Spart endlich mal!

Geschrieben von: am 13. Dez 2022 um 20:09

„Wir sparen auf jeden Fall zu wenig. Das hat was mit dem Wetter zu tun“, sagt der Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller im Gespräch mit RTL. Er verbindet diese Erkenntnis für Blöde mit dem Appell, die Heizung nicht so aufzudrehen. Dabei muss man an den Einstellungen, die bisher offenbar zu einem „Sparerfolg“ beigetragen haben, gar nichts verändert haben. Denn es ist ja das Wetter, Dummkopf.

Dass man sich hierzulande daran gewöhnen muss, wie ein Kleinkind behandelt zu werden, zeigen Amtsvorsteher wie Lother Wieler (RKI) und jetzt Klaus Müller. Der Präsident der Bundesnetzagentur übernimmt nach der Corona Pandemie den Posten des Chefmahners. Ein oder zwei Wochen Kälte machten ihn noch nicht besonders besorgt, betonte Müller. Man dürfe aber nicht leichtfertig werden, ist hier zu lesen. Das kommt einem seltsam bekannt vor. Der Bürger, das unbelehrbare Wesen, dem man jetzt Woche für Woche eintrichtern muss, wie ernst die Lage ist.

Wenn die Infektionen zunehmen, liegt das daran, dass die Menschen noch nicht genug Kontakte reduziert haben und lieber irgendwo Party machen. Wenn sich die Gasspeicher leeren, dann liegt es daran, dass die Leute allein zu Hause die Thermostate an den Heizkörpern aufdrehen. Sollen sie jetzt lieber Party machen, in einer öffentlichen Wärmehalle vielleicht oder sich in einer auf 16 Grad Celsius ausgekühlten Sporthalle zum gemeinsamen Aufwärmprogramm treffen, wobei die kalten Duschen im Anschluss an die Einheit leider gesperrt bleiben müssen?

Nein. Man soll einfach weniger heizen, weil ja plötzlich mehr geheizt wird. Der Chef der Bundesnetzagentur verkauft sein Publikum dabei für dumm. Selbst wenn man alle Empfehlungen zur Raumtemperatur einhielte, würde der Verbrauch schlicht steigen, weil es draußen eben kalt ist. Es liegt am Wetter, Dummkopf und nicht daran, dass Thermostate plötzlich mehr aufgedreht würden. Noch lustiger ist es, wenn Kohle und Gas im Kraftwerk verstromt werden, damit Wärmepumpen im Winter die Häuser der guten Staatsbürger beheizen können. Aber das ist ein anderes Thema. Der Punkt ist, dass diese Bundesregierung schlechte Entscheidungen getroffen hat und das Gas nun knapp ist.

Den Bürgern dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist einfach nur frech, übrigens auch im umgekehrten Fall. Wäre es wärmer und der Abfluss aus den Gasspeichern geringer, würde es vom Chef der Bundesnetzagentur sicher ein dickes Lob für das vorbildliche Verhalten der Bevölkerung geben. Das kann er sich aber sparen. Müller sollte vielmehr die Regierung ins Gebet nehmen und diese zur Sicherung der Energieversorgung ermahnen. Nicht der Füllstand von Gasspeichern ist entscheidend, sondern belastbare Lieferverträge. Die gibt es nun aber nicht, allenfalls dummes Gewäsch vom zuständigen Bundeswirtschaftsminister, der im heute journal vor ein paar Tagen genervt sagte, dass Deutschland ja alles auf Nord Stream 1 gesetzt habe, die Leitungen nun aber kaputt seien und Putin ohnehin nicht mehr liefern wolle.

Dabei ist es genau umgekehrt. Deutschland will keine Energieträger mehr aus Russland beziehen, koste es, was es wolle, und versucht nun krampfhaft Ersatz zu organisieren, auch um den Preis neuer, sehr viel teurerer Abhängigkeiten. Das dauert aber sehr lange, wenn es denn überhaupt gelingt. Lagern wir da unsere eigenen Probleme nicht auch nach außen, wollte Marietta Slomka dann noch wissen und der Wirtschaftsminister antwortet etwas ertappt, das sei ja keine neue Erkenntnis und daher zuzugeben, wenn man so will. Aber man wolle an der Doppelmoral trotzdem festhalten, fuhr er sinngemäß fort.

Dann ist es auch ganz einfach. Bleibt es kalt und der Verbrauch damit hoch, wird man der Industrie das Gas abdrehen müssen. Kann natürlich sein, dass danach die Ungeimpften als nächstes dran sind, weil sich, frei nach der verbalen Panzerhaubitze Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Impfverweigerer im Klaren darüber sein sollten, „dass sie nicht als Minderheit die Mehrheit terrorisieren dürfen“. Da wird sich Klaus Müller mit Lothar Wieler und dem Ethikrat aber noch besprechen müssen. Am besten, man gründet einen Expertenrat, eine Taskforce. Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff stehen aber im Augenblick nicht zur Verfügung.


Bildnachweis: Rosy – The world is worth thousands of pictures auf Pixabay

2

Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
  Verwandte Beiträge

Kommentare

  1. Dieter  Dezember 14, 2022

    Ich habe im November/ Dezember 3 Wochen nicht geheizt, weil ich in Mombasa war.

    Also frei nach dem Tipp wer sich kein Brot leisten kann, sollte doch Kuchen essen, kann man eine Reise in die tropischen Gefilde empfehlen, für die denen die Heizkosten zu teuere sind.

    Andere Möglichkeiten Energie zu sparen ?
    Mein Tipp Fußballspiele die am Tage möglich sind, nicht unter Flutlicht machen.
    Da hat aber das privatfernsehen etwas dagegen. was sollen die dann abends zeigen ?

    „Wieviel Energie wird benötigt ?
    .
    .
    In einem Fußballstadion verbrauchen die 390.000 Fußballfans an einem Bundesliga-Spieltag mit neun Spielen so viel Energie, wie eine Kleinstadt im ganzen Jahr benötigt (ca. 12 Mio. KWh / 4.000 Haushalte). Diese Energie entfällt auf Anreise, Rasenheizung, Flutlichtanlage und vieles mehr. Eine einzige Rasenheizung verbraucht pro Tag so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im Jahr (ca. 4.000 kWh). Ein weiterer Energiefresser in Stadien ist die Flutlichtanlage, die im Übrigen nur wegen des besseren Fernsehbilds eingesetzt wird und bei Spielen auch am Tag in Betrieb ist. Hinzu kommen nicht selten Sitzplatzheizung und vieles mehr. Der Energiebedarf beim Bau der monumentalen Stadien ist in diesem Vergleich noch nicht einmal berücksichtigt.
    .
    .
    https://www.wintersport-arena.de/wissen/beschneiung/wieviel-energie-wird-benoetigt/

    • André Tautenhahn  Dezember 15, 2022

      Na ja, an dem Beispiel sieht man ja, dass es besser wäre, die Energieversorgung zu sichern, statt alberne Sparappelle zu formulieren. ;-)