Kurze Randnotiz zur Bundespräsidentenwahl

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Bei der bevorstehenden Bundespräsidentenwahl gibt es einen neuen Liebling des Monats. Joachim Gauck. Der ehemalige Chef der Stasi-Unterlagenbehörde wurde zur Überraschung aller von SPD und Grünen ins Rennen geschickt, nachdem Angela Merkel ihren Kuschel-Wulff aus Niedersachsen nominiert hatte. Seit dem geht ein Ruck durch die Medienlandschaft. Gauck ist plötzlich Springers Liebling. Entsetzt fragen sich nahezu alle Redaktionen, warum die Linke den Kandidaten von SPD und Grünen nicht mittrage. Schließlich würde die Linke durch eine Zustimmung signalisieren, endlich in der demokratischen Parteienlandschaft angekommen zu sein.

Das können sie überall so nachlesen. Doch keiner wundert sich. Wie war das doch gleich letztes Jahr, als Gesine Schwan für SPD und Grüne gegen Horst Köhler antrat und die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung knapp waren? Da haben aber alle laut aufgeschrien und getrommelt, dass es unverschämt von SPD und Grünen sei, eine Gegenkandidatin zum äußerst beliebten Bundes-Horst zu nominieren, die sich ja nur mit den fürchterlich dreckigen Stimmen der Linken hätte wählen lassen können. Das wurde damals als Zeichen für ein rot-rot-grünes Bündnis interpretiert, so kurz vor den Wahlen zum deutschen Bundestag.

Und nun trommelt die gesamte Presse auf die Linke ein, sie solle doch aus demokratischer Verantwortung heraus einen Gegenkandidaten zum Merkelvorschlag unterstützen. Damit könne sie sich gleichzeitig aus der schmutzigen Ecke befreien, heißt es. Also deutlicher kann die Abhängigkeit der Tintenknechte von ihren Brötchengebern nicht mehr dargestellt werden. Gestern noch wurden Gesine Schwan, SPD, Grüne und Linke fertig gemacht, weil sie es wagten, dem schwarz-gelben Siegeszug etwas entgegenzusetzen und heute haben die Mächtigen entschieden, dem schwarz-gelben Modell ihre Liebe zu entziehen. Und die einst so euphorisch klingenden Tölpel aus den Redaktionsstuben wollen nun ihre Narretei um die schwarz-gelbe Erlösung vergessen machen.

Jetzt motzen sie über ihren einstigen Volksliebling Horst Köhler und gehen in Opposition zur ständig in den Himmel hoch geschriebenen Volkskanzlerin. Das ist sehr verdächtig und vor allem durchschaubar. Es interesssiert nur wieder keinen…

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Zu Neues aus der Anstalt – Folge 36

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Das prägende Bild der Sendung: Georg Schramm alias Lothar Dombrowki steht vor einem Eichenfass und hält eine flammende Rede gegen das widerliche Selbstbild der Oberschicht, die er als Bundespräsident auch ins Schloss Bellevue einladen würde. Aber nicht, weil er wie Köhler mit ihnen feiern wollte, sondern weil er sie mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit konfrontiert hätte, die kaum gegensätzlicher sein könnte. Zum Beispiel hätte er die Oberschicht zu der Kriegserklärung ihrer Wunschregierung befragt, die an die große Mehrheit des Volkes gerichtet sei, obwohl das über gar kein Vermögen mehr verfügt. Und im Hintergrund, ja eigentlich im Vordergrund blickt Karl Marx auf Dombrowski.

Schramm und Marx

Ich gebe zu, dass ich die Szene mit dem Eichenfass nicht kapiert habe. Könnte es vielleicht sein, dass es sich dabei um eine Anspielung auf den Maler Johann Peter Hasenclever handelte? Einem Maler des Vormärz, der danach strebte, „die großen und kleinen Schwächen des bürgerlichen Lebens der Biedermeierzeit offenzulegen“ (Quelle: Wikipedia)? Und der später von Karl Marx in einem Artikel für die New-York Daily Tribune vom 12. August 1853 für sein Bild Arbeiter und Stadtrath gelobt wurde?

Hasenclever: Arbeiter und Stadtrath
Quelle: Wikipedia

Doch jetzt kommt’s. In der damaligen Zeit wurde Hasenclever abschätzig als „Hofmaler des Weins, der Urbanität und des Humors“ bzw. als „weinseliger Humorist“ bezeichnet. Unter anderem wegen seinem Bild „Die Weinprobe“ von 1843:

Die Weinprobe
Quelle: artnet

Das Eichenfass könnte natürlich auch was anderes bedeuten, doch inhaltlich ging es Dombrowski darum, seinen Abschied aus der Anstalt mit einem Aufbruch zu verbinden. Er wolle nach draußen und die Massen, die sich bereits in vorrevolutionärer Wartestellung befänden, unterstützen und tatkräftig an der Beseitigung der noch zu stürzenden Verwaltungsvolontäre (O-Ton: Pelzig) aktiv mitwirken. Doch Priol bremste seinen Kompagnon in dessen Bestreben mit der Bemerkung, dass draussen kein Platz für ihn sei. Da würde auch niemand auf ihn warten, der mit ihm gemeinsam die Bastille erstürmen würde. Selbst der Malmsheimer wollte nicht und Monika Gruber meinte diesbezüglich etwas später, dass der Deutsche wahrscheinlich erst dann auf die Straße gehen würde, wenn Tennissocken in Adiletten verboten würden.

Nein, innerhalb der Anstalt müsse die Stellung gehalten werden, bis die letzte noch verbliebene Unperson, die einsame Bache, die Staatsratsvorsitzende Angela Merkel endlich zur Strecke gebracht sei. Und dann fliege auch Urban Priol in der Jack Nicholsen Rolle des Randall Patrick McMurphy über das Kuckucksnest und Angela Merkel wäre als Schwester Mildred Ratched eine tolle Besetzung, wie Malmsheimer fand. Priol hätte dann immerhin die Gelegenheit, Angela Merkel, äh Schwester Ratched, zu erwürgen und zu vollenden, was Nicholsen im Film misslang. :>>

Aber den besten Satz der Sendung hat meiner Meinung nach nicht Georg Schramm gesprochen, sondern Erwin Pelzig:

„Warum sich schon heute aufhängen, wenn es nächstes Jahr viel bessere Gründe gibt?“

Das ist doch mal eine Aussage. So kann man natürlich dem unausweichlichen Absturz auch begegnen. Bis zum Aufschlag reicht ja das Bier. Da werden uns Wulff oder Gauck schon den entsprechenden Mut machen. :>>

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Die Sendung gibt es wie immer in der ZDF-Mediathek zum Nachschauen.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1063472/Neues-aus-der-Anstalt—Folge-36?setTime=0#/beitrag/video/1063472/Neues-aus-der-Anstalt—Folge-36

PS: Falls es kurzfristig zum Rücktritt der Kanzlerin kommt, hat Priol eine Sondersendung Neues aus der Anstalt angekündigt. Ansonsten gilt abschließend die Strategie:

„Getrennt marschieren, vereint schlagen.“

Auch wenn es Priol andersherum lieber gewesen wäre.

Danke Georg Schramm!

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