Kurz notiert: Zum Jahreswirtschaftsbericht

Geschrieben von: am 25. Jan 2017 um 14:40

Der Leistungsbilanzüberschuss soll leicht zurückgehen, sagte Noch-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel heute bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts in Berlin.

Er fügte hinzu, dass dieses Ergebnis die EU und OECD freuen dürfte. Wohl kaum. Denn der Rückgang in der Leistungsbilanz wird laut Pressemitteilung mit -0,1 Prozent ausgewiesen. Das bedeutet im Klartext immer noch einen Überschuss von irgendwas bei 270 Mrd. Euro.

Zu sagen, der Außenbeitrag oder besser gesagt, die Verschuldung des Auslands spiele kaum noch eine Rolle, dürfte mal wieder unter die Kategorie Unehrlichkeit oder Fake News fallen. Leider fragt in der Bundespressekonferenz niemand nach der übermäßigen Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Export und den damit verbundenen Verstoß gegen internationale Spielregeln des Handels.

Stattdessen durfte Gabriel sagen, dass Abschottung am Ende alle ärmer mache. Dass Abschottung aber eine legale Antwort auf eben diese dauerhaften Verstöße der Überschussländer sein kann, sieht ein deutscher Wirtschaftsminister natürlich nicht.

Für ihn ist die Welt immer noch in Ordnung. Lohndumping hierzulande scheint es nur am Rande zu geben. Eine Trendwende sei vielmehr geschafft und der Wohlstand für Alle im Prinzip greifbar, wenn da nicht die Gefühle und böse Populisten wären, die das Gute ins Schlechte verkehren.

Übrigens:

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. michael müller  Januar 25, 2017

    Ich warte ja schon eine geraume Zeit darauf, daß irgenjemand in der politischen Klasse über das permanente Importdefizit spricht.Ich behaupte ja, daß er dadurch zustande kommt, weil durch die Lohnstagnation und/oder Lohnsenkungspolitik die Menschen im Lande einfach zu wenig Geld in der Tasche haben.
    Aus dem Niedriglohnsektor, der ja ständig wächst, kommt mit Sicherheit kein Wachstumsimpuls ! Diese Personengruppe wird weder neue Autos kaufen, Eigenheime erwerben geschweige denn eine Familie gründen.
    Der deutsche Ökonom Heiner Flassbeck ist einer der ganz wenigen, der die Austeritätspolitik und den unsäglichen Merkantilismus auf seiner hervorragenden Internetseite „MAKROSKOP“ anprangert. Bedauerlicherweise ist er z. Z. noch ein einsamer Rufer im Walde.