Die Sau des Tages oder gar der Woche heißt Kevin Kühnert. Es sei ihm gegönnt in Wahlkampfzeiten, in denen sowieso niemand das ernst meint, was er sagt. Das gilt für Kühnert genauso wie auch für die Empörten und die Empörten über die Empörten. Damit könnte dieser Artikel schon enden, wenn sich das Karussell der Einlassungen nicht so schön weiterdrehen würde.
Die Twitter-Bemerkung von Johannes Kahrs lassen wir hier mal weg. Der Mann kann keine Groß- und Kleinschreibung und ist daher nur schwer zu verstehen. Zu einem Opfer orthografischer Schwächen auf dem rechten Flügel der SPD ist daher auch der SPD-Generalsekretär Lars Klingelbeil geworden, der die nicht ganz korrekte Feststellung abgab…
Am merkwürdigsten drehte in der Tat nicht johannes kahrs auf Twitter durch, sondern Andreas Scheuer in der Bild Zeitung. Der Bundesverkehrsminister meinte, dass die Forderungen Kühnerts das „verschrobene Retro-Weltbild eines verirrten Fantasten“ zeigen würde. Wow, das ist noch besser als unterstellt bekifft zu sein.
Warum? Weil der Scheuer in seinem Ministerium gerade selbst 65 Enteignungsverfahren am Laufen hat, um geplante Straßenbauprojekte umsetzen zu können, wie eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Sven-Christian Kindler ergab. Der freute sich wiederum wie Bolle, dass seine Anfrage auch den Tagesspiegel interessierte.
Scheuer ist also selbst Kommunist inklusive einer Doktortitel-Attrappe und gern mit Ente unterm Arm. Scheuer ist aber auch der Mann, der kürzlich ein Flugtaxi vorgestellt hat, das gar nicht fliegen kann. Wer da wohl ein verirrter Fantast ist, stellt quer vom BR in den Raum.
Wirklich empörend war aber die Äußerung eines Fernsehlöwen, der einst als Chef einer Drückerkolonne in Hannover sein Unwesen trieb und viel Geld mit enttäuschten Rententräumen seiner Kunden gemacht hat. Über ihn schrieb die Tages-Sau Kühnert treffend und hoffentlich nicht justiziabel.
Allerdings muss hier doch noch einmal eingehakt werden. Wirtschaftsnachhilfe ist leider nicht das Thema. Die Schädigungen von Kleinanlegern waren ja nur deshalb möglich, weil Regierungsparteien wie die SPD die Finanzmärkte deregulierten und bis heute an Schwachsinnsideen wie der private Altersvorsorge festhalten, die Maschmeyer mal einst als Ölquelle bezeichnete.
Es handelt sich also um ein politisches Problem. Wie könnte man diese Nummer nun wohl lösen? Vermutlich mit einem SPD-Debattencamp. Hashtag #JointVenture. Man kann aber auch einfach den Tag und die Woche zu Ende gehen lassen und darauf warten, welche Sau als nächstes durchs Dorf getrieben wird.
MAI
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.