Nein, ich maße mir nicht an, über die Notwendigkeit von Masken im Alltag zu urteilen, weise aber darauf hin, dass diese mehr oder weniger sinnlose Debatte über das Für und Wider mit Ansage gekommen ist. Plötzlich gibt es wieder viele „Experten“, die ihren Mitmenschen die Wirk- oder Unwirksamkeit von Community-, OP- oder FFP-Masken genau erklären können. Ich gebe zu, dass ich nicht geglaubt hätte, dass jede x-beliebige Gesichtsbedeckung, respektive eines Schals, ausreichend oder mittlerweile zwingend erforderlich ist, um Gefahren zu minimieren. Ich gebe auch zu, dass ich letzteres, wie der Weltärztepräsident Montgomery für lächerlich halte, aber das ist halt nur so ein Gefühl. Daher ein paar unverbindliche Gedanken zur Maskenfrage.
Ab heute gilt bundesweit ein verpflichtender Mund- und Nasenschutz, vor allem im öffentlichen Nahverkehr (falls vorhanden) und in Geschäften. Bekannt ist die Haltung von offizieller Seite, die sich innerhalb weniger Wochen um 180 Grad gewandelt hat. So war man zunächst der felsenfesten Überzeugung, dass ein Tragen dieser Masken im Alltag Schwachsinn und nicht zu empfehlen ist. Heute gilt das Gegenteil, obwohl sich keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ergeben haben. Was immer gleich geblieben ist, ist der Mangel an dem entsprechenden Schutzmaterial. So klagen medizinisches Personal in den Krankenhäusern sowie niedergelassene Ärzte weiterhin über die schwierige Versorgungslage. Dafür haben viele Unternehmen, die nicht über entsprechende Zertifizierungen verfügen, mit der Produktion und dem Vertrieb von Mund- und Nasenbedeckungen verschiedenster Art begonnen. Auch im ehrenamtlichen Bereich werden Alltags- oder sogenannte Community-Masken genäht.
Das ist nicht zu kritisieren. Doch durch die politischen Entscheidungen der letzten Tage werden diese Produkte, für die es keinerlei Standards gibt, mit einem bestimmten Gebrauchswert versehen. Es ist der Eindruck entstanden, dass diese Masken, die, wenn man den Verordnungen der Regierenden folgt, ja beliebig ausfallen können. Egal welche Gesichtsbedeckung es auch sein mag, sie erfülle immer einen wichtigen schützenden Zweck. Das kann man nun glauben, es führt aber auch zu der Frage, ob die Zertifizierung von Schutzmasken nun überflüssig ist. Hie und da hört man von Lieferungen einiger Chargen, die die Standards verletzen, also den Schutzzweck doch nicht erfüllen und zurückgerufen oder beanstandet werden. Die Politik selbst weist darauf hin, dass Alltagsmasken, Alltagsmasken sind und die bisher üblichen OP- oder FFP-Masken ausschließlich dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben sollen. Vermutlich ist es auch diese Differenz, die den Weltärztepräsident zu der Bemerkung hinreißen ließ, das Ganze sei irgendwie lächerlich.
Lächerlich ist auf jeden Fall der Weg, den die Politik bis zur allgemeinen Maskenpflicht zurückgelegt hat. Letztlich war die Einheitlichkeit, also Gruppenzwang, nicht aber die eigene Überzeugung ausschlaggebend. Auch skeptische Landesregierungen entschieden sich „genervt“ für die verpflichtende Gesichtsbedeckung im Alltag, weil alle anderen es auch taten. Letztlich gaben sie damit nur ambitionierten Ministerpräsidenten aus dem Süden der Republik nach, die an ihrem Image als erfolgreiche Krisenmanager arbeiten. In den Verordnungstexten ist nun von einer textilen Barriere die Rede, deren Beschaffenheit „geeignet ist, eine Ausbreitung von übertragungsfähigen Tröpfchenpartikeln durch Husten, Niesen und Aussprache zu verringern, unabhängig von einer Kennzeichnung oder zertifizierten Schutzkategorie; geeignet sind auch Schals, Tücher, Buffs, aus Baumwolle oder anderem geeignetem Material selbst hergestellte Masken oder Ähnliches.“
Mit anderen Worten, es ist völlig wurscht, was Sie verwenden. Sie müssen nur irgendwas verwenden und für nächste Woche warten wir mal ab, was sich der bayerische Ministerpräsident Neues einfallen lässt. Eine parlamentarische Debatte über die fast wöchentliche Anpassung von Verordnungstexten findet nicht mehr statt, damit auch keine Kontrolle der Exekutive, die, wie die Maskenfrage zeigt, einem zumindest sehr fragwürdigen Herdentrieb folgt. Vielleicht wird die Maske ja ein schickes Accessoire, kreative Modelle sieht man schließlich zuhauf. Es könnte aber auch sein, dass sie dem Einzelhandel weiter schaden wird. Der muss ohnehin strenge Hygienevorschriften umsetzen, was direkt zu Einschränkungen im Kundenkontakt führt. So wird der Online-Handel um Amazon und Co. sicherlich weiter profitieren, während viele Geschäfte in den Innenstädten ums Überleben kämpfen müssen.
Bildnachweis: Hank Williams auf Pixabay
APR
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.