blogintern: Statistik 06/11

Geschrieben von: am 01. Jul 2011 um 13:05

Die Woche ist mal wieder rum, der Monat auch und ab heute ist alles freiwillig. Die Wehrpflicht wurde abgeschafft oder vielmehr ausgesetzt. D.h., dass sie bei Bedarf wieder eingeführt werden kann. Das fällt dann wahrscheinlich mit einer erneuten Abkehr vom nunmehr zweiten Atomausstieg zusammen, die jede künftige Mehrheit im deutschen Bundestag unter dem Stichwort “Revolution” theoretisch und praktisch realisieren könnte.

Melden sie sich doch zum Bundesfreiwilligendienst und kämpfen sie für die Sache des Hans-Peter Friedrich. Der Innenminister empfiehlt aktuell, wachsam zu sein, und warnt vor Nazis in Nadelstreifen, deren Integration in die etablierten bürgerlichen Parteien offensichtlich noch nicht vollständig gelungen sei:

Im Bereich des Rechtsextremismus konnte Friedrich zufolge zwar ein leichter Rückgang der Aktivisten auf 25.000 Personen festgestellt werden. Rückläufig sei auch die Zahl der NPD-Mitglieder. „Der Misserfolg der NPD bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt beweist einmal mehr die Kraft der Demokraten in unserem Land“ sagte der Innenminister.

Friedrich wies zudem darauf hin, dass sich das Erscheinungsbild der rechtsextremen Szene wandle: Neonazis legten neuerdings Wert auf schicke Designer-Kleidung. Glatze und Springerstiefel gelten demnach in rechtsextremen Kreisen mittlerweile als veraltet.

Quelle: Süddeutsche

Der Verfassungsschutz habe aber auch herausgefunden, dass die keinesfalls integrierbare linksextremistische Szene tatsächlich Gewalt ausübe, wohingegen die Rechten, die unterm Strich zwar gewaltbereiter seien, diesbezüglich disziplinierter seien.

„Wir haben zwar mehr gewaltbereite Personen in der rechten Szene“, sagte der CSU-Politiker. „Betrachtet man aber die Straftaten, bei denen tatsächlich Gewalt angewandt wird, stellt man fest: Sie werden mehrheitlich von Linksextremisten verübt.“

Was will uns der Onkel nun damit sagen? Nehmt euch ein Beispiel an den Nazis? Sie treten ordentlich gekleidet auf und reden nur über Gewalt, wenden sie aber nicht an?

Finden sie es selbst heraus oder warten sie auf den nächsten Terroranschlag. Denn die islamistische Bedrohung sei durch die allseits bejubelte Tötung von Osama bin Laden auch nicht geringer geworden.

Diese Bedrohung existiere in großer Vielfalt und konzentriere sich längst nicht mehr auf einen einzigen Anführer, erklärte der CSU-Politiker bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2010 in Berlin. „Es gibt daher keinen Grund zur Entwarnung.“ 

Na wenn wir das vorher gewusst hätten. Den Ausflug nach Abottabad hätte man sich schenken können wie auch den Bundespräsidenten Wulff, der uns seit einem Jahr langweilt. Das spannendste an seiner Amtszeit war seine Wahl, wird es später vielleicht in einem Nachruf heißen. Andere fallen da schon etwas mehr auf, wie der Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber, ein verlässlicher Berater und Vertrauter der Kanzlerin. Er wechselt nun doch recht zügig an die Spitze einer privaten Bank. Die Deutsche ist es nicht, dafür die große UBS in der neutralen kleinen Schweiz. 

Dass Dänemark nun die Grenzen dicht macht, ist nur konsequent. Ich würde auch nicht gern an Deutschland grenzen wollen.

Aber nun zum Eröffnungsbeitrag mit der Blogstatistik, der, wie inzwischen üblich, zu Monatsbeginn den abgelaufenen in nackten Zahlen widerspiegelt. Wie immer an dieser Stelle bedanke ich mich bei meinen Lesern für das Interesse und bei den Kommentatoren für ihre Worte, und zum ersten Mal bedanke ich mich auch bei jenen, deren Kommentare es nicht an der willkürlichen Zensurwut des Hausherren vorbei geschafft haben. Das Leben ist halt ungerecht. In diesem Sinne empfehlen sie den Blog ruhig weiter, sofern er ihnen gefällt.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Teja552  Juli 1, 2011

    Eine gute und gelungene Zusammenfassung derzeitiger Ereignisse und Statistiken.

    Mach weiter so und ich wünsche dir viele Kommentatoren und Besucher.

    Alles gute!

  2. Careca  Juli 1, 2011

    Der „Bundesfreiwilligendienst“ ist eine Farce par excellence. Es hört sich toll an: Einfach mindestens ein halbes Jahr freiwillig etwas für die Allgemeinheit tun. Es wird auch gezahlt. Nur was?
    Ein „Bundesfreiwilligendienst“ler erhält ein Taschengeld (so wird diese Aufwandsentschädigung bezeichnet, da es kein Gehalt im arbeitsrechtlichen Sinn ist) und dieses hat eine maximale gesetzliche Obergrenze ist 330 Euro. Zusätzlich wird Unterkunft, Verpflegung und Dienstkleidung gestellt.
    Ob der Dienstleistende die 330 Euro erhält hängt hierbei von der Organisation, die die Stelle besetzen will, ab. Da der Bund pro Stelle 200 Euro bezuschusst (sogenannte Benachteiligte erhalten eine Erhöhung um 50 Euro), ist das Taschengeld (als sogenannte Aufwandsentschädigung) von der Aushandlung des Vertrages abhängig und m.E. nicht einklagbar.
    Somit beträgt das erhaltbare Taschengeld nach 6 Monate maximal 1980 Euro.
    Ein Zivildienstleistender erhielt für den gleichen Zeitraum mindestens 1773,28 (und hatte in Aussicht bei voller Dienstzeit auf ein Entlassungsgeld von 690,24 Euro und besondere Zulagen („Weihnachtsgeld“) von 172,56 Euro. Bei fehlender Verpflegung gab es pro Tag noch 7,20 Euro pro Tag und bei entsprechender Vorraussetzung noch ein Bekleidungsgeld von 1,18 Euro pro Tag.
    Somit ergibt sich für die 6 monatige Zivildienstdauer ein Mindestverdienst von minimal ca. 2460 Euro und maximal ca. 3300 Euro.
    Oder anders ausgedrückt: Hätte der Zivildienstleistende 10 Euro Stundenlohn bei einer 40 Stundenwoche erhalten, er hätte die 3300 Euro nach 8,2 Wochen zusammen verdient gehabt. Bereits nach fast 5 Wochen hätte er das maximale Taschengeld (nicht einklagbar) eines jetzigen „Bundesfreiwilligen“-Dienenden heraus geholt gehabt. Um aber überhaupt die 3300 Euro als Taschengeld erhalten zu haben, dafür müsste er allerdings an die 9 Monate arbeiten.
    Da wir ja in Zeiten leben, wo es Geld mehr als sonst eine Rolle spielt, wer will es den Schulabgängern (insbesondere den zukünftigen Studenten) verdenken, dass die sich einen kurzfristigen Aushilfsjob suchen, bei dem sie in der gleichen Zeit erheblich mehr Verdienst (gesichert) haben als ein „Bundesfreiwilligen“-Dienstleistenden maximal erhalten wird.
    Mit Plakaten in jeder Straße wird für den „Bundesfreiwilligen“-Dienst geworben und an das Ehrgefühl appelliert, einen wertvollen Dienst leisten zu können. Eine lohnenswerte „win-win“-Situation? Allein eine Partei bei diesen „Bundesfreiwilligen“-Dienst wird davon profitieren: der Staat. Denn er konnte sich ein weiteres Mal erfolgreich mit seinen Verpflichtungen aus dem Sozial- und Pflegebereich zurück ziehen. Die sozialen Bereiche, welche von dem Zivildienst noch profitierten, werden das Fehlen der Kriegsdienstverweigerer spüren. Wenn alte, kranke und behinderte Menschen die weiteren kalten Seiten dieses „sozialen“ Staates spüren: keine Betreuung mehr, keine gemeinschaftlichen Unternehmungen mehr, das Zimmer nicht mehr verlassen zu können, kaum noch soziale Kontakte, verstärktere Vernachlässigungen etc..
    Und nicht nur diese Bereiche werden das Fehlen der Kriegsdienstverweigerer spüren werden. Aber in den zuvor genannten Bereichen werden ganz bestimmte Menschen spüren, dass sie zum Prekariat Deutschlands gehören werden, weil sie nicht als produktiv in diesem Land beteiligt sein können. Die Ausgrenzung wird sich verstärken. Und das ist sehr wohl so gewollt.
    Denn bei dem kargen Angebot des „Taschengeld“s wird das Gesetz des Marktes zuschlagen: bei so einem Angebot wird die Nachfrage gering bleiben.
    Wenn eine Regierung so an deren zu beschützende Bevölkerung spart und die soziale Kälte wehrlosen Schichten seiner Bevölkerung spüren lässt, dann sollte die Bevölkerung entsprechend reagieren und gleich anfangen zu sparen: und zwar sich solche Regierungsparteien, die auf Kosten und zu Lasten der Schwachen dieses Landes sparen …