Offiziell soll das Mamutprojekt Stuttgart 21 um die vier Milliarden Euro kosten. Nun ist aber herausgekommen, dass es für dieses hübsche Sümmchen Steuergeld nicht einmal Signalanlagen bzw. Oberleitungen im Tunnel geben soll. D.h., dass der neue unterirdische Bahnhof, der ja laut Bundeskanzlerin Angela Merkel Europa in Zukunft von West nach Südost verbinden soll, von herkömmlichen Zügen gar nicht angesteuert werden kann.
Quelle: Stern
Demnächst sollen die Arbeiten für die Tunnel vergeben werden, allerdings, wie die Projektberichte zeigen, „ohne eisenbahntechnische Ausrüstung“. Oberleitungen sind in den Tunnel ebenso wenig vorgesehen wie Signalanlagen. In einem Protokoll vom Juli heißt es: „Aktuell fehlen systemrelevante Entscheidungen im Hinblick auf Oberleitungsanlagen und Signaltechnik.“ Und: „Derzeit keine Zulassung für System Stromschiene bei Geschwindigkeit 160 km/h.“
So kann man natürlich auch einen Bahnhof beerdigen. Und was die engere Verbindung von West- und Südosteuropa angeht, da sollte die Bundeskanzlerin noch einmal den Aufwand in Relation zur Nachfrage überprüfen bzw. die Realität des europäischen Zugverkehrs zur Kenntnis nehmen. Befürworter wie Merkel tun ja gerade so, als sei es bisher unmöglich gewesen, mit dem Zug durch Europa zu reisen. Mit Stuttgart 21, wie es im Augenblick geplant ist, wenn man das überhaupt als Planung bezeichnen kann, wird dann wohl das Gegenteil Realität.
OKT
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.