Der Asylstreit in der Union ist beigelegt. Vorerst und zulasten der SPD, die sich zunächst ein bisschen über die Auseinandersetzung freute, die beiden Zankenden dann jovial zur Ordnung aufrief und nun wie erwartet den Schwarzen Peter in den Händen hält. Nahles und Scholz seien froh über den Kompromiss innerhalb der Union. Selbst habe man nun viele Fragen gestellt, um zu erörtern, ob die Einigung auch für die Sozialdemokraten akzeptabel ist.
Die Fiktion eines Streits wird also fortgesetzt, vermutlich aber erst nachdem der Haushalt mit der Roten Null und höheren Militärausgaben in dieser Woche verabschiedet worden ist.
Heute beginnt im Bundestag die Debatte um den Haushalt. Scholz setzt fort, was Schäuble begonnen hat und spart weiter deutlich an notwendigen Investitionen. Aus der Schwarzen ist eine Rote Null geworden, dafür gibt es eine deutliche Erhöhung des Verteidigungsetats, mit dem Kanzlerin Angela Merkel in der nächsten Woche beim NATO-Gipfel angeben kann. Für diesen Haushalt der Aufrüstung setzt sich die Große Koalition natürlich geschlossen ein. Das zeigt auch, es gibt keinen Streit, der die Regierung bedroht. In den wesentlichen Punkten sind sich CDU, CSU und SPD einig.
Alle drei halten auch nichts von einer Diskussion über Fluchtursachen. Sonst würde man vielleicht mehr Kritik an der Bewaffnungspolitik hören oder an Kriegseinsätzen, die selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestages als völkerrechtswidrig eingeordnet hat, von der GroKo aber als erforderlich und angemessen bezeichnet wird. Die SPD bereitet derweil die nächste Kehrtwende vor, um das Problem mit den Lagern an der Grenze, die man 2015 noch ausgeschlossen hat, zu beschönigen. Damals waren Transitzentren in einer anderen Größenordnung geplant, heißt es nun vom Fliegenmann, der sonst für Gesundheit zuständig ist. Heute sehe die Lage halt anders aus, daher prüfe die SPD sehr intensiv. Nun streiten die Genossen halt wieder ein bisschen untereinander.
JUL
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.