Die halbe Woche ist rum und eigentlich reicht es schon wieder. Dutzende von Journalisten standen am Dienstag stundenlang vor einer Rolltreppe, um von drei Generalbevollmächtigten zu erfahren, dass vertrauliche Gespräche vertrauliche Gespräche sind. Für den Freitag ist eine Fortsetzung angekündigt.
Bekannt ist bislang nur, dass die FDP-Fraktion im neuen Bundestag mal wieder nicht neben der AfD-Fraktion sitzen und der SPD-Generalexperte Karl Lauterbach nun doch das Kiffen erlauben möchte, wobei das keine neue Position von ihm ist, er das Gegenteil aber in einem Interview suggeriert (jahrelang abgelehnt). Er hat das schon vor einem Jahr so gesehen, wie Tilo Jung bemerkt. Aber ein „Sinneswandel“ in Vorampelzeiten schlagzeilt sich eben besser, weiß auch Lauterbach, der sich gestern bei Lanz von Elke Heidenreich vertreten ließ. Was wohl bei der noch gegangen wäre, hätte sie vor der Sendung legal Marihuana rauchen dürfen, wir wissen es nicht.
Außerdem beklagt sich Katarina Barley, nach der Sendung hartaberfair aus dem Zusammenhang gerissen worden zu sein. Sie habe ja nicht nur gesagt, dass die Kilowattstunde, die man nicht verbrauche, am billigsten sei, sondern auch, dass man sich ja neue Fenster einbauen könne, um Energie zu sparen. Gibt ja schließlich auch Förderung dafür. Parallel dazu fordere die SPD natürlich weiter einen Mindestlohn von 12 Euro, der übrigens im April dieses Jahres von den Sozialdemokraten im Bundestag noch abgelehnt worden war. Man wolle halt was Eigenes, also so etwas wie ein Jodeldiplom. Nur ginge das mit der Union leider nicht. Aber mit der FDP ganz sicher. Toi, toi, toi.
Wir sind auf einem guten Weg, sagte Lars Klingbeil neben der Rolltreppe. Das wird die Entscheidungsgrundlage zeigen, erwiderte Volker Wissing. Am Freitag schlägt also die „Stunde der Wahrheit“ oder wie Michael Kellner sagen würde, nun müssen 14 Stunden Debatte alleine der letzten anderthalb Verhandlungstage verschriftlicht werden. Das klingt nach einer Neuauflage von „Krieg und Frieden“. Ob es eine ausführliche Buchbesprechung am Freitag in vertrauter Runde geben wird, ist offen. Jedenfalls sind die angeschlossenen Parteiapparate bereit, noch am Wochenende Delegierte einzubestellen und über was auch immer abstimmen zu lassen.
Das ist aber jetzt auch egal, da heute Captain Kirk mit einem riesigen Penis in den Weltraum geflogen ist. Wir haben alle Tränen in den Augen und schauen nachher Star Trek auf Amazon Prime. Das machen wahrscheinlich auch SPD, Grüne und FDP, wegen der unendlichen Weiten einer Regierungsvereinbarung und der Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
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OKT
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.