Sonntags im Kanzleramt

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Gestern haben sich ja die drei Parteichefs der schwarz-gelben Koaltion Merkel, Seehofer und Westerwelle zu einem Sechsaugengespräch, das nicht Krisengipfel genannt werden darf, im Kanzleramt getroffen. Darüber hinaus ist nichts bekannt. Damit könnte man diesen Artikel eigentlich auch beenden, wenn mir da nicht exklusive Informationen vorliegen würden.

Ich weiß nämlich ganz genau, worüber die drei gesprochen haben. Nicht über Steuerpolitik, nicht über Gesundheitsreform, nicht über Afghanistan und auch nicht über Erika Steinbach, sondern über Pfusch am Bau. Das Bundeskanzleramt soll nämlich Brandschutzmängel, undichte Wände und Risse aufweisen (siehe Tagesspiegel). Im Grunde halfen Westerwelle und Seehofer ihrer Regierungschefin nur, ein paar Sachen in Umzugskartons zu packen. Denn die muss demnächst wegen der schweren Mängel ihr Büro für rund sieben Wochen verlassen und in ein Nachbarzimmer ausweichen.

Bis 2011 sollen die Sanierungen, der erst im vergangenen Jahrzehnt fertiggestellten Neubauten, denn es sind auch andere Regierungsgebäude betroffen, andauern. Die Instandsetzungsarbeiten werden mehrere Millionen Euro verschlingen. Wahrscheinlich haben die drei Spitzen der schwarz-gelben Chaostruppe darüber gesprochen, wer das bezahlen soll. Frau Merkel könnte möglicherweise darauf gedrungen haben, die nötigen Mittel aus den fiktiven Einnahmen des FDP-Steuersenkungswunderwachstums abzuzweigen oder alternativ aus deren Spendeneinnahmen. Und die Herren Westerwelle und Seehofer könnten vielleicht entgegnet haben, dass sich die Kanzlerin und ihre Partei gefälligst eigene Gönner suchen sollte.

Und überhaupt seien die Herren eigentlich ziemlich blank. Seehofer soll mit bittere Miene vorgejault haben, dass seine Partei bei einem Bankengeschäft in der Heimat übel von einem bereits toten Ösi über den Tisch gezogen wurde und in etwa 830 Tagen 3,7 Milliarden Euro versenkt habe. Nun müssen er und seine Parteikollegen sich als knüppeldicke Deppen vom Dienst beschimpfen lassen und das sei schon Strafe genug (siehe taz).

Und Herr Westerwelle soll gutgelaunt wie immer gesagt haben, dass sich die geistig-politische Wende keinesfalls darin äußern dürfe, eine weitere Abgabe einzuführen, die dem Staat zu Gute käme, damit der seine eigene Undichtigkeit beheben könne. Als FDP-Parteivorsitzender sehe er aber auch keine großen Spielräume, selbst etwas Geld für die Sanierung beizutragen. Schließlich hätte seine Partei noch eine offene Rechnung von 4,3 Millionen Euro beim Deutschen Bundestag zu begleichen, die der abgestürzte Altvordere Möllemann der FDP arglistig hinterlassen habe. Da müsse die Kanzlerin halt Verständnis haben, dass man erst einmal selbst genug Spendengelder einsammeln muss, um das strukturelle Defizit in der Parteikasse auszugleichen.

Im Übrigen meinten die beiden Herren, dass sie die Räumlichkeiten der Kanzlerin oder anderer Verfassungsorgane nichts angehen würden. Herr Westerwelle gab dennoch einen Rat und legte den betroffenen Kollegen nahe, sie sollten sich an ihm ein Beispiel nehmen und mehr auf Mobilität setzen. In einer Leistungsgesellschaft sei das ohnehin das A und O. Dann müsste man auch nicht in maroden Gebäuden hocken und die Gegenwart verwalten. Herr Seehofer sah das in etwa ähnlich und blieb ansonsten ungewöhnlich still. Ob das damit zusammenhing, dass er es unterlies, die prächtige EU-Vertretung der CSU, äh Bayerns, in Brüssel als Ausweichquartier anzubieten, konnte abschließend nicht geklärt werden.

Falls sie nun aber in Stimmung sind, eine Bewertung der Regierungsmitglieder zu wagen, sollten sie mal auf die Seite von Springers Bild gehen. Dort finden sie ein Voting.

Welches Regierungsmitglied macht bisher den besten Job?

Falls sie sich wundern, warum die Frage falsch gestellt worden ist, denn es muss ja eigentlich heißen, welches Regierungsmitglied macht seinen Job bisher am Schlechtesten, müssen sie nicht verzweifeln. Das Voting ist durchaus wohlwollend gemeint. Einen Auswahlpunkt „keiner“ werden sie nämlich auch nicht finden.

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