Ergänzung zu ARD-Doku über die Maschmeyer-Connection

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Unter anderem in der Wirtschaftswoche lese ich einen Bericht zur morgigen Sendung. Darin heißt es:

Trotz Intervention des Medienanwalts Matthias Prinz will die ARD eine Dokumentation über den Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer senden.

Der bekannte Hamburger Medienanwalt Prinz hatte für seinen Mandanten Maschmeyer nach eigenen Angaben ein 80-seitiges Schreiben an alle ARD-Intendanten geschickt. Darin werden die Intendanten aufgefordert zu prüfen, ob der Film die journalistische Sorgfaltspflicht erfülle. Es gebe hieran Zweifel, da Maschmeyer nicht Gelegenheit erhalten habe, angemessen zu Wort zu kommen. Es habe zwar immer wieder Interviewanfragen, aber keine konkreten Fragen gegeben, die sein Mandant gerne beantwortet hätte, sagte Prinz.

Das ist natürlich eine schwache Begründung vom Medienanwalt. Was versteht die Finanz- und Politikelite eigentlich unter konkreten Fragen? Vielleicht möchten die Herren Maschmeyer, Wulff und Ex-Kanzler Schröder selber welche stellen und darauf antworten. Jedenfalls ist klar, dass der Reporter Lütgert schon für seinen letzten Bericht über Maschmeyer im September 2010 Interviewanfragen gestellt und jedesmal eine Absage erhalten hat. An ihm oder dem NDR hat es mit Sicherheit nicht gelegen…

Sowohl Carsten Maschmeyer, als auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Wulff lehnten wiederholt Interview-Wünsche von NDR-Reporter Lütgert ab.

Quelle: Panorama

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ARD-exclusiv: „Der Drückerkönig und die Politik“, Mittwoch, 12.01.2011, 21:45 – 22:15 Uhr.

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Spiegel Online und die Hartz-IV Verfahrensflut

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Verfahrensflut – Klagewelle gegen Hartz IV erreicht neuen Höhepunkt, heißt es auf Spiegel Online. In der Einleitung steht dann.

Die Sozialgerichte werden mit Hartz-IV-Klagen förmlich überrannt: Allein beim bundesweit größten Sozialgericht gingen 2010 fast 32.000 neue Beschwerden ein – rund ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Hälfte der Kläger gewinnt ihren Rechtsstreit.

Hätte dann die Überschrift nicht anders lauten müssen? Die eigentliche Nachricht ist doch nicht die, dass es eine gestiegene Verfahrensflut gebe, sondern dass ziemlich viele Bescheide über das Existenzminimum offenbar immer noch falsch sind. Wenn 50 Prozent der Kläger vor Gericht Erfolg haben, heißt das doch ganz klar, dass etwas in den Jobcentern gehörig schief läuft.

Wenn der einfach gestrickte Leser aber nur die Überschrift Klagewelle gegen Hartz-IV erreicht neuen Höhepunkt liest, könnte er auch spontan der kürzlich geäußerten Auffassung des rechtspolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion Brandenburg, Danny Eichelbaum, zustimmen, dass man eine Gebühr bei Hartz IV Klagen einführen sollte, um die Klageflut einzudämmen. Eichelbaum begründete seinen Vorstoß übrigens damit, dass es seiner Meinung nach viele unbegründete Klagen von ALG II Empfängern gäbe.

“Es gibt viele offensichtlich unbegründete Klagen von ALG II Empfängern”, so der Christdemokrat. Seiner Meinung nach sollte in der ersten Instanz bei den zuständigen Sozialgerichten eine pauschale Gebühr erhoben werden. Ihm schweben in diesem Zusammenhang 75 Euro pro Klage vor.

Gerichtsgebühren würden Eichelbaum zufolge die Hemmschwelle senken, die Sozialgerichte mit der Einreichung erfolgloser Klagen zu überschwemmen. Zehn bis Zwanzig Prozent der Klagen wären nämlich unbegründet.

Quelle: Sozialleistungen.info

Dabei nimmt der CDU-Politiker in seiner geistigen Umnachtung eine noch höhere Zahl an fehlerhaften Bescheiden an, nämlich 80 bis 90 Prozent. Das grenzt mal wieder an Volksverdummung, an der sich auch andere Medien beteiligen.

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Die Mär vom brummenden Weihnachtsgeschäft

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Von wegen Kaufrausch zum Fest. Mit Metro meldet nun der erste Handelskonzern ein schlechtes Weihnachtsgeschäft.

Der Handelsriese Metro hat ungeachtet der optimistischen Prognosen des Branchenverbands HDE im wichtigen Weihnachtsgeschäft in Deutschland Einbußen verzeichnet.

Die Deutschland-Erlöse schrumpften im vierten Quartal um 2,6 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro.

Quelle: Reuters

Und zu Metro gehören penetrante Dauerwerber wie Media Markt und Saturn, deren volle Kassen (also die Menschenschlangen an den Kassen, nicht das Geld in der Kasse) immer wieder gern propagandistisch gezeigt werden, um zu beweisen, dass es einen Kaufrausch gibt. Die Elektronikmärkte konnten aber im Weihnachtsgeschäft kaum zulegen, wie die nun veröffentlichten Zahlen zeigen.

Optimistische Prognosen und Geschäftsführer, die vor laufenden Fernsehkameras statt harter Umsatzzahlen lieber von ihrem Gefühl berichten, dass die Leute mehr Geld ausgeben wollen und würden, machen eben noch keine Statistik, dafür aber die Nachrichten. Es ist wie immer. Erst kommt die Kaufrausch-Propaganda, diesmal im Gleichschritt mit der Aufschwung XXLüge und hinterher trudeln die deprimierenden Zahlen ein, die etwas mit Realität zu tun haben, aber von der keiner der zuvor euphorisch Berichtenden mehr etwas wissen will.

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Siehe auch „Von wegen Kaufrausch“ auf NSO

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Neue alte Talkshow: "Pelzig hält sich"

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Frank-Markus Barwasser, alias Erwin Pelzig, setzt nun im ZDF auch seine erfolgreiche Talkshow fort. Statt „Aufgemerkt! Pelzig unterhält sich“ wird die Sendung „Pelzig hält sich“ heißen und am 15. Februar um 22:15 Uhr zum ersten Mal an den Start gehen.

Das ZDF erklärt den etwas kurios anmutenden Titel der einstündigen Show wiefolgt: „Frank-Markus Barwassser zeigt in ‚Pelzig hält sich‘, wie man Haltung in einer Unterhaltung wahrt.“ Am Konzept der Show, die im Ersten zuletzt zu äußerst später Stunde ausgestrahlt wurde, wird sich ohnehin wenig ändern: Bewaffnet mit einer enthemmenden Bowle lädt Pelzig Politiker, Wissenschaftler und interessante Menschen nach München ein.

Quelle: DWDL

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Hagen Rether und der Bart

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Gestern hat man mich darauf aufmerksam gemacht, dass Hagen Rether wieder bartlos ist. Einige hatten ja schon Bedenken, dass mit ihm etwas nicht stimme, weil er mit wachsender Gesichtsbeharrung im letzten Jahr durchs Land zog und über die Angst vor dem Islam und die Begeisterung für Sarrazin und seine politischen Gefolgsleute sprach.

In der letzten Ausgabe des Satire Gipfel am 30.12.2010 schnitt er dann zur Tat. Mit der Bemerkung, die Privatsphäre schafft sich ab, rasierte sich der aktuelle Gewinner des Deutschen Kabarett-Preises 2010 in aller Öffentlichkeit seinen Vollbart ab. Dabei spielte er kein Klavier, sondern nutzte es mehr oder weniger als Rasiertisch. Warum sollte er auch etwas spielen? Der Satire Gipfel gilt inzwischen mehr als langweilige Klamaukveranstaltung, denn als echte Kabarettbühne. Sagen kann man da nicht wirklich was, aber Rasieren geht. Am Anfang brachte Rether das auch mit den Worten zum Ausdruck, „manchmal denke ich, ich bin gar kein Kabarettist“, um dann am Ende zu sagen, dass Thilo Sarrazin für ihn der größte Kabarettist aller Zeiten sei.

Die Kabarett-Expertin Beate Moeller schreibt dazu:

Die vier Minuten, die ihm für seinen Text zur Verfügung stehen, benutzt er, um sein Gesichtshaar live vor laufender Kamera zu entfernen. Dabei stört um nicht zu sagen übertönt der elektrische Rasierer seine Stimme vor dem Mikrophon. Deutlicher kann ein Künstler nicht sagen, dass man hier nicht zu Wort kommen kann.

Quelle: LIVE & LUSTIG/ BLOG

Rether war der Höhepunkt der Sendung und sein Buchtipp am Ende ein grandioser Schlussstrich unter das Sarrazin-Jahr 2010.

Zum Vergleich noch einmal der Auftritt in Neues aus der Anstalt vom 16.11.2010. Dort machte er auch mit Bart nämlich das, wofür er nun vom nürnberger burgtheater ausgezeichnet wurde.

Hagen Rether – geboren in Bukarest, aufgewachsen in Freiburg, heute in Essen lebend – hat das Kabarett am und mit dem Klavier neu erfunden. Leise plaudernd fordert er seinem Publikum in einzigartiger Weise mit blitzschnellen Themenwechseln höchste Aufmerksamkeit und Konzentration ab.

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