Farblich ist es diese Woche schwierig. Schwarz dominiert mal wieder. Selbst Kevin Kühnert hat in der ersten Ausgabe des Spitzengesprächs mit Markus Feldenkrichen vom Spiegel nicht wirklich viel zu bieten. Vermutlich werden deshalb am Ende eines dennoch unterhaltsamen Interviews kurze Kräuterschnäpse zur gedanklich eingespielten Musik von Roland Kaiser gesoffen. Die Hastags der Woche.
- Die Hauptstadtpresse meint, Merkel habe mit Blick auf die Bundestagswahl ihre Strategie geändert. Zitat: „Bei ihrem Besuch in Nordrhein-Westfalen hat sie recht unverhohlen Partei für Armin Laschet ergriffen. Regierungserfahrung, Umsicht und Wertegebundenheit hat sie ihm attestiert. Das kann die Gewichte in der innerparteilichen Auseinandersetzung deutlich verschieben.“ Diese politische Berichterstattung ist in ihrer Seifenoperhaftigkeit wirklich atemberaubend. Merz ist schon lange abgemeldet. Der hat ja kein eigenes Bundesland vorzuweisen, sondern nur einen Privatjet oder zwei. Und Prinzregent Söder von der CSU, den man vorher noch zum Kanzlerkandidaten der Herzen hochgeschrieben hatte, ist offenbar ebenso out, nachdem er das Land Bayern mit seiner effekthascherischen wie gescheiterten Corona-Hardcore-Politik in einen failed state zu verwandeln droht. Die Absage einer wichtigen Auslandsreise ins Wattenmeer, die einige der schreibenden Zunft bis heute nicht mitbekommen haben, gab dann den Rest. Oder wie die Kommentatorin aus Berlin orakelt: „…er ist vielleicht ganz froh, wenn er in Bayern bleiben kann.“
#Ausgesödert
- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Karneval wegen Corona bundesweit ausfallen lassen. Das heißt, im Rheinland müsste an Weiberfastnacht dann auch „inoffiziell“ länger gearbeitet werden. Denn offizielle Feiertage gibt es wegen Karneval ja nicht, inoffiziell wird aber geduldet, dass die Arbeit am Mittag endet, um sich anschließend dem närrischen Treiben zuzuwenden. Der Bund Deutscher Karneval hat sich vermutlich auch deshalb bereits gegen eine Komplettabsage der Session ausgesprochen und den Zeitpunkt kritisiert.
#ZuFrühGekommen
- Statt früher losfahren, heißt es heute früher einschalten: Der Fußballfan wartet neuerdings nicht mehr vor dem Stadion, sondern vor seinem digitalen Endgerät. Da wird er allerdings auch gebraucht. Vor Ort nicht so sehr, wenn man Karl-Heinz Rummenigge folgt, der im Kicker-Interview gesagt haben soll: „Was wir in Lissabon erleben, ist das Beste, was ich jemals im internationalen Klubfußball erlebt habe. Es ist ein unglaublicher Thrill.“ Der Fan kommt da ja nicht mehr vor…
#NeueNormalität
Bildnachweis: Screenshot aus Spitzengespräch DER SPIEGEL mit Markus Feldenkirchen, 18.08.20
AUG
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.