Die halbe Woche ist rum

Geschrieben von: am 13. Okt 2021 um 19:11

Die halbe Woche ist rum und eigentlich reicht es schon wieder. Dutzende von Journalisten standen am Dienstag stundenlang vor einer Rolltreppe, um von drei Generalbevollmächtigten zu erfahren, dass vertrauliche Gespräche vertrauliche Gespräche sind. Für den Freitag ist eine Fortsetzung angekündigt.

Bekannt ist bislang nur, dass die FDP-Fraktion im neuen Bundestag mal wieder nicht neben der AfD-Fraktion sitzen und der SPD-Generalexperte Karl Lauterbach nun doch das Kiffen erlauben möchte, wobei das keine neue Position von ihm ist, er das Gegenteil aber in einem Interview suggeriert (jahrelang abgelehnt). Er hat das schon vor einem Jahr so gesehen, wie Tilo Jung bemerkt. Aber ein „Sinneswandel“ in Vorampelzeiten schlagzeilt sich eben besser, weiß auch Lauterbach, der sich gestern bei Lanz von Elke Heidenreich vertreten ließ. Was wohl bei der noch gegangen wäre, hätte sie vor der Sendung legal Marihuana rauchen dürfen, wir wissen es nicht.

Außerdem beklagt sich Katarina Barley, nach der Sendung hartaberfair aus dem Zusammenhang gerissen worden zu sein. Sie habe ja nicht nur gesagt, dass die Kilowattstunde, die man nicht verbrauche, am billigsten sei, sondern auch, dass man sich ja neue Fenster einbauen könne, um Energie zu sparen. Gibt ja schließlich auch Förderung dafür. Parallel dazu fordere die SPD natürlich weiter einen Mindestlohn von 12 Euro, der übrigens im April dieses Jahres von den Sozialdemokraten im Bundestag noch abgelehnt worden war. Man wolle halt was Eigenes, also so etwas wie ein Jodeldiplom. Nur ginge das mit der Union leider nicht. Aber mit der FDP ganz sicher. Toi, toi, toi.

Wir sind auf einem guten Weg, sagte Lars Klingbeil neben der Rolltreppe. Das wird die Entscheidungsgrundlage zeigen, erwiderte Volker Wissing. Am Freitag schlägt also die „Stunde der Wahrheit“ oder wie Michael Kellner sagen würde, nun müssen 14 Stunden Debatte alleine der letzten anderthalb Verhandlungstage verschriftlicht werden. Das klingt nach einer Neuauflage von „Krieg und Frieden“. Ob es eine ausführliche Buchbesprechung am Freitag in vertrauter Runde geben wird, ist offen. Jedenfalls sind die angeschlossenen Parteiapparate bereit, noch am Wochenende Delegierte einzubestellen und über was auch immer abstimmen zu lassen.

Das ist aber jetzt auch egal, da heute Captain Kirk mit einem riesigen Penis in den Weltraum geflogen ist. Wir haben alle Tränen in den Augen und schauen nachher Star Trek auf Amazon Prime. Das machen wahrscheinlich auch SPD, Grüne und FDP, wegen der unendlichen Weiten einer Regierungsvereinbarung und der Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Bildnachweis: Screenshot, Sender Welt, 13.10.2021

Bildnachweis: Steve Johnson auf Pixabay

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Dieter  Oktober 13, 2021

    „Parallel dazu fordere die SPD natürlich weiter einen Mindestlohn von 12 Euro, der übrigens im April dieses Jahres von den Sozialdemokraten im Bundestag noch abgelehnt worden war. “

    Einen Mindestlohn haben wir schon, der vielen geholfen hat.
    Aber Millionen Personen bekommen den trotzdem nicht.
    Das Gesetz gleicht einem Schweizer Käse !

    Wir haben auch einen Mietspiegel. Darin kann man viel sehen, aber keinen Spiegel der Mieten.
    Daher fordert der Münchner OB Reiter ( SPD ) seit Jahren einen qualifizierten Mietspiegel, der die Mieten tatsächlich abbildet. Seinen Recherchen nach liegen die Kaltmieten bei langjährigen Verträgen um 10 Euro pro qkm.

    Stichwort Schweiz
    Die Realeinkommen sind viel höher.

    Arbeitslosenrate ist nicht einmal halb so hoch wie in D.
    Welche Unterschied gibt es noch ?

    „Arbeitsmarkt
    2,6 Prozent: Arbeitslosenquote geht in der Schweiz weiter zurück

    Gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote sinkt per Ende September auf 2,6 Prozent. Auch die Kurzarbeit nimmt rapide ab.

    https://www.luzernerzeitung.ch/news-service/wirtschaft/arbeitsmarkt-26-prozent-arbeitslosenquote-geht-in-der-schweiz-weiter-zurueck-ld.2198660

    BIP pro Kopf ist fast doppekt so hoch wie in D.
    https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_08_10/default/table?lang=de

    BIP Wachstumsquote über 10 Jahre ist viel höher.
    https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=File:Real_GDP_growth,_2006-2016_(%25_change_compared_with_the_previous_year;_%25_per_annum)_YB17-de.png

    Das BIP ist während der Corona Krise deutlich weniger gesunken und vor der Krise schneller gewachsen.
    https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/tec00115/default/table?lang=de

    Produktivitätswachstum ist viel höher.
    https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/volkswirtschaft/produktivitaet.assetdetail.18424454.html

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161496/umfrage/produktivitaetsaenderungen-pro-kopf-in-deutschland/

    Bei sehr guten ausländischen Fachkräfte ist die Schweiz sehr beliebt. Deutschland muss sich hinten anstellen auf Platz 36 !
    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/auslaendische-fachkraefte-moegen-deutschland-nicht-15779364.html

    https://www.stern.de/wirtschaft/news/fachkraefte-studie–deutschland-wird-fuer-auslaendische-kraefte-immer-unbeliebter-8345900.html

    Die Verschuldungsquote liegt bei 28 %.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/216761/umfrage/staatsverschuldung-der-schweiz-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

    Die Schweiz war aufgrund des starken Binnenmarktes, das erste Land das 2008 aus der Systemkrise ( als Finanzkrise getarnt, siehe Ausfahrüngen Professor Richard Wolff auf kontext.tv und youtube ) raus war.
    Es gibt solide Sozialsysteme.