TV-Tipp: "Pelzig hält sich"

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Am Dienstag, 24.05.2011, lädt Frank-Markus Barwasser in seiner Rolle als Erwin Pelzig wieder zum Kabarett-Talk im ZDF (22.45 Uhr). Als Gäste sind dabei: Hannelore Kraft, Juli Zeh, Pegah Ferydoni

Hannelore Kraft traut sich also bei Pelzig. Der heute-show mit Oli Welke hatte sie noch mit der Begründung abgesagt, sie wisse nicht genau, wie man dort behandelt werde. Nachdem am letzten Freitag Claudia Roth zu Gast war, dürfte ihr nun aber die Scheu genommen sein.

Juli Zeh schreibt Kurzgeschichten, Romane und ist darüber hinaus promovierte Völkerrechtlerin. Aber genau in der Reihenfolge. Die Juristerei ist, wie sie einmal sagte, nur noch ein Hobby. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, im Jahr 2008 gegen die Einführung des biometrischen Reisepasses Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe einzulegen. Unter anderem mit der Begründung, der dafür zuständige Minister Otto Schily hätte ein wirtschaftliches Eingeninteresse verfolgt. Wie sie wissen, ist Schily, der seine Nebeneinkünfte immer verschwieg, nach seinem Ausscheiden als Minister Aufsichtsratsmitglied der Byometric Systems AG geworden, zudem Aufsichtsratsmitglied und Anteilseigner des Biometrieherstellers Safe ID solutions AG und rechtlicher Berater der Siemens AG, also jener Firmen, die von der Einführung des ePasses direkt profitieren.

Wer mehr zu Juli Zeh erfahren will, sollte sich das Interview mit Peter Voß (Bühler Begegnungen auf 3sat) aus dem Jahr 2009 anschauen. Dabei wirkt der journalistische Altmeister wie ein kalter Krieger, der aus dem Jahrhundert gefallen ist. Zu dem Zeitpunkt hatte er sein CDU-Parteibuch wahrscheinlich noch nicht zurückgegeben und verteidigte gegenüber seinem Gast die Sicherheitspolitik von Schäuble und Co. Heute wissen wir aber, dass die Bundesregierung selber gar kein Geheimnis mehr daraus macht, dass sie die Leute ordentlich verschaukelt. Insofern sind Peter Voß‘ Einwände und Fragen recht lustig. Andererseits ähnelt seine Interviewführung der eines Gutachters in der mündlichen Examensprüfung. Das dürfte morgen etwas entspannter ablaufen.

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Das Unwort vom Sonntag: “Großstadtkompetenz”

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Die Wahlniederlage in Bremen erklärt sich die Union mit fehlender „Großstadtkompetenz“. Was ist das? Ein neues PR-Wort für Ahnungslosigkeit? Und worin besteht umgekehrt die „Großstadtkompetenz“ der SPD? Das „Lebensgefühl“ in den Ballungsgebieten müsse wieder besser getroffen werden, so Volker Kauder im ARD-Morgenmagazin. Früher war alles besser, meint er. Da müsse sich die Union künftig wieder anstrengen, um das Defizit wettzumachen. Die Grünen hätten gar eine „genetische Kompetenz“, so Sarrazin, pardon, Kauder weiter.

Das war die Analyse des Wahlergebnisses aus Sicht der Union. Kauder setzt auf die zweite Halbzeit und die neue „Großstadtkompetenz“ wahrscheinlich.

Auf den Punkt gebracht, war die Wahl ein weiterer Beleg für den Trend zur Wahlenthaltung. Mit gerade einmal 56,7 Prozent Wahlbeteiligung kann wohl niemand behaupten, irgend eine Kompetenz zu besitzen, hinter der sich eine Mehrheit der Wahlberechtigten versammeln würde. Auch die Grünen nicht.

Es mangelt vor allem an der Kompetenz, die Wirklichkeit zu erfassen. Die Parteiendemokratie stößt zunehmend auf Ablehnung. Es fehlt die Alternative zum Einheitsbrei der ganz großen Koalition. Auch für Böhrnsen, dessen Image laut den Demoskopen die Wahl entschieden hat, gilt die Einhaltung der unsinnigen Schuldenbremse als oberstes Ziel.

Auch die Wahlforscher bestachen nicht gerade durch Kompetenz. Die Beliebtheit eines Amtsinhabers verhindert die Wechselstimmung und die Wechselstimmung zerstört den Amtsbonus. Je nach Wahlausgang suchen sich die Schönenborns die passende Variante heraus. In seinem Tagesschau-Blog hat der Umfragen-Jörg dann aber doch Humor bewiesen:

Schönenborn

Quelle: ARD

Was war nur drin in der Urne? Die Asche der FDP?

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