Während Macron die Pandemie für beendet erklärt, gilt in Deutschland plötzlich der ominöse, aber rechtlich angeblich ganz klare Geschwafelbefehl bei der Luftwaffe nicht mehr. Journalisten im Regierungsflieger müssen auf der Ultrakurzstrecke von Berlin nach Prag wieder Maske tragen… und einen PCR-Test haben und einen Schnelltest und natürlich eine Impfung. Sicher ist sicher.
Man stelle sich nur vor, man wäre mit dem Zug die rund 350 Kilometer gefahren. Da hätte man die Maske an der Grenze auch mit fehlender Rechtsgrundlage ganz legal wieder abnehmen dürfen. Andererseits hätte die Bundesregierung in ihrem Tagesbefehl auch noch eine Helmpflicht anordnen müssen, da sie im Regierungsflieger – man weiß gar nicht warum – auf die Abstandsregel von 1,5m verzichtet. Das ist gefährlich. Turbulenzen könnten dazu führen, dass kluge und schwer nachdenkende Journalistenköpfe ungebremst zusammenknallen. Wie Studien aus dem Papierkorb von Karl Lauterbach zeigen, besteht in diesen Fällen bei „vielen“ ein erhebliches Risiko an Long Beule zu erkranken.
Apropos: Vielleicht könnte ein ARD-Kamerateam auch noch überprüfen, ob Robin Alexander angeschnallt ist. Denn der stellvertretende Chefredakteur der Welt hat im Podcast Machtwechsel neulich erklärt, was wirklich auf dem Flug nach Kanada ablief. Scholz und Habeck seien im Gegensatz zu Angela Merkel einfach nur geil auf Fotos, weil sie sich selbst so toll finden. Die stehen eben gern mit aufgekrempelten Ärmeln vor Journalisten und lassen sich ablichten. Die Kanzlerin a.D. ließ dagegen niemals Bilder zu, weil sie auf Flügen auch mal bequemere Schuhe trug und keinen Bock hatte, gefilmt zu werden. Wow, distanzloser Regierungsklatsch aus berufenem Munde, der war bestimmt nicht angeschnallt, als das Licht anging.
Aber es wird noch besser. Auf dem Flug nach Kanada habe der Regierungssprecher angeordnet, keine Bilder. Vermutlich, so Alexander, weil man nicht wollte, dass über die Medien die Konkurrenz zwischen Kanzler und Vizekanzler vertiefend thematisiert werde. Robert Habeck, der im Augenblick, weil alles so doof für ihn ist, sehr mitteilungsbedürftig sei, kehrte später in die Kabine der mitfliegenden Hofberichterstatter zurück, kniete dann, wie im Fernsehen zu sehen, angeblich vor einer Journalistin, die aber gar keine war, sondern eine Abteilungsleiterin seines Ministeriums und hatte später nichts dagegen, dass die gedrehten Bilder veröffentlicht wurden. Also hat Habeck unter Einhaltung des ominösen Geschwafelbefehls, an den sich alle hielten, gegen den ergänzenden Regierungssprecherbefehl vom Tage verstoßen. Und nun müssen alle wieder Maske tragen.
Eine tolle Geschichte, die Kanzler Scholz heute bei seiner europapolitischen Grundsatzrede in Prag unbedingt verwenden sollte, um für Unterhaltung zu sorgen. Schließlich soll das Thema mal wieder Zeitenwende sein und unter anderem über die Frage gesprochen werden, ob russische Touristen noch in die EU einreisen dürfen. Der Kanzler ist dafür, seine Außenministerin, die übrigens immer Maske trägt, eher dagegen, weil die lieber die Interessen anderer Länder vertritt, von Diplomatie selber nichts hält und klar für weitere Waffenlieferungen in Kriegsgebiete ist. Vielleicht könnte ja Verteidigungsministerin Christine Lambrecht dann zur Abwechslung mal das Außenamt bespielen, um die Balance der Ressorts innerhalb der Ampel wiederherzustellen. Dann aber nur, wenn sie verspricht, dass ihr Sohn nicht mehr den Hubschrauber der Flugbereitschaft nutzt.
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AUG
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.