
Zwei Meldungen erschüttern ein wenig das Weltbild deutscher Sofageneräle und Außenministerinnen. So haben Trump und Putin am Telefon, beide Seiten bestätigen das, über ein Ende des Ukrainekrieges gesprochen. Außerdem hat der US-Verteidigungsminister Hegseth vor dem Schaulaufen bei der Münchner Sicherheitskonferenz klargemacht, dass die Ukraine keine Chancen auf eine NATO-Mitgliedschaft habe und eine Rückkehr in die Grenzen vor 2014 unrealistisch sei. Die US-Administration wolle wohl den Siegesplan Russlands akzeptieren, heißt es nun bedröppelt bei den Fanboys deutscher Außenpolitik. Nicht ganz, denn das Angebot der Ukraine aus ihrem Siegesplan, einen Zugriff auf die eigenen Bodenschätze zu gewähren, haben die Amerikaner ebenfalls dankend akzeptiert.
Die Sofageneräle, deren Siegesplan bislang darin bestand, den Frieden durch mehr Waffen zu erreichen, müssen nun einsehen, dass die Schlüsselrolle Deutschlands darin besteht, die Wiederaufbaukosten zu übernehmen. Das ist sogar nachvollziehbar. Denn Waffen – und Deutschland war hinter den USA, allem Gejammer über Zurückhaltung zum Trotz, größter Lieferant – sorgen eben nicht für Frieden, sondern für Tod und Zerstörung. Die Rechnung zu bezahlen, ist daher sogar aus Sicht der Moralisten, die in naher Zukunft noch eindringlicher mit einer Sammlung erbeutetem deutschen Kriegsgeräts im Osten Europas konfrontiert werden dürften, kaum bestreitbar. Doch die deutsche Außenministerin, die einmal mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine sagte, dass es ihr egal sei, was ihre Wähler zu Hause davon halten, zeigt sich weiterhin bockig. Ukrainer, Europäer und Amerikaner wollten Frieden, sagt sie. „Der Einzige, der sich diesem Frieden verweigert hat, war seit drei Jahren der russische Präsident, der alle Schritte zum Frieden mit noch mehr Gewalt, mit noch mehr Terrorismus beantwortet hat.“
Alle Schritte zum Frieden? Da wüsste man gern, worin die eigentlich bestanden haben. Eine direkte Kommunikation wie jetzt zwischen Washington und Moskau hat es nie gegeben. Sicher haben die europäischen Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz, gelegentlich mit Putin telefoniert. Hier ging es ausweislich dessen, was sein Büro offiziell bekanntgab, aber immer nur darum, einen Sprechzettel wieder und wieder vorzutragen. Wichtigster Punkt: Russland müsse den Krieg beenden und seine Truppen zurückziehen. Außerdem werde Deutschland die Ukraine so lange wie nötig unterstützen. Dann hat es noch Friedensgipfel gegeben, bei denen ohne den Hauptbeteiligten über selbigen gesprochen wurde und was dieser zu tun habe, obwohl die Lage auf dem Schlachtfeld und das düstere Bild bei den ökonomischen Daten infolge des Wirtschaftskrieges ein solches Auftreten kaum rechtfertigten.
Nun fragen sich die Sofageneräle, die es vorziehen, täglich im virtuellen Schützengraben auf Twitter/X herumzudödeln, was der böse Putin wohl gegen den bösen Trump in der Hand habe, statt sich einmal wirklich ernsthaft zu fragen, wie man diesen Krieg hätte verhindern können. Dazu müsste man sich von der Vorstellung lösen, das Ganze sei nur aus einer imperialistischen Laune heraus entstanden. Man müsste sich auch einmal von der Vorstellung lösen, dass der Krieg eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse ist. Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (Clausewitz) und zwar immer dann, wenn eben jene Politik versagt. Er findet, einmal ausgebrochen, auch so lange statt, bis die militärischen Kräfte entweder erschöpft oder die Diplomatie zurückgekehrt ist. Über die tatsächlichen Kräfteverhältnisse haben sich die Sofageneräle stets unfassbar alberne Illusionen gemacht. So pfiff der Russe wahlweise aus dem letzten Loch oder ihm gingen stichtagsgenau die Panzer aus.
Dass die Interessen der USA nie mit denen Deutschlands identisch waren, ahnte vermutlich der Bundeskanzler, der aber insgesamt viel zu wenig tat, um das Kriegsgeschrei der Sofageneräle zurückzuweisen. Stattdessen brüstete er sich damit, hinter den USA der größte militärische Unterstützer der Ukraine zu sein. Der Vorhalt aber, insgesamt zu wenig getan und die entscheidende Hilfe immer verweigert zu haben, hielt sich hartnäckig. Das ist auch nötig, um der Niederlage einen Grund zu geben. Mit Dolchstoßlegenden kennt man sich ja aus. Der mutmaßlich neue Kanzler, der die Nebelkerze Migration als Mutter aller Probleme benennt, wird am ersten Tag der Regierungsübernahme natürlich etwas anderes tun. Er wird sich als erster Vasall den amerikanischen Interessen weiter andienen und als wichtigsten Punkt eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben vorantreiben.
Als Trump den zerstörten Gazastreifen als künftige „Riviera des Nahen Ostens“ ohne Palästinenser beschrieb, hielt sich die Kritik an diesem verbrecherischen Gedanken bei der kommenden Kanzlerpartei in Grenzen. Es gab sogar Verständnis und Lob dafür, dass die USA in Nahost Verantwortung übernehmen wollen. Die künftige deutsche Außenpolitik dürfte also noch eine deutlich perversere Vorstellung von Frieden und Völkerrecht entwickeln.
Bildnachweis: lillaby auf Pixabay
FEB.
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.