Komische Räuberpistolen

Geschrieben von: am 29. Aug 2023 um 10:08

Der Räuberpistole mit der Segeljacht „Andromeda“ ist ein weiteres Detail hinzugefügt worden. Die mutmaßlichen Nord-Stream-Attentäter nutzten einen gefälschten Pass. Im übrigen weisen alle Spuren immer deutlicher in die Ukraine, was nützlich wäre, wenn man bereits misstrauisch ist und keine weiteren Waffen liefern wollte. Immerhin: Niemand, außer vielleicht der deutschen Dödel-Expertise folgt noch dem Narrativ, dass der Russe selbst für die Sprengung verantwortlich sei.

Eine weitere Räuberpistole ist die vom antisemitischen Pamphlet, dass der 17-jährige Hubert Aiwanger erstellt und in der Schule verteilt haben soll. Ob er es wirklich war oder nicht, spielt für den Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung mittlerweile keine Rolle mehr. Aiwanger habe die Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit selbst gestiftet und Vertrauen zerstört, sagt er. Auf die Urheberschaft komme es deshalb nicht mehr an, da der Rest schon schrecklich genug sei. Das erinnert ein wenig an die fehlende Evidenz, die ja nach Auffassung einer anderen preisgekrönten Redakteurin des Blattes kein Beleg dafür sei, dass etwas nicht wirke.

Mit dieser insgesamt etwas seltsamen Vorstellung von Journalismus opfert die Süddeutsche Zeitung, der vermeintlich guten Sache wegen (hier Landtagswahl in Bayern), den Rest des Restes jener Glaubwürdigkeit, die da vielleicht mal vorhanden war. Statt sich zu fragen, warum so ein untauglicher Politiker wie Aiwanger so beliebt werden konnte und was das mit der Performance der politischen Konkurrenz zu tun hat, wirft man lieber mit Dreck, in der Hoffnung, dass es der Leser nicht merkt. Dabei hat der wunderbare Harald Schmidt soeben wieder gezeigt, wie verkommen jene moralisch Anständigen doch sind, die die Süddeutsche aus demokratischer Überzeugung vielleicht noch abonniert haben, aber meinen, dass die richtige Haltung eine Art Vorbedingung für Grundrechte ist.

Der Kampf gegen die „Aussortierten“ muss immer noch gewonnen werden. Denn: „So ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essenziell für das Überleben des Gesamtkomplexes. Wenn er sich entzündet, schreit er laut auf und nervt“, hat eine andere relativ unlustige, aber nach eigenem Dafürhalten wohl hoch anständige Berufsulknudel gesagt, die nun eine Late-Night-Karriere im Kultursender 3sat starten will. Dabei geplant, ein Bullshit-Button fürs Publikum. So etwas braucht man offensichtlich, wenn man selbst sehr unsicher bei dem ist, was man tut.

„Eigentlich hätten wirtschaftliche Sanktionen ja auch wirtschaftliche Auswirkungen. Das ist aber nicht so“, beklagt die Außenministerin und nicht ihr Satire-Account. Begründung: Weil eben die Logiken von Demokratien nicht in Autokratien greifen. Das ist noch so eine komische Räuberpistole, die Fragen aufwirft. Werden Sanktionen etwa sonst nur gegen Demokratien verhängt? Oder waren die Beispiele, wo Sanktionen gegen Autokratien gewirkt hätten nur deshalb erfolgreich, weil diese Autokratien in Wirklichkeit doch Demokratien waren? Ja diese Logiken von Demokratien. Eine weitere geht übrigens so. Viele Kinder bleiben in diesem Land zwar weiterhin arm, aber weil sich die Ampel-Regierung nun vor der Kabinettsklausur in Meseberg geeinigt hat, haben auch sie gewonnen.


Bildnachweis:: Steve Buissinne auf Pixabay

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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