Bundeskanzler Olaf Scholz wird mit Blick auf den Krieg in der Ukraine entweder als zu zögerlich oder als sehr besonnen charakterisiert. Beides ist grundfalsch.
Zögerlich ist er genauso wie der Rest der westlichen Partner, ohne dass denen das je zum Vorwurf gemacht würde. Es wird vielmehr so dargestellt, als hätte ausgerechnet Deutschland eine entscheidende Führungsrolle inne, sogar von der Bundesregierung selbst, was zum falschen Eindruck über die wirklichen Kräfteverhältnisse beiträgt. Doch Berlin hat in Ramstein, wo regelmäßig die Treffen der Kontaktgruppe stattfinden, schlichtweg nichts zu melden. Die Amerikaner wie auch die NATO nehmen es sich einfach heraus, auf deutschem Boden über ihren Stellvertreterkrieg in der Ukraine zu befinden.
Das, und die permanente Aufweichung bei den Positionen zu Waffenlieferungen, was man auch als umfallen bezeichnen kann, sprechen sogleich gegen eine angeblich besonnene Haltung des Bundeskanzlers. Er ist keinesfalls zurückhaltend und souverän, sondern verhält sich vielmehr wie ein Trottel, der nur vorgibt, eine besonders wichtige Funktion zu besitzen, sich aber bei seinen Entscheidungen ausschließlich hinter den sogenannten Partnern versteckt. Die wiederum legen ohne Skrupel offen, dass das Gerede von Partnerschaft und enger Abstimmung nur leere Phrasen sind, sonst wüsste schließlich die Bundesregierung auch, woher sie die Panzer nun nimmt, die man der Ukraine versprochen hat.
Es ist zudem nie genug, weshalb bereits der nächste Umfaller vom Bundeskanzler gefordert wird. Nächste Sitzung dazu am 20. Januar in Ramstein. Neue Waffenlieferungen, insbesondere Panzer und vielleicht noch mehr, seien nach Meinung von „Experten“, die einen Dammbruch erkannt haben wollen, auch gar kein Problem, da Putin zwar auf jeden Fall ein Irrer ist, dem man alles bis hin zum Völkermord und einem Vernichtungskrieg zutraut, dann aber wieder ein rationaler Akteur sein soll, der auf bestimmte Entscheidungen des Westens nicht „notwendigerweise eskalierend“ reagieren würde. Ein Widerspruch? Nein, es bedeutet nur, im Fernsehen wie auf Twitter treten auch nur Trottel auf.
Bildnachweis: André Tautenhahn
JAN
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.