Ein Spiel von rauer Schönheit

Geschrieben von: am 06. Jul 2024 um 16:26

Unglücklich ist die deutsche Fußballnationalmannschaft aus dem Turnier ausgeschieden. Es war ein beeindruckender Auftritt. Ein Spiel von rauer Schönheit, wie La Repubblica schreibt. Gegen Spanien stimmte nämlich die taktische Ausrichtung. So war es das erwartet harte Spiel, das darauf ausgelegt war, den dominierenden Kombinationsfußball des Titelfavoriten gleich zu Beginn zu zerstören, was auch gelang. Die ruppige Gangart sorgte allerdings dafür, dass Spanien den verletzten Pedri früh gegen Dani Olmo ersetzen musste. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn Olmo sollte für die entscheidenden Momente der Spanier sorgen.

Am Ende zerstörten die Spanier den deutschen Traum von einer Neuauflage des Sommermärchens. Und es geschah im richtigen Moment, quasi auf dem Höhepunkt des Optimismus und der Euphorie. Deutschland war gerade zurückgekommen. Das Momentum schien auf der Seite der Nagelsmann-Elf. Insgesamt gab es 13 gelbe Karten und eine rote. Die Statistik weist 39 geahndete Fouls aus. Das Spiel war hart und bot dennoch einige sehenswerte Chancen, bei denen am Ende einfach das Glück fehlte. Daran ändert auch die umstrittene Handspielszene nichts, die zwar regelkonform ausgelegt worden ist, für den Fan aber dennoch unverständlich bleibt. So ist das allerdings im Fußball und besonders in diesem Turnier. Die Dänen können ein Lied davon singen.

So packend das Spiel Spanien gegen Deutschland war, so einschläfernd war wiederum das, was Franzosen und Portugiesen im Anschluss boten. Immerhin, die Effizienz der Franzosen beim Elfmeterschießen beeindruckte zu später Stunde. Ihr Minimalismus erinnert irgendwie an die Italiener, als diese noch erfolgreich an Turnieren teilnahmen. Das Halbfinale gegen Spanien dürfte daher interessant werden. Ein Endspiel zwischen Frankreich und England ist immer noch möglich und damit zwischen den beiden Teams, die den bislang unattraktivsten Fußball dieser EM zeigten. Heute Abend dürfte aber alle Aufmerksamkeit auf dem Viertelfinale Niederlande gegen die Türkei liegen, das im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird. Nach der Gesten-Affäre hat der türkische Staatspräsident sein Kommen angesagt. Die deutsche Innenministerin sollte ihn auf der Ehrentribüne empfangen.

Beide sollten sich dann die Frage stellen, was nur aus den Klassikern geworden ist – Ball unter Trikot, gegen den Pfosten treten oder Eckfahne herausreißen. Das sind die Gesten, die zum Fußball gehören, nicht die Politisierung und schon gar nicht eine moralische Überheblichkeit, die sich dann empört, wenn sich eine bekannte Redewendung bewahrheitet. „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“


Bildnachweis: AI Assistant Jetpack

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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