Zu Guttenberg: Der Kampf des Sprachwahrers

Geschrieben von: am 18. Feb 2011 um 12:08

An der Berichterstattung über den neuen „Plagiator“ Karl-Theodor zu Guttenberg stört mich vor allem der alberne Wettbewerb der Medien, nach noch mehr geklauten Stellen in Guttenbergs Dissertation zu suchen, um ihm ein Fehlverhalten nachweisen zu können, das dazu dienen könnte, die Forderung nach einem Rücktritt des Ministers zu begründen. Gleichzeitig wird die scheinheilige Frage formuliert, ob denn die akademische Schluderei die bisher geleistete politische Arbeit zu Guttenbergs in den Schatten zu stellen vermag. So als ob zu Guttenberg eine erfolgreiche politische Arbeit vorweisen könnte.

Warum zum Teufel fordert man nicht den Rücktritt zu Guttenbergs, weil er als Verteidigungs- und früher als Wirtschaftsminister gescheitert ist? Er lebt doch nur von seinem Image und nicht von inhaltlicher Leistung. Insofern passt das wieder. Die Person selbst ist genauso inhaltsleer und aufgeblasen wie die Doktorarbeit, die nun aufwändig geprüft werden soll. Warum? Das geht doch kurz und knapp.

Dagegen wäre es schöner, endlich zu erfahren, was Karl-Theodor, dem Geistesblitz, dazu bewogen haben könnte, den auf deutschen Befehl hin geflogenen Bombenangriff auf afghanische Zivilisten einmal als militärisch angemessen zu bezeichnen und dann wieder nicht. Auch da sollte geprüft und aufgeklärt werden. Das dauert jetzt schon zwei Jahre. Wie lange soll die Aufklärung beim Zitateklau nun dauern? Was ist mit der Verletzung des Grundrechts auf Postgeheimnis bei der Bundeswehr? Was ist überhaupt in der Truppe los, wenn sich die Kameraden beim Säubern ihrer Waffen selber abschießen und das Verteidigungsministerium diesen Vorfall vertuscht?

Statt diese Fragen zu klären, warten wir lieber monatelang auf die Rückkehr der Gorch Fock.

Es ist wie immer. Die Öffentlichkeit wird jetzt wieder tagelang mit einem Thema gelangweilt, das vom Prinzip her ganz klar ist und das keiner weiteren Untersuchung, die dem Ertappten ja nur Zeit verschaffen soll, bedarf. Guttenberg hat betrogen. Das ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass die Autoren, deren geistiges Eigentum gestohlen wurde, sich selbst in der Arbeit zu Guttenbergs, ohne entsprechend zitiert worden zu sein, wiedergefunden haben. Über den ersten Absatz der Einleitung, der nun glasklar kopiert worden war, will ich gar nicht erst reden und auch nicht darüber, dass Guttenberg offenbar gar nicht weiß, was er überhaupt geschrieben hat. Vielleicht weil er es gar nicht selber geschrieben hat?

Wer ernsthaft davon spricht, dass die Täuschungsabsicht noch nicht erwiesen sei, hat entweder ein ernsthaftes Wahrnehmungsproblem oder er will die Öffentlichkeit mit einer Verschleppungstaktik dazu bringen, dass sie glaubt, zu Guttenberg sei nur ein Opfer einer Hetzkampagne.

Bezeichnend ist dann auch die unter Politikern übliche Entschuldigungsfloskel, die zu Guttenberg vor ausgewählten Journalisten! (den Tipp hat er wahrscheinlich von Mutti Merkel) in Berlin abgab. Er sehe bei sich kein Fehlverhalten und weise die Vorwürfe entschieden zurück, räume aber ein, dass es Fehler gegeben habe. Er entschuldige sich dafür, wenn sich andere durch die bedauerlichen Fehler, also nicht durch ihn und seine Arbeitsweise, verletzt fühlten.

Das ist in etwa so, wenn sie mit ihrem Auto einen Fußgänger überfahren, der gerade die Straße auf einem Zebrastreifen überquert hat und dann jeden Vorwurf eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr scharf zurückweisen und lediglich ihr Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass beim Autofahren Fehler passieren, durch die sich andere Verkehrsteilnehmer verletzt fühlen könnten.

Zu Guttenberg will vorübergehend seinen Doktortitel nicht führen, also, um im Bild zu bleiben, ohne Führerschein einfach weiterfahren.

Eine wache demokratische Öffentlichkeit kann sich so etwas nicht bieten lassen. Zu Guttenberg muss gehen, aber nicht weil er in seiner Doktorarbeit betrogen hat, sondern weil er als Person in führender Funktion versagt hat. Eine substanzlose Gestalt, deren einzige Leistung darin besteht, ein Motiv der politischen PR-Fotografie zu sein.

Ach, den Sprachwahrer habe ich noch vergessen. Wo wären wir nur ohne den umgangssprachlichen Krieg?

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Auttaja  Februar 18, 2011

    Ich finde es auch, das die Plagiate nicht das schlimmste sind an zu Guttenberg, sondern seine politischen Einstellungen

  2. jackjens  Februar 18, 2011

    Kinder kinder….
    wundert euch nicht.(d e r ist noch lange nicht tot )
    denn
    ein gebirgsjäger hat noch luft..kraft .energie u. schneid
    wenn die hinterfotzigen namenlosen rufmörder schon jappend am boden liegen …
    denn
    diese waschlappen die können doch heute
    ( in ihrer persönlichen und verweichtlichen unfähigkeit und nur noch am pc /handy und das in der warmen stube bei diäten oder hartz4 nach gescheiterten eigenen versuchen….in der uni oder in einem beruf was zu werden ..und sei es „“journalist „“ hahaha )
    im
    gegensatz zu den aktivisten von 1968 ff
    ( die unter einsatz ihrer leben und ihrer persönlichen und sozialen stellungen in der gesellschaft )
    eigentlich nichts mehr als nur pöbeln…
    und
    daaaa staune ich …
    d i e wollen einen staat stürzen resp. einen deutschen stabsunteroffizier der reserve der gebirgsjägertruppe killen ??

    selten soooo jelacht..
    ( als ehem. kp-chef der 1. Luftlandedivision um 1957 )
    und das an der ostsee
    bei klirrender kälte

    ps.
    habt ihr heute ntv gehört….??
    daaa wurde berichtet…dass heute eine ganze industrie
    von dissertations-hilfs-und-ergänzungsscheibern „“tätig““
    ist…
    genauso wie zu meiner zeit um 197o …wo d a s schwergewichtig in insbruck lief..
    damals : doktortitel dort für 80 – 100.000 mark
    und
    unser theodor hat doch nachweislich selbst geschrieben ? oder ???
    und
    wooooo haben denn viele andere in berlin ihre titel her…(neckermann liefert ja nicht mehr …w e r kann mir da helfen…möchte für meine enkelin nen titel einkaufen !! )
    also :
    ertmal PRÜFEN und dann staunen und sich dann totlachen…

    gruß lieber adstar….;
    duu weißt ja bescheid..warst ja selbst mal auf ner uni …und mit abschluß !!

  3. Manfred Corte  Februar 18, 2011

    … jetzt wo ich weiß, wie der Doktortitel zustande gekommen ist, frage ich mich auch, wie der Adelstitel wohl zustande gekommen ist?

  4. Manfred Corte  Februar 18, 2011

    … könnte man nicht, in einem Aufwasch, den Doktortitel, den Adelstitel und den Titel als Verteidigungsminister aberkennen? Und die CSU sollte auch noch ein Partei-Ausschlußverfahren prüfen. Schließlich schadet Karl-Theodor der Partei doch erheblich!

    • xt600  Februar 20, 2011

      Niemand in Deutschland hat einen Adelstitel. Adel ist seit 1918 abgeschafft. Den vormals Adeligen wurde aber erlaubt, ihren ehemaligen Titel als Namenszusatz zu tragen. Deswegen heissen die z.B. Willi Graf von Pupsenhausen und nicht mehr Graf Willi etc.

      • jackjens  Februar 20, 2011

        hallöchen lieber xt60o

        gute info ..

        solltest aber dabei schreiben ..
        dass in österreich…
        ((mit den k a i s e r – schmarren )) !!
        auch
        die adelstitel nach 1918 abgeschafft wurden..
        nur
        viel konsequenter wie ich lernte ..
        da
        gehts nichtmehr sooooo weiter wie hier in unserem
        nach korruption stinkenden privilegienstaat…..dem
        staat…wo die bei den nazis verdienten und auch vergrößerten vermögen NICHT nach 1945 enteignet wurden..sondern weiter ihr unwesen treiben konnten und immer noch können.

        gruß von der ostsee

  5. Careca  Februar 19, 2011

    Du solltest dir das Video der Erklärung nochmals anschauen. Es gibt dort eine Stelle, die mehr sagt, als zu Guttenberg preisgeben wollte. Als er von der vierzehntägigen Frist redete. Er könnte nur mühsam ein zynisches Lächeln verbergen. Seine Erklärung war Politik. Wie zu erwarten.

    • adtstar  Februar 19, 2011

      Das, was ich im Radio gehört habe, hat mir schon gereicht.

  6. Westrup  Februar 19, 2011

    @ Manfred Corte

    Den Adelstitel tragen die Guttenbergs wie alle Raubrittergeschlechte vollkommen zurecht, durch Bauernunterdrückung, Diebstahl und Meuchelmord.

    Nur möchte ich dazu bemerken, daß es doch eigentlich in Deutschland den Adel nicht mehr gibt. Sind das denn nicht nur noch Namensbestandteile?

    Gut, man hätte das Pack 1918 allesamt an die Wand stellen bzw. enteignen sollen, aber nu ist es zu spät. Widerwärtig wie immer noch speichelgeleckt wird.

    Der Untertan, der ist aus dem Deutschein scheinbar nicht rauszukriegen.

  7. Prinz Rupi  Februar 21, 2011

    Hurra, ich kaufe mir einen Doktorhut!
    Schummel cum Laude …

    Verehrter Leser, geliebte Leserin,

    bis heute haben Sie, und ich gestehe dies mit leichtem Erröten, aus meiner Feder unakademische Texte ohne wissenschaftlichen Tiefgang ertragen. Das soll sich radikal ändern. Ich habe mich …