Nun gibt es ab heute keine kostenlosen Corona-Schnelltests mehr und das ist auch gut so. Diese Tests liefern in den meisten Fällen ohnehin ein negatives Ergebnis. Die Bilanz der Tests ist erschreckend. Zum Beispiel wurden laut der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen von Anfang März bis Ende September rund 15,3 Millionen Schnelltests in Niedersachsen gemacht. Davon waren, einem Bericht der HAZ zufolge, knapp 82.700 positiv. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als 0,5 Prozent. Dieses magere Ergebnis rechtfertigt den Aufwand in keiner Weise.
Nun ist es aber so, dass der negative Test wie die Impfung oder der Genesenenausweis eine Zugangsberechtigung zu bestimmten Innenräumen darstellt. Nur warum? Angesichts der eindeutigen Testergebnisse ist das wohl komplett überflüssig. Da die meisten Menschen nun entweder geimpft oder genesen sind oder aber ohnehin negativ getestet wären, weil sie sich gesund fühlen, spielen die zusätzlichen Tests, die vielleicht ein paar positive Fälle ergeben, keine Rolle mehr, außer dort, wo man ganz konkret Einträge des Virus vermeiden will, wie etwa in Pflegeeinrichtungen.
Das wäre auch deshalb zu rechtfertigen, weil der Test für Geimpfte entbehrlich ist. Begründet wird das aber nicht mehr damit, dass Geimpfte als Überträger des Virus grundsätzlich ausscheiden würden (die Studienlage ist ja nun erdrückend eindeutig), sondern damit, dass sie im Falle einer Infektion in der Regel nicht mehr schwer erkranken. Die Infektionen werden also unter 2- und 3G-Bedingungen bewusst in Kauf genommen, was auch vollkommen richtig ist. Denn das Virus wird nicht verschwinden, sondern weiterzirkulieren. Wer zur Normalität zurück will, muss halt mit Infekten leben.
Die Rolle der Ungeimpften ist unter dieser Annahme dann auch völlig irrelevant. Sie infizieren sich bei Gelegenheit so oder so, wie sich auch die Geimpften und Genesenen bei Gelegenheit weiter infizieren werden. Wie schwer nun jemand erkrankt, hängt nun aber nicht in erster Linie von der Impfung, wie ständig behauptet, sondern immer noch vom Alter ab. Insofern ist es unerheblich, wie hoch die Impfquote in der Gesamtbevölkerung ist, wenn sie in der relevanten Gruppe der gefährdeteren Älteren zu niedrig ausfällt. Und das kann man so sehen, da immer noch rund 3 Millionen Menschen über 60 in Deutschland ungeimpft sind.
Nur hilft es dann aber auch nicht viel, wenn man Jüngere und vor allem Kinder zur Impfung nötigt, obwohl die ohnehin nie oder allenfalls selten wegen Corona im Krankenhaus landen werden. Wenn der Staat seine Verantwortung weiter darin sieht, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu schützen, müsste er seine Übergriffigkeit zunächst auf die Gruppe der Vulnerablen konzentrieren, also wenn überhaupt, dann Zugangsbeschränkungen nur für Ältere erlassen, statt für alle, die gar kein sonderliches Erkrankungsrisiko aufweisen. Dazu ist die Politik aber nicht bereit, vermutlich weil immer noch mehr Alte als Jüngere wählen dürfen.
Bildnachweis: Bastian Riccardi auf Pixabay
OKT
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.