Ein Kurzschluss zum Strompreis

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Die Welt steht schon wieder Kopf. Die Strompreise steigen nämlich, obwohl die Versorger das noch gar nicht angekündigt haben. Man geht aber davon aus, weil eine feste Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien auf die Verbraucher umgelegt werden muss. Das war bisher auch schon so. Nur steigt diese Umlage nun zum Jahreswechsel. Das könnte dazu führen, dass der Strompreis um bis zu 70 Prozent steigt, wenn ich das richtig verstanden habe.

Könnte, muss aber nicht, wenn man berücksichtigt, dass die Beschaffungskosten für Strom dank der Erneuerbaren selten so günstig waren wie gegenwärtig. An der Strombörse in Leipzig kommt es gelegentlich vor, dass Strom verschenkt werden muss, weil die vorhandenen Kapazitäten keine Abnehmer mehr finden. Manchmal zahlen die Stromanbieter sogar noch etwas dazu. Diesen Preisvorteil beim Einkauf müssten die Versorger eigentlich an die Verbraucher weitergeben, so dass die Erhöhung der Umlage nicht so sehr ins Gewicht fällt.

Aber werden die großen vier Versorger dies auch freiwillig tun? Wahrscheinlich nicht. Und so steigt der Strompreis immer weiter und weiter. Besonders ulkig ist die Meldung vor allem auch deshalb, weil die Bundesregierung einmal mehr behauptet hat, dass durch die längere Nutzung der Kernkraft der Strompreis stabil bleiben oder sogar sinken würde. Aber das nur als Randnotiz.

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Beschäftigungsrückgang im verarbeitenden Gewerbe

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Ebenfalls einen Tag nach der zusammen mit Brüderle abgefeierten Aufschwungparty, die die angeblich führenden fünf Wirtschaftsforschungsinstitute ausrichten durften, trägt nun auch das statistische Bundesamt mit harten Fakten zu dieser tollen Stimmung bei.

Meldung heute:

August 2010: 1,3% weniger Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe

Man fragt sich verwundert, wo die nur gelandet sind, um von dort aus den prognostizierten Kaufrausch zu finanzieren. Oder ob der Fachkräftemangel schon behoben ist. Besonders interessant ist der deutliche Rückgang in der Metallbranche. Also gerade jenem Wirtschaftszweig, den Rainer Brüderle jüngst zum Modell für gelungene Tarifpolitik erkoren hat, an dem sich andere Branchen ein Beispiel nehmen sollten.

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Westerwelle ist doof

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Mit dem Titel des Beitrags werde ich ihnen nun sicherlich nichts Neues erzählen, aber mir fallen einfach keine Überschriften mehr ein, die den saudummen Bemerkungen Westerwelles in der Öffentlichkeit gerecht werden könnten. Der Mann ist nicht nur auf internationalem Parkett eine peinliche Nummer, sondern auch hierzulande eine armselige vor sich hinkreischende Erscheinung. In der Web 2.0 Sprache würde man von einem „Schadprogramm“ sprechen, das von bösen Leuten mit bösen Absichten auf die bundesdeutsche Festplatte geladen wurde. Westerwelle ist ein fleischgewordener Bundestrojaner, der allerdings nicht im Hintergrund heimlich sein zerstörerischen Werk verrichtet, sondern ganz offen und vordergründig die Abläufe stört. Der Nutzer, hier Wähler, wird geradezu gezwungen, sich bei der nächsten Gelegenheit ein anderes Betriebssystem zu installieren.

Aber Westerwelle zieht alle Register. Wahrscheinlich findet er selber es doof, dass Horst Seehofer von der CSU allein Rechtspopulismus betreiben will. Gerade hatte es sich Westerwelle noch auf dem Stuhl im Weltsicherheitsrat bequem gemacht, aber rasch gemerkt, dass er nun immer noch nix zu sagen hat, da belästigt er uns schon wieder mit seiner Anwesenheit und, was viel schlimmer ist, mit seiner leidenschaftlich zur Schau getragenen Inkompetenz. Wer will diesem Kasperkopf eigentlich den Schneid abkaufen? Westerwelle ist nicht mal eine Witzfigur, über die man lachen könnte. Er ist einfach nur ein wandelnder Brechreiz.

Mit seiner Forderung, über den Nutzen von Migranten zu sprechen, begibt sich der eitle Gockel einmal mehr auf das Terrain billigster Hetze.

Quelle: Spiegel Online

„Wir haben als Staat ein wohlverstandenes nationales Interesse zu fragen, wen wir einladen wollen, in Deutschland zu leben“, sagte der FDP-Chef dem „Hamburger Abendblatt“. „Und wir haben ein Recht zu fragen, welchen Beitrag Einwanderer leisten wollen, damit nicht nur sie, sondern das ganze Land einen Gewinn davon haben“, fügte er hinzu.

Westerwelle ist so doof. Was bildet der sich eigentlich ein? Glaubt der ernsthaft, dass die Zuwanderer vor Deutschlands Grenzen Schlange stehen und nur darauf brennen, einen Beitrag für die armselige schwarz-rot-gelb-grüne Kostensenkungsregierung zu leisten? Meint Westerwelle tatsächlich, dass potentielle und hochqualifizerte Zuwanderer darum betteln werden, einen schlecht bezahlten, befristeten Job im Aufschwung XL Land zu ergattern, in dem den eigenen mitgebrachten Kindern, sofern erlaubt, gleich von Beginn an angedroht wird, auf Schulhöfen gefälligst deutsch zu sprechen?

Immerhin hat Westerwelle die Statistik gelesen und festgestellt, dass inzwischen mehr Menschen das Land verlassen. Aber die Konsequenz daraus ist schon bemerkenswert doof:

„Die Frage, was wir gegen diese Auswanderung tun können, ist genauso wichtig wie die Frage, welche Einwanderungspolitik wir wollen.“

Ich wäre ja dafür, den krähenden Hahn Westerwelle dauerhaft auf den Stuhl im Weltsicherheitsrat auszulagern. Da wäre ich sogar für einen ständigen Westerwelle-Sitz ohne Veto-Recht natürlich.

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Leih- und Zeitarbeit nimmt zu

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Seit Wochen und Monaten verkündet der Bundeswirtschaftsminister den Aufschwung XL. Gerade gestern wieder, als die Wirtschafts“waisen“ ihr Herbstgutachten vorstellten. Vor allem der private Konsum sei zur Stütze der Konjunktur geworden bzw. soll zur Stütze im nächsten Jahr werden, wenn die erkannten Risiken in den Volkswirtschaften China und USA Realität werden sollten.

Dabei müssen wir gar nicht bis zum nächsten Jahr warten, um uns bestätigen zu lassen, dass der XL-Aufschwung doch nicht so toll war. Jeder kann sich ausrechnen, dass die Summe aus dem XXXXL-Einbruch im letzten Jahr (-4,7 %) und dem nun erwarteten Plus aus diesem Jahr (+3,5 %) immer noch ein negatives Vorzeichen trägt. Brüderle und die halbe Bundesrepublik freuen sich also über einen Anschlusstreffer kurz vor Schluss so, als hätten sie das Spiel haushoch gewonnen.

In Wahrheit aber gibt es nach wie vor einen Kapazitätsüberhang und damit auch einen Überhang an Beschäftigten. Dies bestätigt auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die immer wieder als positives Signal für den Aufschwung XL herangezogen wird. Was ich bei den Futurologen der Neuzeit immer wieder vermisse, ist doch ein nüchterner Blick auf die Gegenwart. In der Wirtschaftswoche liest man nun heute, einen Tag nach dem Gutachen, das besser den Namen „Versuch der Anwendung von Präkognition in der Konjunkturforschung“ heißen sollte, dass die Zahl der Leih- und Zeitarbeiter im August einen neuen Rekordstand erreicht habe.

Quelle: Wiwo

Im August beschäftigte die Branche 893.000 Mitarbeiter und eilt damit der Millionengrenze entgegen, die noch in diesem Jahr erreicht werden könnte. Dies geht aus dem aktuellen IW-Zeitarbeitsindex hervor, der wiwo.de vorliegt. Der Vorkrisenrekord von 823.000 Beschäftigten Mitte 2008 ist damit inzwischen um 70.000 Kräfte deutlich übertroffen. Von Juli zu August 2010 wuchs das Beschäftigungsvolumen um 4,8 Prozent.

Das, den Aufschwung XL begleitende, Jobwunder setzt sich also, nun auch statistisch nachgewiesen, vornehmlich aus einem starken Aufbau prekärer Beschäftigungsverhältnisse zusammen. Damit boomt mit der Leiharbeit eine Branche, der die FDP und allen voran Bundeswirtschaftsminister Brüderle einen gesetzlichen Mindestlohn verweigert. Und das, obwohl die Leiharbeit die Stütze von Brüderles Aufschwung XL darstellt und er jüngst für höhere Löhne geworben hat.

Der zunehmende Aufbau prekärer Beschäftigung bedeutet nun aber eine Verschiebung des Konjunkturrisikos auf die Arbeitnehmer, die ja nach Brüderles und der Auffassung der Propheten, mit ihrem Einkommen für mehr Konsum sorgen würden. Dabei ist doch selbst in der bornierten Nutzenmaximierer-Modellwissenschaft der Homo-Oeconomisten klar, dass ein Individuum, auf dem das Risiko des Marktes abgeladen wird, keine Zukunftsinvestitionen tätigt, sondern sein Eigeninteresse gerade darin sieht, für den nicht unwahrscheinlichen Fall einer Arbeitslosigkeit vorzusorgen. Mit anderen Worten: Es wird SPAREN!!!

Vielleicht meinen die sog. Forscher und der Wirtschaftsminister mit einer Zunahme des Konsums aber auch Leute wie Herrn Georg Funke, Ex-Vorstand der HRE. Der klagt ja erfolgreich gegen seine Kündigung und darf sich nun berechtigte Hoffnungen auf mindestens zwei zusätzliche Monatsgehälter machen.

Quelle: Stern

In einem Zivilprozess gab ihm das Landgericht München I am Freitag bei seiner Forderung nach zwei Monatsgehältern Recht und sprach ihm einen Anspruch auf zusammen gut 150.000 Euro zu. Ob Funke auch Anspruch auf das Wiederinkrafttreten seines ursprünglich bis 2013 laufenden Vertrages und damit eine Millionensumme hat, soll ab dem kommenden Jahr geklärt werden.

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