Union und SPD werden regieren

Geschrieben von: am 11. Feb. 2025 um 14:17

Nach der Bundestagswahl wird es eine Koalition aus Union und SPD geben. Weitere TV-Duelle kann man sich daher sparen. Es genügt, sich den lauen Tatort vom Sonntag noch einmal vor Augen zu führen, den auch das ZDF 90 Minuten lang übertrug. Da traten die beim Publikum gänzlich unbeliebten Hauptcharaktere Olaf Scholz und Friedrich Merz gegeneinander an, die mit ihrer Körpergröße übrigens lustigerweise auch die tatsächlichen Umfrageergebnisse widerspiegelten. Ergebnis war aber: Sie sind sich handelseinig.

Denn worin die Unterschiede zwischen Union und SPD nun genau liegen, war nicht zu erkennen, selbst bei dem Thema nicht, das seit Wochen diskutiert wird und zwischen Empörungsritualen und Bekenntniskitsch hin- und her wabert. Die Asyl- und Migrationspolitik. Olaf Scholz warf seinem Kontrahenten vor, einen Tabubruch begangen zu haben, weil dieser mit Stimmen der AfD einen Antrag im Bundestag beschließen ließ und ein Gesetz auf diese Weise beinahe auch noch zustande gekommen wäre. Inhaltlich sind sich beide aber vollkommen einig. Scholz erklärte, was für ein konsequenter Abschieber er doch sei und Merz wiederum, dass man das noch viel lauter tun könne und müsse, damit die Leute auch merken, dass eine geschmacklose AfD-Politik bei Union und SPD auch unter dem Label „demokratisch“ zu haben ist.

Gemeinsame Unfähigkeit

Die Strategie von Scholz, der angriffslustiger und redseliger als sonst auftrat, war klar. Alles, was bisher geschah, ist ein Erfolg. Ich regiere, ich habe gemacht. Merz kann auf einen ähnlichen Werdegang schließlich nicht verweisen. Er hat noch nie regiert und noch nie etwas gemacht, das politisch von Bedeutung gewesen wäre. Er klagte im Jahr 2006 erfolglos gegen die Veröffentlichungspflicht für Nebeneinkünfte von Abgeordneten und schaffte in der Nach-Merkel-Zeit erst im dritten Anlauf den Sprung an die Spitze der CDU. Der Mann ist zwar groß, wirkt aber wie ein Zukurzgekommener, der nun mit einem Umfragevorsprung im Rücken wie Rumpelstilzchen auf den Boden stampft, wo früher Sozialdemokraten noch an Zäunen rüttelten.

Was Union und SPD verbindet, ist nicht nur eine restriktive Migrationspolitik, sondern auch ihre Unfähigkeit, die Ökonomie richtig zu verstehen. Das zeigt der Eiertanz um die Staatsfinanzen. Das Thema ist die zentrale Frage unserer Zeit. Sie wird nicht zuletzt durch einen kompromisslosen amerikanischen Präsidenten erneut gestellt. Bei der Beantwortung scheiterten bereits die Architekten der Ampel, die sich zunächst noch mit Notlagenbeschlüssen, um eine Ausnahme von der Schuldenbremse zu begründen, herumdrücken konnten. Sie verständigten sich aber auf einen Dreisatz aus mehr Investitionen bei Einhaltung der Schuldenbremse und Ausschluss von Steuererhöhungen. Die Lösung hieß Umwidmung von Sondervermögen und deren Kreditermächtigungen. Man machte also Schulden auf Vorrat und konnte sagen, die Schuldenregel dennoch einzuhalten.

Das ging zwei Jahre gut, bis eben jener Friedrich Merz und andere ein Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht anstrengten, um bestätigen zu lassen, dass diese Art der Haushaltsführung rechtswidrig war. Mit Erfolg. Denn mehr Schulden macht man in Deutschland nur mit Zustimmung der Union, indem man beispielsweise ein Sondervermögen Bundeswehr über 100 Milliarden Euro bildet und dieses mit Zweidrittelmehrheit ins Grundgesetz schreibt. So oder so ähnlich wird es auch bei einer Koalition aus Union und SPD wieder kommen. Der amtierende Kanzler, der ebenfalls viel Richtiges an der Schuldenbremse findet („Ich habe überall in Europa gesagt: Ein deutscher Finanzminister ist ein deutscher Finanzminister, egal welches Parteibuch er hat. Ich glaube, die Botschaft ist gut angekommen.“, Regierungserklärung Bundesfinanzminister Olaf Scholz am 22. März 2018), möchte lediglich eine sanfte Reform des Instruments, nicht dessen generelle Infragestellung oder gar Abschaffung.

Gleich als erstes

Das ist konsensfähig. Denn Friedrich Merz hat ein Problem. Er knüpft seine Ausgabe-Versprechungen wie Aufstockung des Rüstungsetats oder seine Einnahme-Verzichtsankündigungen durch Steuersenkungen bei allen, inklusive der Reichen und der Unternehmen auf ein nicht näher erklärtes wirtschaftliches Wunderwachstum, das die Defizite in naher Zukunft ausgleicht, obwohl das – follow the science – bereits wissenschaftlich und empirisch klar widerlegt worden ist. Im Gespräch sind natürlich auch Einsparungen durch Kürzungen von Ausgaben, die allerdings rechtlich vorgeschrieben sind, was nur das geringste Problem an dieser Art von grundgesetzwidriger Politik darstellt. Viel schwerwiegender ist der unerschütterliche Glaube an Staatsausgaben, deren Charakter ausschließlich darin bestünde, Kosten zu sein. Das ist falsch. Staatsausgaben sind Einkommen. Folglich kann der Staat auch nur das einnehmen, was er selbst ausgibt.

Diese Logik ist umso wichtiger, da ein amerikanischer Präsident nicht mehr bereit ist, ein Leistungsbilanzdefizit mit Deutschland länger hinzunehmen. Möge daher die Zollschlacht beginnen, auf die keiner der beiden eine überzeugende Antwort weiß. Merz wolle auf Augenhöhe mit dem amerikanischen Präsidenten reden und die Dinge dann im Dialog klären und Scholz die EU bemühen. Doch die ist genauso hilflos wie er. Merz wird daher vermutlich als begossener Pudel aus Washington zurückkehren und einzig vermelden können, dass Trump immerhin kein Interesse am Sauerland hat. Dort würde man sich aber etwas wünschen, was der reiche Blackrocker mit Privatjet noch nie verstanden hat. Eine höhere inländische Nachfrage nach Dienstleistungen und Waren, die es nur geben kann, wenn auch höhere Einkommen zur Verfügung stehen. Vom Staat wird man sich wünschen, dass der seine Aufgaben erfüllt und durch Investitionen beispielsweise für stabile Brücken, Straßen und Schienen sorgt.

Doch weder Merz noch Scholz haben auch nur den Hauch einer Ahnung davon, was Schulden eigentlich sind. Sie wissen daher nicht, dass die Überschüsse im Außenhandel (Exportmodell), die beide weiterhin anstreben und toll finden, nur durch Schulden gebildet werden können. Da die aber ein anderer in seiner Bilanz verbuchen muss, können beide einfach so tun, als wüssten sie, wie man eine vernünftige Finanz- und Wirtschaftspolitik ohne neue Schulden betreibt. Trump wird es dem Merz aber erklären. Und der wird mit seinem Koalitionspartner SPD eine moderate Reform der Schuldenbremse aushandeln müssen, gleich als erstes übrigens, weil ein Haushalt für das laufende Jahr noch gar nicht beschlossen ist. Ohne einen Ausgabenplan kann die sauerländische Trump-Karikatur aber auch keine zusätzlichen Truppen mobilisieren, um die deutschen Grenzen vor was auch immer zu schützen.

Zum Verzweifeln

Und da kommt man schließlich an einen Punkt, der einen Verzweifeln lässt und auf den Heribert Prantl gerade hingewiesen hat. Merz sei es gelungen, den Wahlkampf zu monopolisieren und den Eindruck zu erwecken, die Umsetzung einer Reihe von extremen Forderungen sei der Schlüssel zur Lösung der wichtigsten Probleme in Deutschland. Alle Personen, die „vollziehbar ausreisepflichtig“ sind, sollen demnach in Haft kommen, heißt es im Fünf-Punkte-Migrationsplan des Unions-Kanzlerkandidaten. Weil das aber je nach Lesart sehr viele Menschen betrifft, sollen statt Wohnungen eben in erster Linie Knäste gebaut oder leerstehende Liegenschaften ertüchtigt werden. „Wer dies fordert und so formuliert („vollziehbar Ausreisepflichtige müssen unmittelbar in Haft genommen werden“), hat entweder keine Ahnung von der Materie oder ist im Rechtsextremismus zu Hause.“

Und Leute, die so etwas bejubeln, übersehen vermutlich, dass die Schaffung derartiger Kapazitäten samt Personal natürlich auch enorme Summen an Geld verschlingt, das der Steuerzahler dann ebenso aufzubringen hat. Dadurch sinken aber weder die hohen Lebensmittel- und Energiepreise noch die Mieten oder gar die Kosten für Gesundheit und Pflege, also in den Bereichen, in denen immer häufiger Menschen mit Migrationshintergrund für vergleichsweise niedrige Löhne arbeiten und somit den Laden überhaupt noch am Laufen halten. Prantl schreibt: „Im Jahr 2030 werden fünfeinhalb Millionen Menschen solche Fürsorge brauchen. Schon heute fehlen mindestens 200.000 Pflegekräfte. In einigen Pflegeheimen machen Pflegekräfte mit Migrationshintergrund bis zu vierzig Prozent des Personals aus.“ Das bleibt dann wohl ein Thema für den Koalitionsausschuss.

Das Gespräch der beiden künftigen Koalitionspartner bot dagegen keine neuen Erkenntnisse und es ist auch nicht zu erwarten, das weitere Duelle, die mit noch mehr Spitzenkandidaten aufgeblasen werden, daran etwas ändern. Sie sind sich ja einig bei einer härteren Gangart in der Asylpolitik und bei Steuererleichterungen für die große Industrie. In Sachen Außenpolitik fehlt bei beiden und anderen eine Strategie. Sie eint lediglich der Wille, in Zukunft noch mehr Geld für Rüstung auszugeben und dem zu folgen, was der Verteidigungsminister „kriegstüchtig werden“ nennt. Mit einem wie Pistorius wird ein Kanzler Merz vermutlich dann auch ohne größere Probleme weitermachen können. Scholz hingegen sieht unter Merz keine Perspektive für sich. Er müsste sich ohnehin verstärkt seinen Erinnerungslücken widmen.


Bildnachweis: Screenshot, TV Duell ARD und ZDF vom 9. Februar 2025.

4

Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
  Verwandte Beiträge

Kommentare

  1. Jörg Wiedmann  Februar 11, 2025

    Ob es für CDU und SPD nach der Wahl wirklich reicht, hängt noch von meheren Faktoren ab.
    Wenn die Linke, das BSW und die FDP in den Bundestag gewählt werden, reicht es bei den derzeitigen Umfragewerten keinesfalls für eine sogenannte GroKo aus CDU und SPD.
    Obwohl GroKo heißt ja eigentlich Koalition der beiden größten Parteien.
    Ich kann mir sehr schwer vorstellen, das die SPD die AfD noch überholen wird.
    Das größte Problem nach den Neuwahlen am 23.02. ist jedoch, dass es leider keine Änderung der derzeitigen, desaströsen Politik geben wird.
    Weder mit CDU / SPD, noch weniger mit CDU / Grüne und auf keinen Fall mit der Afgahnistan Koalition aus CDU / SPD und Grünen.

    Die SPD und restriktive Migationspolitik ?
    Da muss ich in den letzten Jahren wohl einiges verpasst haben. :-)

    Staastausgaben sind Einkommen ?
    Ich gebe es gerne zu, tut mit leid aber ich verstehe das nicht.
    Könnten Sie das bitte näher erläutern.
    Vielen Dank.

    antworten
    • André Tautenhahn  Februar 11, 2025

      Die SPD und restriktive Migationspolitik ?
      Da muss ich in den letzten Jahren wohl einiges verpasst haben. :-)

      Ja, deshalb finden Sie ja auch die AfD so toll. Sie haben gar nicht gemerkt, wie die bereits mitregieren. Asylpaket I (Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz) und II (Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren), Integrationsgesetz, Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht, Migrationspaket der Großen Koalition (u. a. Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Zweites Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht), Migrationspaket der Ampel-Koalition (Gesetz zur Einführung eines Chancen-Aufenthaltsrechts, Gesetz zur Beschleunigung der Asylgerichtsverfahren und Asylverfahren), Rückführungsverbesserungsgesetz und zuletzt das Sicherheitspaket.

      Staastausgaben sind Einkommen ?
      Ich gebe es gerne zu, tut mit leid aber ich verstehe das nicht.
      Könnten Sie das bitte näher erläutern.

      Weil die Ausgaben des einen immer die Einnahmen des anderen sind. Was glauben Sie denn, wo beispielsweise die rund 214,2 Milliarden Euro landen, die für soziale Sicherung, Familie, Jugend und Arbeitsmarkt ausgegeben werden oder die 33,5 Milliarden Euro für Forschung, Bildung, Wissenschaft, Kultur oder die 3,9 Milliarden Euro für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung oder die 9,4 Milliarden Euro für Gesundheit, Umwelt, Sport usw.? Und was glauben Sie, wo diese Einkommen als Ausgaben wiederum die Einkommen von anderen bestimmen? Vielleicht sogar bei Ihnen im Unternehmen. Und das Tolle ist, dass der Staat seine Ausgaben immer erhöhen kann. Er braucht dazu keine Steuereinnahmen. Steuern erhebt der Staat nur, um für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Denn es ist nicht gut, wenn die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Oder: Müssen Sie am Anfang des Jahres ihre komplette Steuerschuld begleichen, damit der Staat seine Ausgaben tätigen kann. Nein. Der Staat tätigt seine Ausgaben immer auf der Grundlage der zu erwartenden Einnahmen (Steuerschätzung). Die können in einem Haushaltsjahr aber mal höher oder mal niedriger ausfallen, weshalb in dem einen Fall Überschüsse und Rücklagen gebildet werden oder im anderen Fall ein Nachtragshaushalt erforderlich ist. Es kann auch mal eine Brücke mehr als üblich zusammenbrechen. In diesem Fall kann der Staat seine Ausgaben immer sofort erhöhen, ohne dass er bei Ihnen erst eine Sonderabgabe einfordern muss.

      antworten
  2. Jörg Wiedmann  Februar 11, 2025

    Ich finde die AfD nicht toll, aber im Moment fühle ich meine Interessen am Besten von dieser Partei vertreten und Sie finden eben die SPD / Linken toll.
    Jedem seine Meinung, dass ist Demokratie.
    Deshalb werde ich die AfD auch wählen, allem Nazi Geschrei zum Trotz.
    Die von Ihnen aufgeführten Gesetze haben dazu geführt, dass die illegale Migration begrenzt wurde ?
    Habe ich jetzt nicht unbedingt bemerkt, aber ich bin ja auch nur ein etwas minderbemittelter AfD Fanboy.
    Zudem kann man Gesetze machen so viel man will, wenn Sie nicht eingehalten oder auch durchgesetzt werden nützen die besten Gesetze nichts. :-)
    Zwischen Einkommen und Einnahmen besteht doch wohl ein kleiner Unterschied.
    Zitat 1. „Folglich kann der Staat auch nur das einnehmen, was er selbst ausgibt.“
    Zitat 2: „Und das Tolle ist, dass der Staat seine Ausgaben immer erhöhen kann. Er braucht dazu keine Steuereinnahmen. Steuern erhebt der Staat nur, um für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.“
    Wie bitte finanziert sich der Staat ohne Steuereinnahmen ? Über Schulden ?
    Zitat 3: „Müssen Sie am Anfang des Jahres ihre komplette Steuerschuld begleichen, damit der Staat seine Ausgaben tätigen kann.“
    Nein, aber ich muss jedes Quartal eine Einkommenssteuervorauszahlung leisten.
    Zitat 4: “ In diesem Fall kann der Staat seine Ausgaben immer sofort erhöhen, ohne dass er bei Ihnen erst eine Sonderabgabe einfordern muss.“
    Das ist völlig richtig, aber irgendwann muss der Staat -bei einem ausgeglichenen Haushalt- diese Ausgaben wieder einfordern und zwar in Form von Steuern oder Abgaben.
    Schönen Abend.

    antworten
    • André Tautenhahn  Februar 11, 2025

      Sie können wählen, was Sie wollen und Ihre Enttäuschung über eine bloß angenommene Wirkungslosigkeit von Gesetzen auch weiterhin vortragen. Aber auch Sie können nicht schlüssig erklären, wie eine weitere neoliberale Partei an diesem gefühlten Befund etwas ändern soll. Die fordern dasselbe und müssen ihre Wünsche auf derselben Rechtsgrundlage und mit demselben Apparat umsetzen. Lustigerweise schreiben Sie auch noch, dass Gesetze nichts bringen, wenn Sie nicht eingehalten und durchgesetzt würden. Dann müssten Sie doch ein glühender Anhänger von Olaf Scholz sein, der genau das nach Aschaffenburg kritisiert hat und den bayerischen Behörden Versäumnisse in der Umsetzung bestehender Gesetze vorwarf.

      Der Staat kann nur einnehmen, was er selbst ausgibt, ist eigentlich ganz einfach zu verstehen, wenn Sie sich einmal klarmachen, dass staatliche Ausgaben immer durch Geldschöpfung finanziert werden. Der Staat bringt immer erst das Geld in Umlauf, bevor er überhaupt Steuern einnimmt. Nicht andersrum, daher das anschauliche Beispiel, dass niemand am Anfang des Jahres seine komplette Steuerschuld an den Staat überweist, damit der genug Geld hat, um am 2. Januar mit dem Geldausgeben beginnen zu können. Und wenn das klar ist, ist auch verständlich, dass die Finanzierung von Investitionen sinniger- und notwendigerweise über Schulden erfolgt und nicht über Steuern. Wenn Sie sich ein Haus kaufen, sparen Sie auch nicht erst das Geld zusammen, sondern nehmen sich einen Kredit, den Sie dann zu Lebzeiten abbezahlen müssen. Das muss der Staat aber nicht, was ein zweites Missverständnis in ihrer Argumentation ist. Der Kredit für die eingestürzte Brücke muss eben nicht über Steuern im nächsten Jahr zurückgezahlt werden, weil der Staat per Definition immer, im Sinne von ewig, liquide ist. Sie sterben halt irgendwann, das Konstrukt Staat aber nicht. Eine Verbindlichkeit (Schulden) kann daher problemlos in die Zukunft übertragen werden, genau wie die Forderung (Vermögensposition), die ja auch existiert. Wenn also häufig kritisiert wird, dass kommenden Generationen Schulden hinterlassen werden, so ist das die halbe Wahrheit, da natürlich auch das Vermögen in Form von Erben hinterlassen wird. Und an diesem Punkt sind Steuern wiederum wichtig. Über Steuern handelt jede Generation selbst aus, wie groß die Schere zwischen arm und reich wird.

      Im Übrigen leisten Sie, Ich und alle anderen so viele Steuern, dass wir jedes Jahr Rekordsteuereinnahmen zu verzeichnen haben, was dumme Kanzlerkandidaten und ehemalige Finanzminister gebetsmühlenartig als Ausweis der staatlichen Gier markieren. Dabei ist die Entwicklung vollkommen trivial. Wenn Löhne und Preise steigen, wachsen auch die Steuereinnahmen mit.

      antworten

Schreibe einen Kommentar


Unsere Datenschutzerklärung klärt Sie über die Art, den Umfang und Zweck der Verarbeitung von personenbezogenen Daten innerhalb unseres Onlineangebotes auf.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.