Gedanken zur Maskenfrage

Geschrieben von: am 27. Apr 2020 um 9:16

Nein, ich maße mir nicht an, über die Notwendigkeit von Masken im Alltag zu urteilen, weise aber darauf hin, dass diese mehr oder weniger sinnlose Debatte über das Für und Wider mit Ansage gekommen ist. Plötzlich gibt es wieder viele „Experten“, die ihren Mitmenschen die Wirk- oder Unwirksamkeit von Community-, OP- oder FFP-Masken genau erklären können. Ich gebe zu, dass ich nicht geglaubt hätte, dass jede x-beliebige Gesichtsbedeckung, respektive eines Schals, ausreichend oder mittlerweile zwingend erforderlich ist, um Gefahren zu minimieren. Ich gebe auch zu, dass ich letzteres, wie der Weltärztepräsident Montgomery für lächerlich halte, aber das ist halt nur so ein Gefühl. Daher ein paar unverbindliche Gedanken zur Maskenfrage.

Ab heute gilt bundesweit ein verpflichtender Mund- und Nasenschutz, vor allem im öffentlichen Nahverkehr (falls vorhanden) und in Geschäften. Bekannt ist die Haltung von offizieller Seite, die sich innerhalb weniger Wochen um 180 Grad gewandelt hat. So war man zunächst der felsenfesten Überzeugung, dass ein Tragen dieser Masken im Alltag Schwachsinn und nicht zu empfehlen ist. Heute gilt das Gegenteil, obwohl sich keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ergeben haben. Was immer gleich geblieben ist, ist der Mangel an dem entsprechenden Schutzmaterial. So klagen medizinisches Personal in den Krankenhäusern sowie niedergelassene Ärzte weiterhin über die schwierige Versorgungslage. Dafür haben viele Unternehmen, die nicht über entsprechende Zertifizierungen verfügen, mit der Produktion und dem Vertrieb von Mund- und Nasenbedeckungen verschiedenster Art begonnen. Auch im ehrenamtlichen Bereich werden Alltags- oder sogenannte Community-Masken genäht.

Das ist nicht zu kritisieren. Doch durch die politischen Entscheidungen der letzten Tage werden diese Produkte, für die es keinerlei Standards gibt, mit einem bestimmten Gebrauchswert versehen. Es ist der Eindruck entstanden, dass diese Masken, die, wenn man den Verordnungen der Regierenden folgt, ja beliebig ausfallen können. Egal welche Gesichtsbedeckung es auch sein mag, sie erfülle immer einen wichtigen schützenden Zweck. Das kann man nun glauben, es führt aber auch zu der Frage, ob die Zertifizierung von Schutzmasken nun überflüssig ist. Hie und da hört man von Lieferungen einiger Chargen, die die Standards verletzen, also den Schutzzweck doch nicht erfüllen und zurückgerufen oder beanstandet werden. Die Politik selbst weist darauf hin, dass Alltagsmasken, Alltagsmasken sind und die bisher üblichen OP- oder FFP-Masken ausschließlich dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben sollen. Vermutlich ist es auch diese Differenz, die den Weltärztepräsident zu der Bemerkung hinreißen ließ, das Ganze sei irgendwie lächerlich.

Lächerlich ist auf jeden Fall der Weg, den die Politik bis zur allgemeinen Maskenpflicht zurückgelegt hat. Letztlich war die Einheitlichkeit, also Gruppenzwang, nicht aber die eigene Überzeugung ausschlaggebend. Auch skeptische Landesregierungen entschieden sich „genervt“ für die verpflichtende Gesichtsbedeckung im Alltag, weil alle anderen es auch taten. Letztlich gaben sie damit nur ambitionierten Ministerpräsidenten aus dem Süden der Republik nach, die an ihrem Image als erfolgreiche Krisenmanager arbeiten. In den Verordnungstexten ist nun von einer textilen Barriere die Rede, deren Beschaffenheit „geeignet ist, eine Ausbreitung von übertragungsfähigen Tröpfchenpartikeln durch Husten, Niesen und Aussprache zu verringern, unabhängig von einer Kennzeichnung oder zertifizierten Schutzkategorie; geeignet sind auch Schals, Tücher, Buffs, aus Baumwolle oder anderem geeignetem Material selbst hergestellte Masken oder Ähnliches.“

Mit anderen Worten, es ist völlig wurscht, was Sie verwenden. Sie müssen nur irgendwas verwenden und für nächste Woche warten wir mal ab, was sich der bayerische Ministerpräsident Neues einfallen lässt. Eine parlamentarische Debatte über die fast wöchentliche Anpassung von Verordnungstexten findet nicht mehr statt, damit auch keine Kontrolle der Exekutive, die, wie die Maskenfrage zeigt, einem zumindest sehr fragwürdigen Herdentrieb folgt. Vielleicht wird die Maske ja ein schickes Accessoire, kreative Modelle sieht man schließlich zuhauf. Es könnte aber auch sein, dass sie dem Einzelhandel weiter schaden wird. Der muss ohnehin strenge Hygienevorschriften umsetzen, was direkt zu Einschränkungen im Kundenkontakt führt. So wird der Online-Handel um Amazon und Co. sicherlich weiter profitieren, während viele Geschäfte in den Innenstädten ums Überleben kämpfen müssen.


Bildnachweis: Hank Williams auf Pixabay

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Frank  April 27, 2020

    In der Diskussion darf man eines nicht vergessen: Diese Maßnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln halte ich für richtig.
    Ich fahre meinen Sohn zur Schule.
    In den Geschäften, in denen die Verkäufer(innen) bereits hinter großen Plexiglasscheiben sitzen diese mit einem Bußgeld von bis zu € 5.000 zu belegen ist eine Unverschämtheit diesem Personal gegenüber, welches die ganze Zeit freundlich für uns da war! Kann ja jeder mal probieren – 8 Stunden mit Maske konzentriert arbeiten!

    Aber: die Maskenpflicht bestätigt all die Ängstlichen, teilt die Gesellschaft u d verunsichert auch den Rest.

    Merkel: hat die nicht ihren Job mit der Lüge zur Mehrwertsteuer begonnen?

    • André Tautenhahn  April 27, 2020

      Das Verkaufspersonal muss keine Masken tragen, zumindest hier in Niedersachsen nicht. Laut Verordnung sind nur Besucher verpflichtet. Begründet wird das mit dem Hausrecht der Betriebe, die selber entscheiden können, was sie ihren Mitarbeitern zumuten.
      Generell zur Maskenpflicht hat sich Merkel nicht durchsetzen können, so scheint es jedenfalls, wenn man den Berichten des Boulevards Glauben schenkt. Demnach hat es letzte Woche wohl hinter den Kulissen Zoff am Vorpreschen einzelner Länderchefs gegeben.

  2. wolfgang fubel  April 27, 2020

    Das Teuflische an dieser Sache ist, das gewisse Mächte diese „Pandemie“, die
    im Grunde genommen keine im eigendlichen Sinne ist, dazu benutzen Verordnungen
    und Gesetze durch zudrücken, die Sie ohne Diese niemals hätten durchdrücken
    können!
    Für mich ist das keine Frage. Dieses Virus ist mit Absicht freigesetzt worden um
    im Fahrwasser dieser „Pandemie“ schalten und Walten können je nach belieben!

    Ein Ablenkungsmanöver der besonderen „Art“! kann man doch der in Angst und
    Schrecken versetzten Weltbevölkerung eine Schuldigen ,für alles was dann kommt
    Präsentieren. !
    Und die Wahren Schuldigen werden sich später als Retter in Form eines alles
    erlösenden Impfstoffes zu erkennen geben!!
    Absolut Genial.

  3. Lutz Hausstein  April 27, 2020

    Noch ein interessanter Aspekt.

    Wer die Maskenpflicht an den derzeit vorgeschriebenen Orten (Einzelhandel, ÖPNV – laut eines Fernsehbeitrages von letzter Woche bestimmte Fernverkehrszüge aber nicht!) nicht einhält, verstößt gegen die Verordnungen und kann mit einem Strafgeld in regional unterschiedlicher Höhe bestraft werden. Manche Medien verwenden sogar den juristisch relevanten Begriff der Straftat. Ob aus Unwissen oder aus anderen Gründen, ist unklar.

    Andererseits, wer mit (!) Maske mit dem Auto fährt, begeht ebenfalls ein Vergehen, das auch wiederum mit einem Strafgeld belegt ist.

    Schöne neue Welt. Es werden Verordnungen erlassen, die heute gelten, morgen aber schon nicht mehr und spätestens übermorgen bei Strafe verboten sind. Es herrscht ein absolutes Chaos. Kleine Provinzfürsten weichen mit ihren Verordnungen von anderorts geltenden Regelungen ab. Und auf jede Zuwiderhandlung, egal aus welchen Gründen, steht Strafe.

    Die Politiker verursachen (beabsichtigt?) eine unglaubliche Verunsicherung in der Bevölkerung, die beispiellos ist. Cui bono?

    • André Tautenhahn  April 27, 2020

      Umso merkwürdiger ist ja, dass von denen, die dem Leithammel hinterherspringen immer gesagt wird, sie täten das ja nur wegen des einheitlichen Vorgehens.

  4. Dieter  April 27, 2020

    Stellt sich die Fragen nach Wirksamkeit vernünftiger Hygiene Maßnahmen.
    Ein Shutdown mit vielen Maßnahmen und Löchern wie ein Schweizer Käse, führte zu mehr oder weniger großen Erfolgen.
    Diesen Shutdown gab es in Japan u.a. nicht, aber sher ausgeprägte Hygeniemaßnahmen.
    In Tokio Metropolitan Area mit 38 Millionen Einwohnern sind noch 80 % der Japaner mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.
    Ebenfalls sehr ausgeprägte Hygeniemaßnahmen gibt es in Taiwan.
    Am 22.Januar gab es in Thailand gefühlt 100 % der Thais die eine Maske trugen.
    Außerdem Fieber- und Corona Kontrollpunkte an den Flughäfen.
    In Deutschland dagegen wurden Mitte März noch nicht einmal Personen mit Corona Symptomen getestet.
    Test gab es nur für Personen die aus Risiko Gebieten wie China kamen oder nachweislich, mit einer infizierten Person in Kontakt war.

    Zum Vergleich siehe Hopkins Homepage vom 27.04.2020
    Deutschland 6.021 Tote
    Japan 372 Tote
    Malaysia 99 Tote
    Thailand 52 Tote
    Taiwan 6 Tote
    Vietnam 0 Tote

    Die Werte liegen weit unter denen in Deutschland, obwohl diese Ländern eher mit Corona Ausbreitung konfrotiert wurden. Japan hatte im Januar noch 900.000 chinesische Besucher.
    Allerdings sind diese Länder durch Taifune, Erdbeben und Tsunami krisenerprobt.