Am Ende des Tages hat der Spiegel dank der fehlenden Zuverlässigkeit deutscher Regierungsflieger dann doch noch eine nette Geschichte (hier und hier). Der Autor Christoph Schult war mit an Bord der Maschine, welche die Außenministerin von Abu Dhabi nach Australien hätte bringen sollen. Doch statt „Baerbocks Flugzeug sprüht 80 Tonnen Kerosin in den Himmel“ zu titeln, hätte er noch den Zusatz „Grüne Außenpolitik:“ voranstellen können.
Und weiter ist zu lesen: „Auf den Monitoren in den Rückenlehnen der Sitze wurde nicht der Zielflughafen, die australische Hauptstadt Canberra, angezeigt. Stattdessen sah man auf der virtuellen Landkarte, wie das Flugzeug der deutschen Außenministerin über dem Meer vor Abu Dhabi Schleifen flog.“ Hier hätte statt der Schleifen, 360 Grad Wenden wohl noch etwas besser gepasst.
Nachdem der Autor mit Blick auf die Uhr genau erklärt, wann der Flieger mit 110 Tonnen Kerosin an Bord abhob und wann das Problem mit den Landeklappen auftrat, heißt es: „Bei langsamerem Flug und geringerer Flughöhe würde das mitgenommene Benzin nicht reichen, um die australische Hauptstadt Canberra zu erreichen, erklärt der Pilot“. An der Stelle findet sich korrekterweise keine Bemerkung in dergestalt, dass das Ziel womöglich hunderttausende Kilometer entfernt läge, wie man vielleicht annehmen könnte, wenn man Außenministerin Deutschlands ist.
Auch wird auf jede Art von Emotionalisierung verzichtet, der man mit Begriffen wie Schrecksekunde oder Flugzeuge im Bauch hätte Ausdruck verleihen können. Stattdessen gibt es ein Wortprotokoll des Piloten, das einen kurz zu dem Gedanken verleitet, einmal darüber nachzudenken, die Blackbox in Flugzeugen aus Kostengründen durch Spiegel-Reporter zu ersetzen. Demnach soll gesagt worden sein. „Der Flügel hat die hintere Flügelvergrößerung aus einem mechanischen Grund nicht wieder eingefahren.“ Dadurch könne das Flugzeug nicht die geplante Flughöhe und Geschwindigkeit einnehmen. Das technische Handbuch sehe vor, dass man in diesem Fall Benzin ablasse. Da schläft selbst Bruce Willis ein.
Das Ende der Story: „Nach SPIEGEL-Informationen soll die Außenministerin aber noch am späten Montagabend mit dem Regierungsairbus nach Australien weiterfliegen; der technische Defekt konnte bald nach der zweiten Landung in Abu Dhabi behoben werden, heißt es“. Vorausgesetzt es finden sich genug Kobolde, die das abgelassene Kerosin wieder aufsaugen, das zuvor in Form eines weißen Nebels in die dunkle Nacht gesprüht worden war. Der Leser erfährt dann noch, dass der Regierungsflieger schon häufiger mit Pannen zu tun hatte, was den Verdacht wiederum auf die Kobolde lenkt. Der Spiegel geht dem nicht nach. Jedenfalls fällt der Besuch in Canberra nun aus. Es geht gleich nach Sydney.
Funfact am Rande: Die Außenministerin hat trotz der Panne natürlich gearbeitet, wie der Spiegel hier berichtet. So habe Baerbock die Zeit für ein Telefonat mit ihrem Amtskollegen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Abdullah bin Zayed Al Nahyan, genutzt. Der soll sich aber außerhalb des Landes befunden haben, weshalb der Kontakt nur per Anruf zustande kam. Hö hö, das lassen wir mal so stehen und halten fest, dass sich auch im Pannenfall niemand mit der deutschen Außenministerin in der Öffentlichkeit gern sehen lassen will. Vielleicht ist das auf den Fidschi-Inseln ja anders. Vorausgesetzt die Landeklappen spielen wieder mit. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit den Fünf Defektgeschichten.
Ergänzung 15. August, 7 Uhr: Auch aus dem zweiten Anlauf mit dem Flugzeug nach Australien zu reisen, wurde nichts. Unser Spiegel-Reporter meldet: „Die Flugbereitschaft schafft es nicht, Außenministerin Baerbock nach Australien zu bringen. Der erneute Abbruch eines Fluges ist nicht nur technisch ein Rätsel – er schadet auch dem Ansehen der Bundesrepublik.“ Ja, gebt dem Flieger die Schuld, der bislang als Kulisse für die gestylte Vielfliegerin der Grünen Partei herhalten musste. Das müssen dann wohl doch Kobolde im Auftrag Putins gewesen sein. Sie haben der Außenministerin erst gezeigt, was 360 Grad Schleifen sind und dann, was eine 180 Grad Wende ist. Außerdem haben sie ihr beigebracht, dass 110 Tonnen Kerosin vielleicht ausreichen, um in Länder zu fliegen, die hunderttausende Kilometer entfernt liegen, aber wieder abgelassen werden müssen, wenn der Rücksturz zur Erde kurz nach dem Start erfolgt und der Bacon of Hope noch heiß ist.
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AUG
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.