenaue Züchtung menschlicher Arbeitskraft steht, die kostenneutral die Nachfrage der Unternehmen nach billigem und hochqualifizierten Personal befriedigt. Der Bachelor-Abschluss produziert eher Absolventen, die nach ihrem Stresstest an der Uni erst einmal eine richtige Ausbildung brauchen, um den Anforderungen der Wirtschaft zu entsprechen.

Und weil das so ist, muss gegenüber der Öffentlichkeit mit Hilfe einer nur scheinbar wissenschaftlich ausgerichteten Initiative konsequent das Gegenteil behauptet werden. Dieser Verband wollte vor einiger Zeit übrigens auch herausgefunden haben, dass Studiengebühren keinerlei abschreckende Wirkung auf Studieninteressierte hätten.

Zweifel sind also angebracht!

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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