Heute schlage ich die Neue Presse Hannover auf und finde auf Seite 2 ein Interview zum Thema Nährwertangaben auf Lebensmitteln mit dem neuen Pressesprecher von Foodwatch, Martin Rücker. Da musste ich kurz mal die Pausetaste drücken und über die Personalie nachdenken. Mensch, den kennst du doch, habe ich zu mir gesagt. Und ja, richtig. Bis Ende letzten Jahres las ich vor allem Kommentare und Berichte von Martin Rücker in der Neuen Presse Hannover. Also bin ich mal schnell auf die Seite von Foodwatch gesurft und habe folgende Textpassage zu Martin Rücker gefunden.
Nach Stationen als Lokal- und Politikredakteur bei der Neuen Presse in Hannover folgte der Wechsel von der Leine an die Spree: Als Korrespondent im Pressebüro Slangen + Herholz berichtete er für Tageszeitungen aus ganz Deutschland über das politische Geschehen in der Hauptstadt. Und lernte dabei auch eines: Dass Verbraucherrechte im politischen Betrieb bislang kaum eine Rolle spielen.
Der letzte Satz ist nun interessant. Nach der sicherlich fruchtbaren Zeit im PR-Büro Slangen + Herholz, in dem Täuschung und Trickserei zum Geschäft zu gehören scheint, sind Herrn Rücker ausgerechnet die Verbraucherrechte ans Herz gewachsen? Ich erinnere mich noch an einen Kommentar von ihm zum Thema Wahlrecht, nachdem das Bundesverfassungsgericht selbiges im letzten Jahr teilweise für verfassungswidrig erklärt hat. Darin warb Herr Rücker für eine grundlegende Reform. Wenn schon, denn schon, so das Motto seiner angeblich ganz persönlichen Meinung. Unter anderem streute Rücker die Idee des von Roland Berger gegründeten Konvents für Deutschland ein, wonach man das Mehrheitswahlrecht stärken solle.
Sie wissen ja, damals galten noch die angeblich so chaotischen hessischen Verhältnisse mit einer Linkspartei, die nach und nach begann, auch Parlamente im Westen der Republik zu erobern. Das neue Fünf-Parteien-System passte einigen Hardlinern, die sich auch im Konvent für Deutschland versammelt hatten, nicht in den Kram. Eine grundsetzliche Änderung des monierten deutschen Wahlrechts hin zu einem Mehrheitswahlrecht hätte so gesehen dafür Sorge tragen können, dass kleinere Parteien künftig keine Chance mehr hätten, in die Parlamente einzuziehen. Damit würden auch „stabile Verhältnisse“ geschaffen, so Ex-Bundespräsident Roman Herzog, der damals eine linke Gefahr beschwor. Im PR-Büro Slangen + Herholz fanden die Vertreter dieser Linie einen willigen Überbringer dieser Demokratie einschränkenden Botschaften.
Rücker überschrieb seinen Kommentar von damals aber mit den Worten: „Eine Chance für mehr Demokratie“. Nun ist er also bei Foodwatch und die Redaktion der Neuen Presse Hannover erinnert sich natürlich gern an den alten Kollegen. Auf die Frage nach dem Sinn von Nährwertangaben für Verbraucher antwortet Rücker völlig richtig:
„Die heutigen Angaben bringen Ihnen wenig bis gar nichts. Viele Angaben sind irreführend, unter anderem, weil es keine einheitliche Bezugsgröße gibt.“
Und weiter sagt er völlig richtig:
„Zumindest bräuchten Sie heute mindestens Taschenrechner und Lupe im Supermarkt und müssten trotzdem auf viele Informationen verzichten. Für uns ist klar: Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, wie viel Salz, Zucker oder Fett in dem Produkt ist.“
Ich möchte aber dennoch kurz polemisch anmerken, dass der Verbraucher auch das Recht hat, zu erfahren, wer in Berlin über das politische Geschehen berichtet und wie viel Eigenleistung, wie viel PR-Zuarbeit oder wie viel Lobbyeinfluss in dem Produkt steckt, das als journalistische Arbeit an zahlreiche angeschlossene Medienhäuser in Deutschland vertrieben wird.
Aber wie sieht es aus mit der Transparenz in der Medienbranche?
NP: Aldi zwingt offenbar seine Zulieferer, ihre Ware zu kennzeichnen. Warum?
Rücker: „Vielleicht hat das Handelsunternehmen erkannt, dass die Verbraucher Informationen wollen. Das zeigt vor allem, dass die Hersteller gezwungen werden müssen freiwillig tun sie es nicht.
NP: Warum nicht?
Rücker: „Sie leben gut davon, intransparent zu sein.“
Wie Recht er doch hat. :>>
SEP