Zu "Anne Will" vom Sonntag

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Vorweg. Es geht nicht um eine Analyse des Inhalts der Sendung. Da genügt wie immer ein Blick auf die Gästeliste, um zu erkennen, in welche Richtung es mal wieder gehen sollte. Ich interessiere mich eher für die Einschaltquote. Denn offensichtlich ist es Anne Will nicht gelungen, mit einem reißerischen Titel („Aufschwung für alle – Höhere Löhne, mehr Hartz IV?“), der auch von Kai Diekmann hätte stammen können, beim TV-Publikum zu punkten.

Zugeschaut haben gestern 3,71 Mio Zuschauer. In der Woche davor waren es 3,66 Mio. Davor war Sommerpause. In der letzten Sendung vor der Sommerpause („Präsidentenpoker und Sparhammer – bekommt Schwarz-Gelb noch die Kurve?„), am 6. Juni 2010, u.a. mit Oskar Lafontaine schauten 4,93 Millionen Zuschauer zu. Da jubelten die ARD-Leute und vermeldeten fröhlich:

Mit hervorragenden Quoten verabschiedet sich „Anne Will“ in die WM- und Sommerpause: Seit Jahresbeginn 2010 erreichte der Polit-Talk pro Ausgabe durchschnittlich 4,22 Millionen Zuschauer im Ersten und einen Marktanteil von 14,6%. Damit legte die Sendung gegenüber den Vorjahren erneut deutlich zu: 2009 schalteten durchschnittlich 3,8 Millionen Zuschauer ein (Marktanteil von 13,4%), im Jahr 2008 waren es 3,6 Millionen (12,8% MA). Zum Erfolg trug auch die letzte Sendung vor der Sommerpause mit dem Titel „Präsidentenpoker und Sparhammer – bekommt Schwarz-Gelb noch die Kurve?“ bei. Sie erzielte am gestrigen Sonntag 4,93 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 18,0%.

Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen: Die Bankenkrise, der Euro-Absturz, die NRW-Wahl, der Präsidenten-Rücktritt, die Spardebatte – wir erleben eine politisch äußerst dynamische Zeit. Zur eigenen Meinungsbildung ist die mit Spitzenpolitikern und Experten besetzte Gesprächsrunde am Sonntagabend für ein Millionenpublikum unverzichtbar.

Quelle: Finanznachrichten

Nach der Sommerpause also wieder unterdurchschnittliche Zuschauerzahlen bei einer „für ein Millionenpublikum unverzichtbaren Sendung“. Und zwar zweimal in Folge unter vier Millionen. Das gab es in diesem Jahr noch nicht. Vielleicht liegt’s am Sommer und an den Ferien. Vielleicht aber auch an der Sendung und den Themen. Zum Titel der gestrigen Sendung hätte Günther Jauch als Moderator jedenfalls schon gepasst. Und wenn sie auf RTL gelaufen wäre und unter dem Label stern TV, hätte wahrscheinlich auch die Quote noch gestimmt.

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Nachtrag zu Westerwelles legale Tötungstheorie

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Zu meinem gestrigen Beitrag Westerwelles legale Tötungstheorie gab es einen Kommentar zu dem ich eine Antwort geben möchte:

Kommentar: „Meine Güte, da werden gezielt Menschen umgebracht, die mit ihrem Leben nichts anderes vorhatten, als möglichst viele andere Menschen umzubringen oder selbst Märtyrer zu werden? Und das bevor sie ihre Ziele verwirklicht haben? Wer hätte das gedacht.“

Das eine rechtfertigt meiner Meinung nach nicht das andere, weil zunächst einmal ein Verbrechen vorliegen bzw. nachgewiesen sein muss, bevor man mit einer entsprechenden Sanktion reagieren kann. Zumindest verstehe ich so die rechtsstaatlichen Prinzipien westlicher Demokratien, die diese ja gern in Afghanistan installiert hätten. Und einen offiziellen Kriegszustand gibt es ja bekanntlich nicht, sondern nur jenes, von Westerwelle vorgetragene und höchst alberne juristische Konstrukt über einen nicht-internationalen bewaffneten Konflikt, in dem die NATO-Truppen ihren Gegner nach der Vorgabe des humanitären Völkerrechts bekämpfen.

Die Todeslistenerstellung ist aber auch aus einem anderen Grund überhaupt nicht zu rechtfertigen. Zum einen unterstellt man den Taliban/Aufständischen, sie seien Terroristen, die lieber Tod als lebendig seien und nur darauf warten würden, sich in die Luft sprengen zu dürfen. Auf der anderen Seite aber unterstellen dieselben staatlichen und militärischen Lenker und Denker, dass es möglich sei, diese Taliban/Aufständischen mit Begrüßungsgeld quasi umschulen zu können. Vom Terroristen zum Brunnenbauer sozusagen.

Und apropos Brunnenbauer. Deutsche Soldaten sind nicht nach Afghanistan entsandt worden, um an der Erstellung von Todeslisten mitzuwirken. Zumindest wurde das von Regierungsseite bis zum Rücktritt von Franz-Josef Jung im letzten Jahr immer wieder gebetsmühlenartig vorgetragen. Deutsche Soldaten seien in friedlicher Mission in Afghanistan, um Brunnen, Straßen und Schulen zu bauen und für die Rechte der Frauen einzutreten…

Nun aber ist nach fast zehn Jahren Schluss mit der Mär von der friedlich helfenden Bundeswehr. Es darf auch scharf geschossen werden. Ob auf Freund oder Feind spielt dabei keine Rolle. Ich verstehe einfach nicht, warum die mediale Öffentlichkeit aufatmet, weil der aktuelle Verteidigungsminister von kriegsähnlichen Zuständen spricht, die fälschlicherweise als ein Eingeständnis missinterpretiert werden, Deutschland befände sich im Krieg. Das hat der Westerwelle ja einmal mehr klargestellt mit seiner juristischen Schwachsinnsdefinition.

Das ist und bleibt ein unhaltbarer Zustand. Im Übrigen stelle ich mir auch die Frage, was dann eigentlich die Bombardierung zweier Tanklastzüge nahe Kuduz vor gut einem Jahr gewesen sein soll. Eine juristisch gerechtfertigte und gezielte Tötung einzelner oder gar nur eines einzigen Taliban, bei der es tragischerweise Kollateralschäden gab, weil man, natürlich im Rahmen des humanitären Völkerrechts, ein etwas größeres Kaliber wählte, um die Trefferquote zu erhöhen? Oder war es doch nur ein Kriegsverbrechen, das eben immer dann passieren kann, wenn Krieg geführt wird?

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Volker Pispers über Verantwortung

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Das LoveParade-Desaster in Duisburg wirft Fragen auf. Vor allem aber die Frage, wie das mit dem „Tragen der Verantwortung“ eigentlich gemeint ist. Volker Pispers geht dem nach und kommt zu dem Ergebnis, dass der gemeine Verantwortliche in Wirklichkeit nur jemand sei, der die Verantwortung trage, sie aber nicht übernehme, weshalb er immer wieder zur selbigen gezogen werden müsse. Irgendwie passt das aber nicht zur Stellenbeschreibung und zur Vergütung, die ja für das Übernehmen der Verantwortung gezahlt wird und nicht nur für ihre zur Schaustellung.

Volker Pispers ist mit seiner Dienstags-Botschaft wieder zurück bei WDR 2.

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Westerwelles legale Tötungstheorie

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Der Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist ja aktuell die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Angela Merkel macht Urlaub und der Vizekanz-Nicht hält derweil den Chefsessel warm. Eigentlich hatte ich nicht vor, meine Renovierungs- und Umzugsarbeiten zu unterbrechen, um kurz etwas über den Oberschnösel der FDP zu schreiben. Aber es fiel mir nur gerade wieder auf, wie dämlich unsere weltlichen Führer ihre Richtlinien der Politik verkaufen.

Beispiel Westerwelle, Beispiel Afghanistan-Krieg. Mit Blick auf den brisanten Inhalt der Wikileaks-Dokumente, aus denen hervorgeht, dass sich auch die Bundeswehr an der Erstellung von Todeslisten beteiligte, teilt Spaß-Guido der Öffentlichkeit mit, dass man diese Geschichte juristisch betrachten müsse. Und wenn man sie juristisch betrachtet, müsste nach Westerwelle auch jedem klar sein, dass Bedenken und Kritik unangebracht seien.

Quelle: Telepolis

Heute erklärte Bundesaußenminister Westerwelle, dass gezielte Tötungen nach dem Völkerrecht in Afghanistan ganz legal seien. Die Rechtslage sei eindeutig:

“Diesbezüglich geht es nicht um Legitimität, sondern um Legalität. Wir müssen wissen, dass gegnerische Kämpfer in einem nicht-internationalen bewaffneten Konflikt in dem vom humanitären Völkerrecht gesteckten Rahmen gezielt bekämpft werden können und dürfen”, so Westerwelle.

“Ob es uns gefällt oder nicht, so ist die Lage.“ Man habe die Aufgabe, die Sicherheit von Deutschland und der Soldaten zu sichern.

Ob es uns gefällt oder nicht, so ist die Lage. Genau. Die Deutschen haben ihn mit 15 Prozent gewählt und nun müssen sie auch ertragen, dass der Westerwelle in seiner Mehrfachfunktion als oberster Leistungsträger ohne Berufserfahrung und Qualifizierungsnachweis dummes Zeug erzählt. Dass dieser Idiot selbst nicht merkt, welch sprachlichen Unsinn er da verbreitet, kann man ja noch nachvollziehen, aber es scheint auch sonst keinen weiter zu interessieren.

Ich habe mich immer gefragt, was ein unter dem Dach des humanitären Völkerrechts subsumierter nicht-internationaler bewaffneter Konflikt sein soll, in dem es auch noch gegnerische Kämpfer gibt. Gegner von wem? Offensichtlich fällt es doch sehr schwer, klar zu sagen, welche Rolle die Soldaten der NATO in einem Krieg übernommen haben, der nicht-international sein soll und offiziell auch nicht Krieg genannt werden darf. Das humanitäre Völkerrecht verbietet es also nicht, Todeslisten zu erstellen. Es ist also human, andere Menschen gezielt abzuknallen. Und es ist auch human, wenn deutsche Soldaten dabei helfen, Todesurteile ohne Prozess zu fällen.

Mit dieser juristischen Auffassung hätte Guido Westerwelle wohl auch Präsident des Volksgerichtshofs werden können.

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Steinbrück: Ein (un)echter Sozialdemokrat

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Steinbrück nennt Rentengarantie „schweren Fehler“

Quelle: Welt Online

Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hält die 2009 von ihm mitbeschlossene Rentengarantie für einen schweren politischen Fehler. Im Sinne der Generationsgerechtigkeit sei dies ein „Tabubruch“ gewesen, sagte Steinbrück dem NDR.

Dass Peer Steinbrück einmal mehr seiner eigenen Partei in den Rücken fällt, ist im Grunde genommen nichts Neues. Wer erinnert sich nicht an den Vorwahlkampf zurück, als Steinbrück für die Fortsetzung der Großen Koalition warb, während der Rest der Partei, der Spitzenkandidat eingeschlossen, offen auf Sieg setzten und dabei betonten, schwarz/rot keinesfalls am Leben halten zu wollen? Und wer erinnert sich nicht an die enge Bindung zu Roland Koch, mit dem Steinbrück, wie er selbst sagte, viel besser zusammenarbeiten könne als mit den eigenen Genossen?

Und wen wundert da noch der abschließende Satz im oben genannten Artikel bei Springers Märchen-Welt:

Eine Beratertätigkeit für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle er jedoch nicht ausschließen.

Die wollte ihm ja sowieso einen gut dotierten Job besorgen…

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Ein Hund(t) namens Sinn

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So könnte der Kläffer der neoliberalen Ideologie aussehen. Eine Mischung aus Dieter Hundt und Hans-Werner Sinn.

Ein Hundt namens Sinn

Eins wird dabei besonders deutlich. Die Unschärfe. :>> Denn beide erzählen höchst wirre Dinge. Hans-Werner Sinn hat in einem Interview mit dem Deutschlandradio folgenden Satz von sich gegeben, der ziemlich genau seine gesamte wissenschaftliche Kompetenz zum Ausdruck bringt:

„Wir brauchen nicht den Konsum oder den Export, um eine Binnenkonjunktur zu haben.“

:>> :crazy: :roll: :??: XX(

Dieser Satz ist quasi Hans-Werner (Un)Sinn auf den Punkt gebracht. Jeder weitere Spott über diesen Rummel-Professor erübrigt sich.

Und Dieter Hundt trumpfte in einem anderen Interview desselben Radiosenders mit folgender geistlosen wie wirren Bemerkung auf:

„Wir dürfen den derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung auf gar keinen Fall belasten oder gefährden. Und deshalb wäre eine Erhöhung der Kosten für Arbeit durch Entgelte, durch Steuern oder durch Sozialversicherungsbeiträge in jedem Falle schädlich.“

Das Land sollte vermutlich stolz sein auf solche Leistungsträger. Weiter unten im Interview bellt der Hundt dann noch einmal richtig los.

„Ich bin erstaunt über die Kritik an der Ausweitung des Niedriglohnsektors und erinnere daran, dass wir vor knapp zehn Jahren alle der Meinung waren – Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland ausgebaut werden sollte. Inzwischen hat erstaunlicherweise ein Paradigmenwechsel stattgefunden, und zumindest Teile unserer Gesellschaft beziehungsweise einzelne Gruppierungen kritisieren diesen Weg. Ich bin der Meinung, dass der Niedriglohnsektor ebenfalls ausgebaut werden muss, weiter ausgebaut werden muss, weil dies in vielen Fällen auch der Einstieg in eine höherwertige Tätigkeit ist.

Ich wäre dafür, dass Herr Hundt und Herr Sinn einmal vorführen, wie man sich als Niedriglöhner für eine höherwertige Tärtgkeit empfielt, wenn gleichzeitig die Ausweitung des Niedriglohnsektors unaufhaltsam voranschreitet. Mit den oben zitierten Ansichten, die die beiden als Kernthesen ihrer Arbeit vertreten, würden sie bestimmt weit kommen. Man kann den Zorn gar nicht in Worte fassen, den man in sich verspürt, wenn diese überbezahlten Nichtskönner das Maul aufreißen.

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Monitor: "Riestern für die Rüstungsindustrie"

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Wenn sie noch Zweifel daran haben, dass die Riester-Rente ein großer Betrug ist, dass sie beim „Riestern“ weder etwas Sinnvolles für die Altersvorsorge tun, noch etwas Gutes für ihren Geldbeutel, sofern sie nicht dem besserverdienenden Teil der Bevölkerung angehören, dann sollten sie sich vielleicht den Monitor-Beitrag „Riestern für die Rünstungsindustrie vom letzten Donnerstag anschauen. Vielleicht haben sie dann wenigstens ein schlechtes Gewissen oder schämen sich ein wenig.

In diesem Zusammenhang um die skandalöse Finanzierung von Altersversorgeprodukten könnte sich doch einmal der neue Bundespräsident Wulff als moralische Instanz einschalten und seinem Kumpel Carsten Maschmeyer die Leviten lesen. Maschmeyer, der als Chef des AWD Riesterprodukte an den Mann brachte und einmal sagte, dass die Riesterrente wie eine Ölquelle sei, hätte das wohl dann verdient. Aber nichts dergleichen. Der liebe Kuschel-Wulff macht lieber Urlaub in einem Maschmeyer-Anwesen auf Mallorca mit dem hübschen Namen “Paradise Castle” (siehe SZ). 20-Millionen-Euro hat die Villa gekostet. Bezahlt haben das auch die Riester-Sparer, für dessen Altersvorsorgeverträge der Herr Maschmeyer Provisionen von jenen Gesellschaften wie der DWS kassierte, die in besagte Fonds investieren.

Das können sie jetzt unmoralisch oder kriminell finden. Sie können es aber auch wie die Neue Presse Hannover finden, die seit Jahren Bilder von sämtlichen Maschmeyer-Parties abdruckt und ausführlich und wohlwollend darüber berichtet, wer in Maschmeyers Garten so alles feiert. Schließlich soll der Pöbel teilhaben an den von ihm mitfinanzierten Events.

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Quelle: Neue Presse Hannover, letztes Jahr im Mai (Walter Riester, links; Bert Rürup, Mitte; Christian Wulff, rechts)

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blogintern: Statistik 07/10

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Aufgrund einer Verlinkung in den täglichen Hinweisen der NachDenkSeiten am 26.07. gab es im Juli einen Tag mit über 1000 Besuchern hier im Blog. Das hat die Blogstatistik natürlich nach oben gerissen. Ich möchte mich daher recht herzlich beim Hinweisgeber R.B. bedanken.

Wie immer an dieser Stelle, möchte ich mich auch bei allen anderen Leserinnen und Lesern sowie den Mitdiskutanten bedanken, die immer fleißig Kommentare schreiben. Empfehlen sie den Blog ruhig weiter, wenn er ihnen gefällt. :D

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Seit etwa zwei Wochen schreibe ich auch auf Nachrichtenspiegel Online (NSO). Das ist eine Plattform, auf der sich Blogger der Blog.de Gemeinschaft vernetzt haben, um ganz im Sinne der NachDenkSeiten-Macher auch einen Beitrag zur Gegenöffentlichkeit zu leisten.

Falls es aber in den kommenden Tagen und Wochen im Blog und auf NSO etwas ruhiger werden sollte, dann liegt das nicht am mangelnden Interesse meinerseits, sondern vielmehr an der Tatsache, dass meine Familie und ich demnächst umziehen. Da wird es mit der Zeit manchmal etwas eng.

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Im Einzelhandel kommt der "Aufschwung" nicht an

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Vor ein paar Tagen meldete sich die Gesellschaft für Konsumforschung über alle Medien mit der Kracherbotschaft, dass die Verbraucherstimmung wieder zugenommen habe. Die GfK verkündete, dass die Menschen in die Geschäfte strömen werden, um einzukaufen, weil sie so einen Spaß am Fußball und dem tollen Sommerwetter hatten, sowie die freudige Erwartung hegen, bald wieder höhere Einkommen zu erhalten. Es sei ja schließlich Aufschwung.

Heute nun, meldete das statistische Bundesamt harte Zahlen zu den Umsätzen im Einzelhandel im Monat Juni 2010. Und? Keine Sau interessierts. Zwar lagen die Umsätze real um 3,1 Prozent höher als im Krisenmonat Juni 2009, jedoch waren die Umsätze im ersten Halbjahr 2009 bereits um real 2,1 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 eingebrochen (siehe destatis vom 03.08.2009).

Im ersten Habljahr 2010, das angeblich ein „Jobwunder“ erlebte und beste Kauflaune verzeichnet, melden die Statistiker nun, ich zitiere:

Im ersten Halbjahr 2010 setzte der deutsche Einzelhandel nominal 0,5% mehr, real aber 0,4% weniger um als im ersten Halbjahr 2009.

Es ist also noch einmal schlechter als im offiziellen Krisenjahr 2009. Aber wir haben ja noch ein Halbjahr, um das Ruder herumzureißen. Da müssen sie dem Herrn Brüderle von der FDP schon vertrauen. Der ist ja als Bundeswirtschaftsminister quasi der oberste Fachökonom in diesem Land. Der hat noch eine eigene Meinung. Was andere Ökonomen sagen, schert ihn nicht. Besonders seine Botschaft an die Rentner war grandios. Mit seiner Forderung, die Rentengarantie wieder abzuschaffen, werden jetzt bestimmt alle älteren Mitbürger losstürmen und die Regale in den Geschäften plündern, weil es im nächsten Jahr vielleicht weniger Geld gibt. Brüderle-Logik, FDP-Logik.

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Die Arbeitslosenzahlen steigen, aber der Aufschwung bleibt

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Trotz statistischer Tricks und öffentlicher Manipulation, steigen im Juli die Arbeitslosenzahlen. Die Agentur für Arbeit behauptet, dass dieser Anstieg saisonal bestimmt sei und so erwartet wurde, weil im Sommer, trotz guter Laune aller Orten, die Arbeitgeber Zeitverträge zur Ferienzeit auslaufen ließen und Schulabgänger sich zunächst arbeitslos meldeten, da diese nicht sofort eine Stelle fänden. Trotz dieser saisonalen Effekte würde sich der Arbeitsmarkt aber positiv entwickeln.

„Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs, die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich weiter verbessert.“, sagte Frank-J. Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (BA), heute in Nürnberg anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.

Quelle: Agentur für Arbeit

Das ist natürlich noch immer großer quatsch, weil die offiziell angegebene Zahl der Arbeitslosen in Höhe von 3.191.800 nur einen bestimmten Personenkreis abbildet. Im Monatsbericht der BA steht auch drin, welche Gruppen herausgerechnet werden. Auf Seite 48 steht:

5. Statistische Hinweise zur Arbeitsmarktpolitik
Entlastung durch Arbeitsmarktpolitik und Unterbeschäftigung

Folgende arbeitsmarktpolitische Instrumente werden aktuell in die Entlastungsrechnung der BA einbezogen:

  • Vollzeitäquivalent der Kurzarbeit: Zahl der Kurzarbeiter mal durchschnittlichem Arbeitszeitausfall,
  • Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes: Arbeitsgelegenheiten, ABM, Beschäftigungszuschuss
  • berufliche Weiterbildung (einschl. Reha), Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen (einschl. Reha; Restabwicklung), Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
  • Vorruhestandsähnliche Regelungen: Inanspruchnahme des § 428 SGB III im Rechtskreis SGB III (Restabwicklung), Personen in geförderter Altersteilzeit, Regelung des § 53 a Abs. 2 SGB II
  • Förderung der Selbständigkeit: Gründungszuschuss, Einstiegsgeld Variante Selbständigkeit und Existenzgründungszuschuss (Ich-AG; Restabwicklung).

Außerdem werden Personen, die arbeitsunfähig sind und Arbeitslosengeld auf Basis des § 126 SGB III beziehen, zur Unterbeschäftigung gezählt.

Die Zahl derer, die sich hinter diesen sog. arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen verbergen, beläuft sich auf 1.487.198 Menschen. Würde man diesen Personenkreis hinzuzählen, läge man bei einer realen Arbeitslosenzahl von 4.678.998 und damit bei einer Arbeitslosenquote von 11,1 Prozent.

Aber die Schönrechnerei ist nicht der eigentliche Skandal. Schlimm ist, dass die offizielle Arbeitslosenzahl weit von der Zahl aller Leistungsbezieher abweicht. Laut Bericht der BA haben im Juli 2010 945.692 Personen ALG I bezogen und 4.962.218 Menschen ALG II und 1.831.613 Personen Sozialgeld (siehe Seite 54). D.h., dass trotz angeblichen „Jobwunders“ im Juli 2010 insgesamt 7.739.523 Menschen Arbeitslosengeld I + II bzw. Sozialgeld bezogen haben.

Die Agentur für Arbeit zahlt also an über 7 Millionen Menschen Arbeitslosengeld oder Sozialgeld, zählt aber gerade einmal 41 Prozent dieses Personenkreises als arbeitslos. Ist das nicht verrückt? Hinzu kommen die Erwartungen der Politik, dass es mit der Konjunktur bergauf gehen werde. Das war gestern. Heute meldet das DIW eine gedämpfte Prognose.

Schlechte Aussichten für Deutschlands Wirtschaft: Laut DIW wird die Konjunktur im dritten Quartal nur noch um 0,5 Prozent wachsen. Der Export werde sinken, und trotz guter Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern ist die Kauflust noch schwach.

Man fragt sich verwundert, worin eigentlich die wissenschaftliche Leistung derer besteht, die sich in diesem Lande Volkswirte nennen. Jedenfalls scheint das DIW der Wahrheit inzwischen etwas näher zu kommen.

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