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Geschrieben von: am 04. Sep 2017 um 12:14

Mehr als 16 Millionen Zuschauer haben das gestrige TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz verfolgt. Die meisten Zuschauer schalteten dabei im Ersten ein, da die dort gezeigte Gesprächsführung und Themenauswahl das TV-Publikum mehr überzeugte, als bei den anderen Sendern. Das wurde schon zu Beginn deutlich. Während Martin Schulz im Ersten „Guten Abend Frau Maischberger“ sagte, war auf den anderen Kanälen nur ein kürzeres „Guten Abend“ zu vernehmen. Damit war auch die Wechselstimmung im Prinzip schon nach wenigen Sekunden im Keim erstickt.

Das Erste blieb daher mit 9,33 Millionen Zuschauern klar vorn, während Sat.1, das in der persönlichen Kanalliste traditionell noch hinter RTL kommt, mit 930.000 Zuschauern dramatische Verluste in der Reichweite hinnehmen musste. Marktforscher vermuten, dass selbst diese Zahl noch nicht das wahre Ausmaß des Desasters widerspiegelt. Denn bei vielen dürfte der Kanal noch vom Freitag eingestellt gewesen sein, als es im Frühstücksfernsehen um ein „Sexverbot nach der Intimrasur“ ging. Die Schockstarre dürfte daher auch während des TV-Duells angehalten haben. Denn in Sat.1 sagten weder Merkel noch Schulz etwas über Gesundheitsrisiken nach der Haarentfernung.

Im Gegensatz dazu sprachen die beiden Kontrahenten die Zuschauer in der ARD gezielt an. Schulz beging allerdings einen schwerwiegenden Fehler, als er die Mitarbeiter in der Automobilindustrie mit Kneipenbesuchen in Verbindung brachte. Diese Aussage hätte er lieber bei RTL tätigen sollen, waren sich Experten hinterher einig. Merkel wiederum wechselte im ZDF kurz die Seiten, als sie ihre Gesprächspartnerin Illner irritiert fragte, ob noch eine Frage nach der Koalitionsoption komme. Dabei rang Merkel der ZDF-Journalistin ein Ehrenwort ab.

Am Ende hatte die amtierende Kanzlerin dann noch einmal die Gelegenheit, ihre seit 12 Jahren und länger sitzende Rote-Socken-Kampagne unterzubringen. Merkel gelang es aber auch, die Zuschauer aller vier Sender emotional auf ihre Seite zu ziehen, als sie allen Journalisten und Martin Schulz gleichermaßen zurief: „Das ist doch jetzt auch egal.“ Das mobilisierte für einen kurzen Augenblick die Wechselstimmung. Denn einige Zuschauer schalteten um oder ab und ließen den anschließenden Faktencheck von Claus Strunz bei AfD.0, Verzeihung, in Sat.1 rechts liegen.

Wer das jeweilige TV-Duell noch einmal in voller Länge nachsehen möchte, wird in den Mediatheken der TV-Sender sicherlich fündig. Die TauBlog-Redaktion weist aber vorsorglich darauf hin, dass in keiner der vorliegenden Versionen Aussagen über prekäre Beschäftigung oder Altersarmut zu finden sind, noch zu einem Stopp von Waffenexporten, einer nachhaltigen Friedenspolitik oder Frauenquoten in Führungspositionen. Letzteres mag vermutlich auch daran liegen, dass sich die meisten Wählerinnen und Wähler Martin Schulz als Bundeskanzlerin nur schwer vorstellen können.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Hartmut Schwarz  September 4, 2017

    5 Minuten Martin Schulz haben genügt, um das Programm zu wechseln.
    Was wurde gesagt ? Martin Schulz forderte in der Dieselgeschichte, dass die Autobauer alle anfallenden Kosten für die Hardwareumrüstung der Fakediesel übernehmen müßten. In Ordnung. Merkel schien das nicht zu behagen. Und schon nahte die Rettung, als dann noch die Plakette 3 Fahrzeugbesitzer auch ihren Anteil am Neuwagen bekommen sollten. Schulz bot indirekt, das gemeinsame Haneln an. Also Schulz mit Merkel zusammen für die Hardwareumrüstung und Prämie für Diesel 3 Altfahrzeuge.

  2. donner  September 5, 2017

    Wer sich diesen Müll anschaut geht sicher wählen und sorgt dafür das es so bleibt.

    • Arnold  September 6, 2017

      Wenn wir durch „Nichtwählen“ dafür sorgen wollen, dass sich etwas ändert brauchen wir vermutlich 95% (oder gar mehr) Nichtwähler (also nochmal rund 60% zusätzlich ~85% der Wähler) – und haben dann keine Garantie dass es sich zum besseren ändert wir könnten auch eine Diktatur bekommen. Unterhalb dieser ungewissen Schwelle tut sich gar nichts.
      Wenn wir durch Protestwählen dafür sorgen wollen, dass sich etwas ändert haben wir bei 50% bereits einen sicheren Regierungswechsel (zusätzlich rund 40% der Wähler) und bereits bei wesentlich geringeren Stimmanteilen wenigstens eine lautstarke Opposition.
      Wer glaubt dass Parteien generell antidemokratisch sind, hat die Geschichte vergessen und sich von der Neoliberalen Indoktrination frustrieren lassen. Es ist ein Teil des neoliberalen Systems Wahlmüde Bürger zu erzeugen. Die machen nämlich weniger Ärger – insbesondere dann wenn sie wie Sie dass System weitgehend durchschaut haben.

  3. Arnold  September 5, 2017

    Keine Sekunde zog ich in Betracht mir dieses TV-Duell anzuschauen. Wie ich hier lese wurden auch meine Erwartungen voll erfüllt.
    Es würde mich eher wundern wenn irgend ein halbwegs informierter Zuschauer sich von diesem Duell oder besser Duett Spannung versprochen hätte.