Der Abwärtstrend für die SPD zeichnet sich ab: Die wöchentlich erscheinenden Umfragen bleiben zwar widersprüchlich, doch deuten zumindest zwei Erhebungen von Forsa und Civey (SPON Wahltrend) in dieser Woche auf einen Trend nach unten hin. Andere Institute wie Insa/BILD sehen dagegen noch ein Kopf- an Kopf Rennen zwischen Union und SPD.
Die Sozialdemokraten haben die anfängliche Euphorie um die Nominierung von Martin Schulz nicht genutzt. Vielmehr haben die Genossen beim geringsten Gegenwind wie erwartet klargestellt, dass sie an den bestehenden Verhältnissen gar nichts ändern, sondern nur unerwünschte Nebenwirkungen abstellen wollen. Damit waren vor allem die schlechten Wahlergebnisse gemeint, nicht die Fehler der Vergangenheit.
Mit „Alles auf Schulz“ sollte eine Wende in die Köpfe gepflanzt werden. Was zunächst zu gelingen schien, entpuppt sich nun aber als wenig nachhaltig. Den Spitzengenossen ist die Anerkennung des Establishments immer noch wichtiger, als ein echter Wandel in der Politik, der freilich mit Anfeindungen und unangenehmen Ausschlüssen aus den Kuschelkreisen verbunden wäre.
Wer aber wirklich einen Politikwechsel will, muss den Brioni-Anzug ausziehen und sich seiner Rolle wieder bewusst werden. Mit dem Edelzwirn am Leib, den der Altkanzler einmal unter dem Stichwort Genosse der Bosse für Sozialdemokraten tragfähig gemacht hat, wird der angekündigte Marathonlauf bis zur Bundestagswahl aber mit Sicherheit zur Qual.
APR
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.