Boris Pistorius verzichtet auf Kanzlerkandidatur oder Pistorius lässt Scholz den Vortritt. Die ersten Eilmeldungen überraschten. Denn dafür, dass niemand Boris Pistorius eine solche Kandidatur angeboten hatte, sind das bemerkenswerte Schlagzeilen. Aus Sicht der Medien muss natürlich jetzt groß abgeräumt werden, was man den Lesern vorher an Unsinn aufgetischt hat.
Daher folgt nun auch eine Auseinandersetzung mit der Frage, welchen Schaden die SPD durch eine Debatte genommen hat, die ausschließlich die Medien führten. Plötzlich ist Pistorius gar nicht mehr so geeignet als Kanzlerkandidat, weil er anders als Scholz kein Generalist sei. Im Wahlkampf werde es nicht nur um sicherheitspolitische Fragestellungen gehen, sondern vor allem auch um finanzpolitische Themen, das sei nun einmal nicht die Domäne von Pistorius. Zumindest wissen es die um sich selbst kreisenden Medienhäuser wohl nicht besser. Sie versuchen das Scheitern ihrer Kampagne zu verschleiern.
Die SPD hätte doch viel früher Klarheit schaffen müssen und so ein Hin und Her verhindern können, lautet die These. Dabei waren es ja die Medien, die gezielt bis in die Ortsvereine hinein irgendwelche Stimmen ausgegraben haben, um die Erzählung vom besseren Kandidaten zu stützen. Aufgegangen ist der Plan am Ende nicht. Pistorius verzichtet. Nur auf was eigentlich? Eine Medienkandidatur? Die eigentliche Kanzlerkandidatur ist an ihn jedenfalls nie herangetragen worden. Vielleicht erklärte Pistorius deshalb in der entscheidenden Gremiensitzung gleich als erstes, nicht zur Verfügung zu stehen. So kann er vermutlich seine guten Umfragewerte behalten.
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Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.